Der Playboy des 21. Jahrhunderts: Die persönliche Pornoseite
Ein Zeitphänomen.
Ich hatte ja neulich schon mal erwähnt, dass gerade diese Pornowebseiten aus dem Boden schießen, in denen Frauen für sich alleine, eigenverantwortlich, ohne Chef und sowas, dafür mit Dildo und Vibrator, für zahlende Zuschauer die Beine breit machen, und das dann als täglichen Dauerservice. Oder, wie eine es ausdrückte, als virtuelle Freundin als Dienstleistung.
Die Auslagerung des Sexualpartners in die Cloud, sozusagen.
Zweifellos ist das eine Folge der Corona-Krise, weil nicht nur Prostituierte und Pornodarstellerinnen plötzlich ihr Tagesgeschäft los sind, dringend Einkünfte brauchen, dabei aber – in manchen Ländern eben besonders – an Quarantäne und Ausgangssperren und so weiter gebunden sind, und sich dann überlegt haben, was man denn tun könnte, um noch an ein Einkommen zu gelangen.
Offenbar ist ein großer Markt entstanden, in dem sich Angebot und Nachfrage prächtig gefunden haben.
Warum auch nicht, wenn alle Seiten damit einverstanden sind?
Immerhin scheint das Gewerbe inzwischen regen Zulauf auch aus anderen Branchen zu finden, weil es halt so wunderbar Corona-kompatibel ist, und es eben keinen Porno-Partner (oder Gegner), keinen Zuhälter, keine Regisseur, keinen Chef gibt, sondern man letztlich nur (und alleine) das macht, was man will oder nicht, und sich nicht mit Fremden abgeben muss.
Die Frage ist allerdings, ob das nicht ähnlich wie Spielsucht süchtig macht. Irgendwo kam die Tage eine Sendung über Sex-Süchtige, und zwar nicht welche, die selbst zur Sache gehen, sondern süchtig nach Online-Porno sind. Ein Bordellbetreiber schrieb mir dazu neulich, dass er das sehr deutlich sieht, dass die Leute nicht mehr so aus Lust, sondern aus Sucht ins Bordell gehen. Da wären welche, die könnten nicht mehr anders. Der wollte nur klassisches hübsches Bumsen anbieten und stellt fest, dass es ein Suchtmittel ist.
Jetzt hat die Sache natürlich zwei Seiten.
Auf der einen Seite ist es natürlich schnell und einfach verdientes Geld, man braucht nicht viel an Ausbildung. Für viele ist es wohl eine gute Gelegenheit, unter schwierigen Bedingungen gerade an Geld zu kommen, zumal es eben Corona-günstig den Vorteil hat, dass man es zuhause machen kann und keinerlei körperlichen Kontakt mit Fremden hat.
Zwar schrieben mir einige Leser, dass man das nicht lange machen könne, davon hole man sich einen Dachschaden. (Ich hätte jetzt eher an einen Tennis-Arm oder sowas gedacht, wahrscheinlich hat man nach kurzer Zeit schon eine ordentliche Arm-Muskulatur.) Wenn man aber mal hochrechnet, dass die Spitzenverdienerinnen da 100.000 im Monat machen und sich dazu irgendwo in ein Billigsteuerland setzen können oder die Steuer ja eigentlich auch nicht weiß, von wo sie das machen, hat man damit nach zwei, drei Jahren ausgesorgt und muss eigentlich nie wieder arbeiten, wenn man das dann noch gewinnbringend anlegt. Sagen ja auch manche, dass sie nur das nötigste ausgeben und das Geld alles ins Aktiendepot fließt. Drei Jahre wichsen für die Finanzierung des ganzen Lebens ist so schlecht nicht.
Auf der anderen Seite ist natürlich gerade in so einem Isolationszustand, wie wir ihn gerade haben, die Gefahr sehr groß, dass man damit letztlich nur die Krisensituation anderer ausnutzt und sie süchtig macht, das von derselben Qualität wie Online-Glücksspiele ist.
Porno als Lifestyle
Und sicherlich hat das auch was mit Lifestyle zu tun. Vor ein paar Jahren war es noch unumgänglich, sich im Playboy auszuziehen, wenn man wer sein wollte. Und Sportlerinnen standen da Schlange, weil die Jahre in Training gesteckt hatten und ihren durchtrainierten Körper dann auch mal zeigen wollten.
In Australien gibt es gerade viel Diskussion, weil eine national bekannte Sportlerin, die Surferin Ellie-Jean Coffey, immerhin eine (mehr oder weniger) Prominente, die Branche gewechselt und eine Pornoseite zur Selbstvermarktung aufgemacht hat.
Weil sie damit deutlich mehr Geld verdient.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Welle von Billig-Nachahmern auslösen wird, das zur hygienischen Dienstleistung der nächsten Jahre, aber auch zu einer Inflation führen wird.