Ansichten eines Informatikers

Mehr als 200 Angriffe auf die Berliner Feuerwehr

Hadmut
8.7.2020 19:53

Zum Stand der Gesellschaft.

Eigentlich habe ich am Briefkasten einen Aufkleber, dass ich keine Zeitungen und keine Werbung haben will. Daran hält man sich aber in Berlin genausowenig wie an alle anderen Regeln. Vorhin die „Berliner Woche” im Briefkasten gehabt, eines von diesen dicken Reklameblättern, die mit ein paar Meldungen so tun, als wären sie eine Zeitung.

Titelseite:

Die Berliner Feuerwehr hat eine Bilanz gezogen und beklagt für 2019 211 Angriffe auf Einsatzkräfte.

Bei diesen 211 Angriffen wurden 35 Feuerwehrleute verletzt.

Kein Wort verliert man dazu, von wem die Feuerwehr angegriffen wurde und was man dagegen zu tun gedenkt.

Als „mögliche Gründe” nennt man „Enthemmung aufgrund von Alkohol und die Anonymität der Großstadt”.

Das kann so aber nicht stimmen. Früher war das genauso anonym, und dass hier und anderswo früher sehr viel gesoffen wurde, dessen bin ich mir auch gewiss. Diese Ursachen sind also nicht neu, haben sich nicht verändert. Wie können sie dann die Ursache für so einen Anstieg sein?

Als ich Kind war, war auch alles anonym, anonymer sogar, weil keine Handys, keine Fotosuche, kein Internet, keine elektronische Bezahlung, keine Überwachungskameras, keine Geldautomaten. Damals war man noch so richtig anonym, da wusste kein Mensch, wer man war und wo man war. Da ist man mit Bargeld in der Tasche rumgelaufen, es wurden keine Autokennzeichen überwacht, Bahnfahrkarten hat man völlig anonym am Schalter gekauft. Niemand, wirklich niemand wusste, wer man ist, wenn man irgendwo herumläuft. (Ich bin letztes Jahr in New York unterwegs erkannt worden.)

Trotzdem gab es das nicht. Das war unvorstellbar, dass man Feuerwehrleute oder Sanitäter angegriffen hätte. Verlogenerweise redet die Presse ständig davon, dass die Grenzen des „Sagbaren” ständig verschoben werden, aber vom „Machbaren” redet sie nie.

Polizisten sind damals einzeln oder zu zweit und in ganz normaler Uniformkleidung herumgelaufen. Die brauchten damals keine Schutzwesten, Schutzhandschuhe, Helme.

Unsere Zivilisation geht kaputt und die erzählen uns, es hätte mit Alkohol und Anonymität zu tun.