Ansichten eines Informatikers

Ich hab den Beruf verfehlt

Hadmut
2.1.2021 18:47

Sozialwissenschaftler hätt’ ich werden sollen.

Ist zwar schwachsinnig und man Mitglied bei den Grünen werden, aber die vielen Fernflugreisen und Parties sind schon geil:
Sehr, sehr lesenwerte Bekenntnisse eines Sozialwissenschaftlers.

Das Neue Jahr ist gute Gelegenheit, einmal danke zu sagen, danke an alle, die arbeiten und Steuern bezahlen. An alle, die sich für die Hälfte meines eigenen Gehaltes morgens um sechs an die Ladentheke, ans Fließband oder an den Bahnsteig stellen, die sich hinters LKW-Steuer setzen oder ihre Frühschicht auf der Krankenstation beginnen. Bei mir beginnt die Arbeit eher so gegen neun. Nicht, dass ich unterbeschäftigt wäre, aber ich kann es mir selbst einteilen und niemand schaut mir auf die Finger. Was ich erwähnen sollte: Ich bin Sozialwissenschaftler mit einer unkündbaren, gut bezahlten Stelle an der Uni. Meine Arbeit besteht vorwiegend aus Dingen, die mich interessieren und mir Spaß machen. Mein Dank gilt deshalb denjenigen, die nicht nur all die anderen, weniger spannenden Dinge erledigen, die eben getan werden müssen, sondern auch noch mit ihren Steuern meine Stelle finanzieren.

Wie ich so oft sage: Nutzloses Gesindel, das auf Kosten anderer lebt, dann auf Kapitalismus schimpft und auf links macht.

Zu den Annehmlichkeiten meines Jobs gehören neben den flexiblen Arbeitszeiten die regelmäßigen Konferenzreisen (ok. durch Corona vorübergehend ausgesetzt), mal nach Toronto, mal nach San Francisco. Auch Rio war schon dabei, Stockholm, Wien und Madrid sowieso. Man trifft dort Leute, mit denen man sich austauschen kann, und es bleibt auch genug Zeit, um sich ein bisschen umzusehen. Abends trifft man sich mit den Kollegen zum gepflegten Plausch und zum Networking beim Italiener oder im Steakhouse.

Ja, kenn ich von Informatiker-Konferenzen. Aber ich durfte da zu Uni-Zeiten nie hin, ich war dann später mal dort, als ich das alles selbst zahlen musste.

Zu den Highlights solcher Reisen gehören die Partys, die fester Bestandteil aller Konferenzen sind – wie bei grünen Parteitagen, die ich auch recht gerne besuche. Als Sozialwissenschaftler ist man natürlich bei den GRÜNEN, das versteht sich von selbst. Bei der letzten Parteitagsparty gab es reichlich Freibier, und die Musik war wirklich super. Ska Keller mit ihren Mädels gab ordentlich Gas, Annalena stand lässig an der Bar und Robert mischte die Tanzfläche auf. Bei den sozialwissenschaftlichen Konferenzen ist die Musik nicht ganz so toll und auch die Mädels sind nicht so spannend, aber dafür sind die Locations besser: mal ein bekanntes Opernhaus, mal das Hilton, mal ein Club mit leckerem Caipirinha.

Ja, kenn ich. Ist wirklich so. Gut, bei den Informatikern gibt’s weniger Mädels, aber ansonsten stimmt’s. Aber ich musste immer selber zahlen. Ich war ja nicht mehr an der Uni.

Das Beste an meinem Job ist aber, dass ich zur Kaste der Intellektuellen (im weiteren Sinne) gehöre. Das heißt, ich verdiene nicht nur überdurchschnittlich gutes Geld, sondern ich genieße auch gesellschaftliche Anerkennung. Wir Intellektuellen produzieren nämlich keine schnöden Güter oder triviale Dienstleistungen, sondern Sinn – oder zumindest erwecken wir den Anschein. Wir sind die Priester der Gegenwart, die dem Rest der Gesellschaft erklären, wo es lang geht.

Wir, das sind die Geistes- und Sozialwissenschaftler, die Journalisten, insbesondere die öffentlich-rechtlichen, und die gehobenen Chargen in der Verwaltung, in Think Tanks, bei der EU und im NGO-Sektor. Kurz, der staatlich-mediale Komplex. Unseren Aufstieg zur dominanten gesellschaftlichen Schicht hat der Soziologe Helmut Schelsky schon in den 1970er Jahren als die einschneidendste soziale Umwälzung der Nachkriegszeit beschrieben. Im Zuge dieser Umwälzung sind, nach und nach, unsere Werte und unser Lebensstil für alle anderen zum verbindlichen Maßstab geworden.

