Beirut
Das hat aber ziemlich gerummst. [Update]
Satellitenbilder vorher/nachher:
Hi-res satellite imagery of #Beirut explosion. Before and after. (c)@CNES 2020, Distribution @AirbusSpace pic.twitter.com/wE1kJgjIqH
— Jonathan Amos (@BBCAmos) August 5, 2020
The whole image I have is half a gig and shows a vast swathe of Beirut, but the thing that caught my just across from the site of the blast is the ship that has been turned over. pic.twitter.com/djUJDZ3SZT
— Jonathan Amos (@BBCAmos) August 5, 2020
Da hat es ein ganzes Kreuzfahrtschiff umgeschmissen, und das Loch im Boden ist nicht gerade klein. Im Fernsehen kam ein Interview mit einem Libanesen, der sagte, sowas kenne er schon aus dem Krieg, aber da hätten sie 30 Tage Krieg für Vernichtung in dem Ausmaß benötigt. Anscheinend sind wohl noch in 20km Entfernung Scheiben rausgeflogen, in 200 km soll man es noch gespürt haben. Im ZDF sagten sie, der Korrespondent sage, dass in Beirut fast kein Haus mehr Fensterscheiben habe.
Würde mich interessieren, wie sich das zur Halifax-Explosion von 1917 verhält, die bisher als die größte unfallbedingte, von Menschen verursachte nichtnukleare Explosion gilt. Damals wurde eine Kanone einen Kilometer weit geschleudert, ein 520 Kilo schwerer Schaft eines Ankers fast 4 Kilometer weit, die (damals allerdings schlechteren) Scheiben gingen auf bis zu 70 Kilometer zu Bruch.
Stellt sich die Frage: Was machen die mit so einem Haufen Ammoniumnitrat?
Und warum hat das Zeug soviel Energie, wenn schon die Herstellung aus Ammoniak und Salpetersäure stark exotherm verläuft, also da schon viel Energie frei wird. Und dann gleich nochmal beim Rumms? *Staun* Immerhin, es ist umweltfreundlich, es entstehen dabei Wasser, Stickstoff und Sauerstoff, was ich schlicht mit normaler Luft bezeichnen würde und ziemlich erstaunlich finde, dass bei so einer Explosion schlicht Luft entstehen soll: 2NH4NO3 → 4H2O + 2N2 + O2, und alles gasförmig, was der Grund dafür sein soll, dass das Zeug so explosiv ist, weil besonders viel Gas in besonders kurzer Zeit entsteht.
Hört sich klimaneutral an, zumal kein Kohlenstoff beteiligt ist.
Könnte auch diese beachtliche glockenförmige Wolke erklären, die da entstanden ist. Das dürfte dann wohl durch die Ausdehnung und Vermischung abgekühlter und auskondensierter Wasserdampf gewesen sein. Selbstlöschende Explosionen, weil’s dann regnet?
Beachtlich finde ich, dass die libanesische Hisbollah auch in Deutschland Ammoniumnitrat gelagert hatte, wie die ZEIT kürlich schrieb, und was der Grund dafür war, warum man die Hisbollah in Deutschland verboten hat. Was die Deutschen aber nicht selbst bemerkt hatten (oder bemerken wollten), sondern auf einen Hinweis des Mossad entdeckt wurde. Wenn man also eigentlich gar nicht mehr anders kann.
Insofern würde mich jetzt mal interessieren, ob das überhaupt ein Unfall war, oder ob sich da nicht irgendwer gedacht hat, dass die Welt mit ein paar Tausend Tonnen libanesischen Sprengstoffs weniger einfach eine friedlichere wäre. Vielleicht, weil die damit entweder selbst noch was vorhatten, oder weil sie gerade total pleite sind und irgendwer das Zeug an die falschen Leute verkaufen und zu Geld machen könnte.
Update: Ein Leser schreibt mir dazu, dass Reuters schreibt, dass das Zeug da seit 6 Jahren rumliegt und ohne Sicherheitsmaßnahmen gelagert wird,
The head of Beirut port and the head of customs both said on Wednesday that several letters were sent to the judiciary asking for the dangerous material be removed, but no action was taken.
Port General Manager Hassan Koraytem told OTV the material had been put in a warehouse on a court order, adding that they knew then the material was dangerous but “not to this degree”.
“We requested that it be re-exported but that did not happen. We leave it to the experts and those concerned to determine why,” Badri Daher, director general of Lebanese Customs, told broadcaster LBCI.
Two documents seen by Reuters showed Lebanese Customs had asked the judiciary in 2016 and 2017 to request that the “concerned maritime agency” re-export or approve the sale of the ammonium nitrate, which had been removed from cargo vessel Rhosus and deposited in warehouse 12, to ensure port safety.
One document cited similar requests in 2014 and 2015.
Zoll und Hafenverwaltung hatten also schon seit Jahren darauf hingewiesen, dass das Zeug gefährlich ist und wegmuss, am besten wieder exportiert werden solle.
Was für mich umsomehr die Frage aufwirft, ob sich da nicht jemand dachte, ach, solange das so hübsch ungesichert und auf einem Haufen rumliegt, bevor sie das jetzt wieder auseianndernehmen und verteilen und die Sache kompliziert wird…