Ansichten eines Informatikers

Keine Reisefreiheit für Impfgegner

Hadmut
29.11.2020 15:41

Leser fragen – Danisch überlegt noch.

Zuerst hat ja die australische Fluglinie Qantas (wer sich wundert, warum mach dem Q kein u kommt: Das ist das Acronym für Queensland and Northern Territory Aerial Services) angekündigt, nur noch geimpfte Fluggäste mitzunehmen.

Dann hieß es, andere Fluglinien würden das übernehmen wollen, nachdem die sich ja sowieso untereinander auf möglichst einheitliche Bedingungen absprechen.

Nun schreibt mir ein Leser einen Verweis auf diesen Telepolis-Artikel: Keine Reisefreiheit für Impfgegner

Internationaler Flugverband IATA arbeitet an Einführung von digitalem Corona-Impfpass. Nur wer sich das Vakzin initiieren lässt, dürfte dann noch fliegen

Schlechte Nachrichten für Impfgegner im Allgemeinen und Gegner der Corona-Impfungen im Speziellen: Die International Air Transport Association (IATA), der 1945 in Havanna, Kuba, gegründete Dachverband der Fluggesellschaften, prüft die Einführung eines Impf-Reisepasses. Die entsprechende Infrastruktur für ein solches System werde derzeit aufgebaut, bestätigte IATA-Geschäftsführer Alexandre de Juniac der US-Zeitung The Hill.

Wer sich eines der derzeit in der Testphase befindlichen Vakzine verabreichen lässt, soll demnach offenbar in eine Datenbank aufgenommen werden. Die Informationen aus dieser Datenbank würden mit den Daten des konventionellen Reisepasses verbunden und könnten parallel abgerufen werden, berichtet The Hill.

“Der digitale Gesundheitspass würde die Test- und Impfstoffinformationen eines Passagiers enthalten und Informationen für Regierungen, Fluggesellschaften, Labors und Reisende verwalten und überprüfbar machen”, heißt es in dem Artikel.

Dieser digitale Impf-Reisepass, so hofft man bei der IATA, könnte potentiellen Reisenden die Angst vor dem Fliegen in Pandemiezeiten nehmen und den brachliegenden weltweiten Massentourismus schnell wieder reaktivieren. Derzeit hat zwar noch kein Land die Einreise von einem Impfschutz gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 abhängig gemacht. Entsprechende Debatten aber laufen vor allem in Australien und Neuseeland oder auch anderen Staaten, die das Virus bislang gut unter Kontrolle gehalten haben.

Allerdings hat sich die Frage nach Einreiseregelungen und Impfschutz auch noch gar nicht gestellt, weil die großen Kontrollbehörden, die U.S. Food and Drug Administration (FDA) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) noch keinen Impfstoff zugelassen haben.

Ob das dazu dient, will der Leser wissen, Impfgegner vom Fliegen abzuhalten.

Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig.

Möglicherweise hat das gar keinen politischen oder medizinischen Hintergrund, sondern einen rein verkaufsmäßigen, weil man sich wahrscheinlich überlegt haben und vielleicht sogar Umfragen gemacht haben wird, wie man aus der Krise wieder rauskommt und am ehesten wieder Flugtickets verkaufen könnte. Man könnte dann zu dem Ergebnis kommen, dass man mit der Methode „Nur Geimpfte” mehr Gäste bekommt als mit „Uns egal, kann jeder rein”, weil man damit nur einen Teil der Bevölkerung anspricht, der dann aber keinen schweren Hinderungsgrund mehr hat. Spatz in der Hand und Taube auf dem Dach.

Der andere Punkt könnte sein, dass kein Mensch gerade überblicken und prognostizieren kann, wie sich die Länder verhalten werden. Was, wenn man den Leuten jetzt ein Ticket verkauft, die dann aber am Zielland nicht reingelassen werden und die Fluglinie verpflichtet wird, die wieder zurückzuschaffen? Das ist wirtschaftlich zu riskant.

Wenn man drüber nachdenkt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass – unabhängig davon, was man von der Impfung hält – nur so ein zwar viel zu kleiner, aber immerhin stabiler, verlässlicher Geschäftsbetrieb in Aussicht stehen kann. Es kann ja sonst jederzeit wieder irgendwo einen Shutdown geben, oder die Kunden einfach wegbleiben.

Mich stört’s jetzt eigentlich nicht.

Ich habe zwar vor, 2021 mindestens zwei Flugreisen zu unternehmen, wenn es sich machen lässt, auch um das nachzuholen, was ich 2020 vorhatte, aber derzeit tendiere ich auch dazu, mich impfen zu lassen. Nicht gleich sofort, da ich ja auch nicht zu den Bevorzugten und Wichtigen gehöre, und mir dann auch mal anschauen werde, wie es denen danach geht, und auch sammle, was ich bis dahin an Informationen bekomme. Aber meine derzeitige Reiseplanung beruht darauf, dass ich mir im Frühjahr eine (hoffentlich wirksame) Impfung verpassen lasse.

Insofern ist mir das dann auch lieber, nur mit Geimpften im Flieger zu sitzen, weil die Wirksamkeit ja auch nur bei 90% liegen soll.

Deshalb tendiere ich dazu, dem Plan auch zuzustimmen. Nach meinem derzeitigen unzureichenden und lückenhaften Laienwissen erscheint mir das naheliegend.

Um aber auf die Frage des Lesers zurückzukommen:

Ich glaube nicht, dass die das tun, um Impfgegner vom Reisen auszuschließen. Den Fluglinien geht es gerade so dreckig, dass die sich das nicht leisten können, beim Fliegen wählerisch zu sein, wessen Geld sie nehmen, und die versuchen ja verzweifelt, die Flieger vollzukriegen. Das ist denen ziemlich sicher weitestgehend egal, wie einer politisch drauf ist, solange der zahlt, sich ruhig hinsetzt und nicht stört.

Wenn schon, dann würde ich eher die umgekehrte Frage stellen:

Überlegt mal, ob man nicht der politischen Opposition die Impfgegnerei untergejubelt hat, um sie aufs Abstellgleis zu fahren.

Denn das ist doch auch außerhalb der Fliegerei gerade die große Argumentationsschiene. Wären jetzt alle einheitlich Impf-Fans, dann hätten die ja gerade gar nichts mehr, womit sie auf Rechten rumhacken können.