Damit haben sich die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse umgekehrt. Früher galt praktisches Geschick als vorbildlich, während Intellektuelle als linkisch und weltfremd belächelt wurden. Produktive Arbeit verschaffte Anerkennung. Nun gilt sie als inferior, als ausbeuterisch, als umweltverschmutzend, klimaschädlich oder schlicht stupide. Als Ergebnis dieser Werteverschiebung bezahlt die arbeitende Bevölkerung nun nicht nur Steuern, die den Laden am Laufen halten, sondern sie bewundert diejenigen, die auf ihre Kosten leben.

Schön gesagt und treffend beschrieben.

Der Schlüssel unseres Aufstiegs lag, wie Schelsky es beschrieben hat, in der systematischen Entwertung produktiver Tätigkeit: „Die Rücksicht auf materielle Bedürfnisbefriedigung und auf Produktion von Gütern des Alltags, auf produktive Arbeit und Leistung, wurde in ihrer stets ungenügenden Alltagsbemühung als inferior bewertet gegenüber dem geistlichen Vorgriff auf das Ganze der Lebenserfüllung.“ Was er damit sagt ist: Ihr, das steuerzahlende Fußvolk, seid gegenüber uns, den Intellektuellen und Sinnproduzenten, in Euren Werten und in Eurer Lebensweise minderwertig. Unsere Werte setzten sich durch, Eure wurden verdrängt. […]

Wir haben dafür gesorgt, dass Soziologen, die gesellschaftliche Machtstrukturen offenlegen, auf dem Abstellgleis landeten. Bejubelt wurden solche, die sich wie Habermas dem neuen Hegemon andienten und die tatsächlichen Machtverhältnisse in den Nebel neomarxistischen Geschwurbels hüllten.

Naja, das hat schon auch mit Lenin zu tun: Eine korrupte, nichtsnutzige, dekadente Kaderpartei, die das Volk ausplündert, nur eben mit modernen Mitteln neu formuliert. Sowas wie Stalin oder DDR, nur in digital.

Schließlich geht es uns vor allem um eines: Unseren Status und unsere Privilegien so weit wie möglich abzusichern.

Dämmert es langsam? Klimarettung, Verkehrswende, Energiewende, Einwanderung? Na? Richtig, das alles dient vor allem diesem einen Zweck: Den produktiven Sektoren der Gesellschaft unsere Wahrheit, unsere Werte und unsere Weltdeutung überzustülpen und sie so weit wie möglich zu schwächen, damit niemand auf die Idee kommt, unseren Status infrage zu stellen. Mit dem Klimagetöse sorgen wir dafür, dass Eure Mobilität und Eure Lebensgewohnheiten immer teurer werden – und generieren nebenbei Einnahmen, mit denen wir unsere Machtbasis, den staatlich-medialen Komplex, weiter ausbauen können.

Wir setzen Euch Migranten vor die Nase, die Eure Lebensweise genauso verachten wie wir, die Euch Konkurrenz um Arbeit und Wohnraum machen, und die Ihr obendrein noch alimentieren müsst. Wir zerstören die sozialen Strukturen, in denen sich noch Reste von Bodenständigkeit, von muffiger Tradition und biederer Bürgerlichkeit erhalten haben.

Dass die CO2-Steuer eine Linken-Abgabe ist, weil das Geld letztlich nur bei denen landet, ist bekannt. Wir fördern endlos Frauen, Klimaheinis, Migranten, und das einzige Ergebnis ist, dass das Geld futsch ist und sie weiteren Schaden anrichten.

Wir, die Ihr mit Eurer Arbeit finanziert und die sich über Euch erheben, die nicht nur von Euren Steuern leben, sondern auch noch Eure Lebensweise zerstören und Eure Werte verachten, wir geben uns als Eure Freunde aus, Eure Verbündeten. Und Ihr fallt darauf herein. Alle fallen darauf herein, gerade auch die Konservativen und Liberalen, die uns, den linken Intellektuellen, zwar noch nie über den Weg getraut haben, denen es aber wegen ihres anti-marxistischen Reflexes nicht in den Sinn kommt, unseren Status als das zu deuten, was es ist, nämlich als Ausdruck eines Klassengegensatzes. Für diejenigen, die uns noch am ehesten gefährlich werden könnten, ist das Thema Klassenkampf tabu. Es ist zum Brüllen: Die ideologische Brille der Konservativen und Liberalen arbeitet für unsere Zwecke und für die Interessen unserer Intellektuellen-Kaste. Wahrscheinlich deshalb kapitulieren immer mehr von ihnen und konvertieren zu unserem Dogma. […]

Roger Schelske ist Politikwissenschaftler.

Ist das nicht genau das, was ich seit Jahren schreibe?

Es gibt ein Detail, was daran nicht stimmt.

Unser Problem sind nicht die rotzverlogenen, betrügerischen, kriminellen Geisteswissenschaften.

Unser Problem sind die Dummen, die sie auch noch wählen.

Und wisst Ihr, wer eine Hauptverbindung zwischen den verlogenen Geisteswissenschaftlern und den Dummen, die sie wählen, ist?

ARD und ZDF.