Feuerwehrautos!
Richtiges Männerspielzeug.
Ich hatte ja als Kind schon einen Faible für Feuerwehrautos. So ein kleines bisschen habe ich mich gefühlt wie Grisu, der kleine Drache. Gut, der wollte Feuerwehrmann werden, während mich nur die Feuerwehrautos interessiert haben. Aber ich finde die einfach beeindruckend, weil die auch in Stil, Aufmachung, Bauart und Ausrüstung immer viel über das jeweilige Land sagen. So gleich, wie man meint, sehen die nämlich nicht aus. Ein Brüller sind die natürlich besonders in den USA, und die Konsole, auf der die Pumpen bedient werden, ist halt schon was für Edelmaschinisten. Auch akustisch sagen die dort ja mit ihrem zusätzlichen Määääp! ein „Platz da, jetzt komme ich!”.
Deutsche Feuerwehrautos haben auch etwas ganz besonderes, denn ich kenne wenige Länder, deren Feuerwehrautos so sachlich, nüchtern, schmucklos (bis auf die neueren Lackierungen), quaderförmig auf Funktion und Effizienz getrimmt sind. Auch der Sound sagt manches über das Land, wie schon angesprochen. Während die amerikanischen schon sehr nach Action und Held klingen, finde ich, dass die deutschen mit ihren Pressluftfanfaren einfach am zuverlässigsten klingen. Würde ich fotografieren oder filmen wollen, wünschte ich mir, ein amerikanisches Feuerwehrauto käme vorbei. Wäre ich dagegen in einer Notlage und bräuchte dringend Hilfe, würde ich mir ein deutsches erhoffen. Suchte ich dagegen einen Job bei der Feuerwehr, käme mir auch ein neuseeländisches nicht ungelegen (die plakatieren nämlich ihre Feuerwehrautos mit Stellenanzeigen der Feuerwehr, zumindest in Auckland, allerdings klagte man mir da auf dem Land, dass die freiwillige Feuerwehr die Dinger nicht pflegt und putzt, sondern sie nach einem Brand einfach dreckig wieder in die Halle stellt.)
Ich habe mich mal mit einem Feuerwehrmann darüber unterhalten. Der verriet mir, dass der Klang besonders wichtig ist. Selbst dann, wenn sie ihre Hörner eigentlich gar nicht brauchen, weil die Straße frei ist und sie gleich am Ziel sind, schalten sie sie kurz vor der Ankunft auf jeden Fall alle ein um richtig Lärm zu machen. Nicht nur, damit die Leute Platz machen (was heute allerdings leider manchmal das Gegenteil bewirkt, weil sie alle kommen um zu gaffen und filmen), sondern weil man nachgewiesen hat, dass das die Überlebenschancen steigert, wenn die Leute in Notsituation und schwerverletzt hören, dass jetzt so richtig professionell Hilfe naht. Deshalb sei es auch wichtig, dass sie da immer etwas militärisch auftreten und Kommandos gebrüllt werden, denn die Leute fühlen sich dann gerettet und halten eher durch. Ihm selbst sei es mal passiert, dass er auf einer italienischen Autobahn einen Motorradunfall hatte und Rettungswagen und Notarzt sofort kamen, aber ohne Horn und irgendwie in zivil aussehenden Fahrzeugen. Obwohl er sagen muss, und es beurteilen kann, dass die alles richtig gemacht und ihn schnell, effektiv und tadellos gerettet haben, kam er sich da schrecklich verloren und billigversorgt, irgendwie als Opfer und Verletzter nicht ernst genommen vor, weil die da zu zivil und normal aufgetreten seien. Deshalb sei es richtig wichtig, Leute nicht nur zu retten, sondern auch entsprechende „PR” zu machen. Seit seinem eigenen Unfall achte er besonders auf sowas.
