Die Stärke des Bumms
Ah. Ich hatte gefragt, wie die Seismologen das so sehen.
Da anscheinend der marxistische Schwachsinn, den ich für eine Geographieprofessur beschrieben hatte, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffen noch nicht erreicht zu haben scheint und die sich noch normal äußern können, weist ein Leser auf deren Stellungnahmen hin:
Die verheerende Explosion in Beirut (Libanon) am 4. August um 18:08 Uhr Lokalzeit, bei der mehr als 100 Menschen getötet und Tausende verletzt wurden, haben seismologische und Infraschall-Stationen im Umkreis von mehreren tausend Kilometern Entfernung registriert. Auch Stationen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) empfingen die Signale. An Hand der vorliegenden Daten hat die BGR jetzt die Stärke der Explosion berechnet.
Nach offiziellen Mitteilungen sind bei dem Ereignis in Beirut etwa 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert. Selbst auf Zypern hörten Menschen die Explosion. Der nicht-hörbare Schall der Explosion wurde sogar an Infraschall-Stationen in 9.000 km Entfernung auf den Bermuda-Inseln aufgezeichnet, ebenso an seismologischen und hydroakustischen Stationen im Umkreis bis zu 400 km. Daten dieser Stationen wurden von der BGR analysiert, um die Signale der Explosion zuzuordnen und die Quellstärke abzuschätzen. Anhand der seismologischen Daten kann die Stärke der Explosion nach Berechnungen der BGR mit einer Magnitude von 3,5 abgeschätzt werden. Für die Abschätzung der Stärke der Explosion ist jedoch die Verwendung des Infraschalls besonders relevant. Hier ergibt sich auf Grundlage der Aufzeichnungen an den Stationen eine Ladungsmenge von bis zu 1.100 Tonnen TNT-Äquivalent. Ein Wert, der mit den offiziellen libanesischen Meldungen übereinstimmt, da Ammoniumnitrat als Sprengstoff etwa halb so wirksam ist wie TNT.
Na, das ist doch mal eine vernünftige und brauchbare Aussage.
Und damit ist dann auch klar, dass man die gerade in den Social Media galoppierende Methode, aus einem – völlig ungenau definierten – Zerstörungsradius auf die Sprengkraft einer Atombombe zu errechnender Größe in TNT-Äquivalenten zu schließen, einfach schief geht.
Hört sich übrigens an, als hätten Regierung und Bundesnachrichtendienst bei denen schon angefragt, ob die offiziellen Mengen- und Inhaltsangaben stimmen können. Und die werden geantwortet haben „Nach unserer Vermessung des Bumms kann das stimmen.”