Ansichten eines Informatikers

Glocken und Zimtsterne

Hadmut
29.9.2020 1:48

Ein religiöser Eiferer schreibt mir.

Er sagt es nicht explizit, aber anscheinend ein ziemlich katholischer Mensch, schrieb mir in mehreren Mails, dass er mein Blog für inkonsequent und damit unvertretbar hält.

Ich könne nicht einerseits auf die katholische Kirche wegen des Glockenlärms schimpfen und dann trotzdem Weihnachtsgebäck essen. Man könne nicht auf Religion schimpfen und gleichzeitig die Segnungen der Religion annehmen. Atheismus müsse konsequent sein.

Was für ein Schwachsinn.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Zimtsterne, die ich blogbegleitend vertilgte, bei Aldi und nicht bei der katholischen Kirche gekauft habe, fehlte es mir gerade noch, dass ich mir von Religiösen Vorschriften darüber machen ließe, welche Teile des Supermarktsortiments ich konsumieren dürfte und welche nicht. Ganz abgesehen davon, dass ich auch Döner und Baklava esse, ohne Muslim zu sein, und man auch Wasser trinken kann, obwohl schon Leute ertrunken sind.

Weihnachtsgebäck geht zwar auf die Klöster zurück, aber nicht wegen der Religiosität, sondern weil die Kirche korrupt und die Klöster reich genug waren, sowas machen zu können.

Und warum man nur dann Kekse aus dem Supermarkt essen dürfe, wenn man Lärm in gehörschädigender Lautstärke kommentarlos hingenommen hat, erschließt sich mir auch nicht. Und ich verbiete als Atheist ja auch den Katholiken nicht, Hosen zu tragen, weil sie religionsfreien Ursprungs sind.

Davon ganz abgesehen sprechen viele Quellen davon, dass es das Weihnachtsgebäck schon vor dem Christentum gab, die das also keineswegs erfunden haben, aber die Kirche als Mafiaorganisation dann als einzige über genug Geld verfügte, das Zeug im großen Maßstab herzustellen. Siehe etwa hier. Insofern sollte man eher fragen, wie die Kirche eigentlich dazu kommt, Kulturgüter als ihre Monopol zu übernehmen und zu betrachten. Übrigens sind auch Uhren keine religiöse Sache, obwohl lange Zeit nur Kirchturmuhren die Zeit anzeigten.

Ich halte nicht viel von Religion. Um es sehr diplomatisch auszudrücken.

Derartige Zuschriften sind gar nicht geeignet, meine Bewertung derselben zu heben.

Im Gegenteil halte ich die Auffassung, dass man Massivbelästigungen wie Lärm im Bereich der Schmerzgrenze und oberhalb des gesundheitlich vertretbaren hinzunehmen habe, um Alltagshandlungen vornehmen zu dürfen, die man auf alle Zeit für gepachtet hält, für eine ziemliche Unverschämtheit.

Man muss auch keiner Kinderschändung hinnehmen, um Weihnachtslieder singen zu dürfen.

Es ist auch nirgends beschrieben, dass Jesus einen solchen Höllenlärm veranstaltet hätte. Den hätten sie sonst auch viel früher gekreuzigt.

5 Punkte Abzug für Katholiken.

Ich glaub’, es hackt.