Ähnliches habe ich im Feuerwehrmuseum in New York gelernt. Dort hatte man beschrieben (ich hatte das schon angsprochen) wie die amerikanischen Feuerwehrhelme entstanden sind. Das sind ursprünglich normale Hüte mit einem Feuerwehrschildchen drauf. Denn zunächst hatte man die Taktik verfolgt, bei einem Brand eines Wohnhauses das Haus an sich aufzugeben, weil man es ohnehin nicht löschen konnte, dafür aber mit Säcken in das brennende Haus zu rennen um soviel bewegliches Hab und Gut zu retten, wie möglich. Die hohe Mortalitätsrate ließ sie bald davon Abstand nehmen. Danach gingen sie zum Gegenteil über, weil sie inzwischen Dampfspritzen hatten, und haben die Häuser überhaupt nicht mehr betreten, sondern nur noch von außen mit Wasser gelöscht. Dazu brauchten sie überhaupt keine Schutzausrüstung, mussten aber als Respektsperson auftreten und erkennbar sein, um Anweisungen geben und die Leute Platz machen zu lassen. So entstanden solche großen Angeberhüte, auf denen vorne ein großes Schild war „Ich komme von der Feuerwehr, Feuerwache Nr. sowieso”. Erst als die Deutschen (Draeger!) Atemschutzgeräte für Bergwerke entwickelt hatten und drauf gekommen waren, dass die auch bei Bränden gute Dienste leisteten, ging man wieder dazu über, in die brennenden Häuser reinzugehen und machte sich dann Schutzausrüstungen. Bis dahin waren die Hüte aus Filz und die Wassereimer aus Leder. Dann hat man sich die Hüte daraus gemacht die zum Nackenschutz hinten verlängert. Deshalb haben amerikanische Feuerwehrleute diese eigentümlichen Feuerwehrhelme. Und die sind eben entstanden, weil die sich Respekt verschaffen und signalisieren mussten, dass man schnellstens Platz zu machen hat, und deshalb auch diese Sirenen. Das waren nämlich im Prinzip dieselben Sirenen, die wir hier als Handsirene an Schulen haben, vorne auf das Feuerwehrauto geschraubt, Kurbel dran. Der Beifahrer musste kurbeln. So entstand dieses charakteristische Geheul amerikanischer Feuerwehrautos.
Wie ich jetzt drauf komme?
Die Sendung mit der Maus, die so ziemlich einzig verbliebende ernst zu nehmende Sendung des WDR (die mir auf Anhieb einfiele), hatte getwittert, dass bald ihre Spezial-Sendung über den Bau von Feuerwehrautos (eine Drehleiter) wieder kommt. Da wird Schritt für Schritt erklärt, wie man aus einem nackten LKW-Fahrgestell ein Drehleiterfahrzeug baut. Auch wie die Leitern gemacht werden. Es gibt auch noch eine längere Version.
In Karlsruhe.
Da dachte ich mir, Hoppla, die Fabrik kenne ich doch (von außen). Denn da wo die steht, waren früher direkt nebendran ein Elektronikmarkt und ein Baumarkt, bei denen ich oft eingekauft habe, und vom Parkplatz aus konnte man immer die Feuerwehrautos sehen, die vor der Feuerwehrautofabrik standen. Beide gibt es schon lange nicht mehr, da sind jetzt ein Fahrradhandel und ein Supermarkt (in beiden habe ich sogar noch mal eingekauft, bevor ich Karlsruhe endgültig verlassen habe), aber die Fabrik für Feuerwehrautos gibt es immer noch, und da haben die die Sendung mit der Maus gemacht. Urdeutsch: Die Feuerwehr, deren Feuerwehrauto sie da in der Entstehung gefilmt haben, wollte gerne eine Aufkleber mit der Maus auf dem Feuerwehrauto. Weil bei Feuerwehrautos aber nur die Farben schwarz, weiß und rot erlaubt sind, die Maus aber orange ist, brauchten sie eine Sondererlaubnis, um den kleinen Aufkleber auf das Auto zu pappen. (Wie gesagt: In Auckland fährt die Feuerwehr mit großen Stellenanzeigen auf den Feuerwehrautos rum.)
Und wie ich so gucke und google und mich wundere, warum ich in Erinnerung hatte, dass die Fabrik Metz gehört, dort nun aber Rosenbauer sitzt (anscheinend gehörte die Fabrik mal Metz, sie ist ja auch in der Carl-Metz-Straße, oder Metz gehört zur Rosenbauer Group oder sowas), jedenfalls bin ich auf ein Video gestoßen, wonach sie damit werben, dass sie die weltweit modernste Drehleiterfertigung haben, ganz neu vom September 2020 (und neuer als in der Sendung mit der Maus.)
Die Musik ist jetzt nicht so meins, aber ich finde, Männer müssen einfach wissen, wie man Feuerwehrdrehleitern baut.
Wisst Ihr, was mir dabei aufgefallen ist?
Ich mache doch meine Genderhausaufgaben. In den ganzen Videos über die Herstellung von Feuerwehrleitern habe ich nur eine Frau gesehen. Die schraubt da die Scheinwerfer am Korb an. Und dann kamen noch die von der Kantine und haben dort Buletten verkauft.
Alles andere machen ausschließlich Männer.