Das ZDF und die Kochshows
Auch so ein öffentlich-rechtliches Versagen. [Update]
Wir haben jetzt nahezu ein Jahr Corona-Krise. Ende Januar 2020 hatte ich im Blog geschrieben, dass Masken schon nicht mehr uneingeschränkt verfügbar sind und nach China weggekauft werden, Anfang März ging das dann hier los.
Ich hatte ja erzählt, dass ich tagsüber beim Arbeiten im stillen Home Office manchmal ganz gerne den Fernseher nebenbei leise laufen lasse, weil mir das wegen meines Tinnitus etwas angenehmer ist, wenn es nicht immer so völlig still ist.
Irgendwann hat man den Eindruck, das ZDF besteht nur noch aus Kochwettbewerben, Bares für Rares bis zum Erbrechen, und den ewig fast gleichen Soap-Krimis, und abends Talkshow-Geschwätz.
Das Erste dagegen besteht aus endlosen Quizshows, in denen völlig Ahnungslose versuchen, die Antworten auf völlig belanglose und bedeutungslose Fragen möglichst theatralisch zu erraten. Und abends Talkshows.
Schrecklich.
Ich verstehe auch nicht, was daran 8 Milliarden im Jahr kosten soll. Alles nur billiges Sparprogramm.
Was mir gerade durch den Kopf ging:
Ich bin ein hundsmiserabler, wirklich lausiger Koch. Aber seit März 2020 habe ich vielleicht dreimal extern gegessen und fünfmal was unterwegs zum Mitnehmen gekauft, den Rest zuhause gekocht. Zwar durchaus mit Abwechslung und genießbar, aber auch nicht gerade toll, eher einfach.
Wäre das nicht toll gewesen, wenn man statt der bekloppten Kochwettbewerbe oder irgendwelchen Mustergerichten mit Gefasel nicht einfach mal für alle, die jetzt zuhause festsitzen und sich aus dem Supermarkt versorgen müssen, mal so richtig systematisch und von Null auf, wie in einer ordentlichen Kochausbildung, Schritt für Schritt die Grundtechniken und die etwas fortgeschrittenen Sachen erlernt und das online stellt?
Und das muss ja nicht nur diese herkömmliche deutsche oder französische Küche sein, das wäre doch auch was für asiatische oder arabische Köche. Ist ja auch sehr lecker.
Ich habe hier ein ganzes Schränkchen voller Kochbücher, und online gibt es Kochrezepte ohne Ende, dazu unfassbar viele Videos auf Yotube und so weiter, aber das ist immer nur so „wie macht man X”, nicht „wie lerne ich mal systematisch das Kochen”.
Ich kann mich erinnern, dass in irgendeiner dieser bildungsnutzlosen Schwafel-Kochshows irgendeiner dieser Spitzenköche mal sagte, dass es so Grundprinzip der dicken Gemüsesuppe gibt und das für ganze Reihe von Gemüsen gleich angewendet werden kann. So etwas finde/fände ich viel, viel interessanter als das ganze Kochwettbewerbsgeschwätz. Zum Hunderttausendsten Mal sieht man, wie einer untersucht, ob das Fleisch auf den Punkt gegart ist, aber auf die Idee, einfach mal zu erklären, wie man das am besten macht (ohne aufzusäbeln und reinzugucken oder irgendwelchen modernen Thermometern zu hantieren) sagen sie nicht.
Ich kenne viele, die auf Thermomix und Nachbauten stehen und einfach das machen, was da im Display angezeigt wird. Kann man so machen. Gefällt mir aber nicht. Zumal ich schon zu viele Küchengeräte rumstehen habe, die alle Platz wegnehmen.
Schaut man sich aber Profiköche an, dann nutzen die nur wenige Spezialgeräte (zum Dämpfen und sowas), und arbeiten sehr viel handwerklich mit Grundhandwerkszeug wie Messer, Topf, Pfanne, Herd, Ofen. Ich hatte mir sogar mal vor einiger Zeit ein sündhaft teures Kochbuch gekauft (>100 Euro), das als das Standardwerk beworben wurde und sogar eine DVD dabei habe, auf der ein französischer Spitzenkoch nicht ein bestimmtes Gericht zeigt, sondern systematisch die Grundtechniken vorführt. War aber enttäuschend. Er mag ein begnadeter Koch sein, aber vor der Kamera fühlt er sich nicht wohl. Trotzdem: Es gefiele mir besser, wie in einer Kochausbildung, das alles wirklich mal von grundauf zu lernen und nicht nur irgendwas zusammenzurühren.
Einfach mal so grundsätzliches: Ich stelle zum Braten den Herd auf Stufe x und beurteile das dann so nach Gehör, ob das Bratgeräusch so passt, obwohl ich im Küchenregal ein Infrarotthermometer habe und damit kontaktlos messen könnte, wie heiß die Pfanne tatsächlich ist. Schon mal ein Kochrezept mit einer Pfannentemperaturangeabe gesehen? In den Shows stellen sie immer fest, ob das Fleisch auf den Punkt gebraten ist, aber wie man das nun schön macht (anstatt wie ich in der Pfanne aufzuschneiden und reinzugucken, was man dann aber nicht so wirklich servieren kann, und was auch nicht immer so klappt), sagen sie nicht.
Wäre das für die Corona-Krise nicht was gewesen, mal einen richtig ordentlichen, handwerklichen fundierten und systematischen Kochkurs zu machen, zu dem man auch rechtzeitig auf der Webseite sehen kann, was man an Zutaten und Gerätschaften braucht, um das dann nachzukochen?
Ich hätte das für sinnvoller gehalten als diese endlosen schwachsinnigen Kochshows. Dann hätte man nach so einer Corona-Pandemie sagen können, dass man ordentlich und gesund kochen gelernt hat.
Hieß es nicht immer, dass die Deutschen das Kochen verlernen und kaum noch kochen können?
Update: Eine Leserin schreibt, beim NDR gäbe es sowas.