Ach, wie schön war doch der kalte Krieg…
Ich sehne mich so nach dem Kalten Krieg zurück.
Damals galt er als der ultimative Horror. Im Vergleich zu heute war das aber so relativ gesehen eigentlich eine richtig schöne, angenehme Zeit.
Damals gab es den Westen, der war so richtig westlich und fand das auch gut, Männer waren noch Männer, Frauen noch Frauen und Integer hatten noch 16 Bit.
Dann gab es Leonid Breschnew, der nicht nur der Böse war, sondern auch so hässlich, dass das jedem gleich klar war. Wir hatten zwischen den Guten und den Bösen eine ordentliche, stabile Mauer, an der nichts rumzudiskutieren war. Klare Verhältnisse, klare Feindbilder, beide Seiten hatten ihre Atomraketen, SS20, Pershings und so Zeugs, und damit herrschten stabile und klare Verhältnisse.
Spinner hatten wir damals – zumindest im Vergleich zu heute – eher wenige, und die konnten sich prächtig an eben den SS20, Pershings und sowas abreagieren.
Außerdem gab es durch die ständige Bedrohung noch einen Staatsschutz, der sich über seine Aufgaben halbwegs im Klaren war, und irgendwelchen Unterwanderungen entgegentrat, weil die DDR dahintersteckte. Das tut sie heute zwar immer noch, aber damals war es eben ein Grund, dem entgegenzutreten.
Linke Idioten, die RAF, gab es auch damals schon, aber man war sich einig, dass es Idioten waren und man hat sie auf Fahndungsplakate gedruckt und nicht in Talkshows eingeladen.
Geschlechtsprobleme hatten wir keine, wir sind zwischen Playboy und String Tanga aufgewachsen und waren im Ergebnis von Hirn und Geschlechts wegen richtig gesund. In Kino und Radio kam die rattenscharfe Langnese-Werbung mit Ice in the Sunshine und hübschen Frauen in knappen Badeanzügen.
Man konnte frei rumlaufen, seine Meinung sagen, und gegen Sonne haben wir nicht demonstriert, sondern uns das Eis aus der Langnese-Werbung gekauft, sind damit an den Strand gegangen und haben uns hübsche Frauen in knappen Badeanzügen und String Tangas angeschaut.
Und vor allem war das wegen der Machtverhältnisse und überhaupt so wunderbare stabil, verlässlich, robust. Im Vergleich zu heute. Jeder wusste, wer die Bösen waren, eigentlich immer die auf der anderen Seiten dieser Mauer. Ich weiß nicht, ob es auf der anderen Seite der Mauer gutes Eis gab, aber die sind dann gleich ganz ohne knappe Badeanzüge und String Tangas baden gegangen.
Wenn ich so zurückdenke, war es eigentlich eine verdammt schöne Zeit.