Hat nicht ganz geklappt mit der Enthaltsamkeit
Von guten Vorsätzen und ihrer Erfüllung.
Ich hatte letztes Jahr ziemlich viel Zeugs im Internet gekauft. Einmal wegen Corona, aber auch, weil mal wieder ein paar Dinge technisch auf den Stand zu bringen war und ich das noch im Steuerjahr 2020 unterbringen wollte. An manchen Tagen hat der Bote mir drei, vier Pakete gebracht (was sich nach mehr anhört, als es tatsächlich war, weil ich fast nur ganz kleine Dinge bestellt habe, die sie aber in großen Schachteln liefern. Und ich habe die Angewohnheit, die Schachteln immer einige Tage oder auch mal zwei, drei Wochen aufzuheben, falls man Ding zurückschicken muss, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist. Und dann war in der Weihnachtszeit der Altpapiercontainer wieder mal überfüllt (obwohl sie diesmal sogar einen zweiten dazugestellt hatten), und so hatte ich dann im Eingangsbereich der Wohnung an manchen Tagen Berge von Kartons stehen – und selbst unter Corona-Verhältnissen öffnet man ja ab und zu mal die Tür, für den nächsten Postboten oder weil die Nachbarn ein Paket abholen, das man für sie angenommen hat, und die haben schon ganz komisch geguckt. Insgesamt mehr neues Zeug gekauft, als ich eigentlich sofort in meine geistigen Arbeitsabläufe aufnehmen kann, ein paar Dinge stehen auf „standby”, damit ich mich damit mal näher befasse. Andere waren einfach Home-Office-erforderlich. Da braucht es auch mal die eine oder andere Sache.
An Silvester hatte ich mir überlegt, welchen völlig nutzlosen und nie einzuhaltenden Fake-Vorsatz man sich denn für das neue Jahr mal nehmen könnte, um dann zu schauen, ob man ihn drei oder sogar vier Tage durchhalten kann.
Ich kam zu dem Entschluss, mal einen ganzen Monat lang gar nichts außer Lebensmitteln zu kaufen und insbesondere nicht online zu bestellen.
Hat – fast – funktioniert.
- Als hier in Berlin die FFP2-Masken Pflicht wurden, habe ich noch eine Packung nachbestellt.
- Bei einem meiner Telefone ist das Gehäuse aufgegangen wie ein Hefekuchen, weil sich der Akku aufgebläht und die Rückwand vom Gehäuse gedrückt hat. Sowas geht gar nicht, aufgeblähte Akkus sind gefährlich und müssen sofort aus dem Betrieb gehen und vom Strom getrennt werden. Da habe ich einen Ersatz-Akku bestellt.
Aber ansonsten habe ich es durchgehalten. Außer für Essen und die üblichen Dauerkosten – Versicherungen und sowas kommen ja gern am Jahresanfang – mal einen Monat lang nichts ausgegeben. Und schon bekomme ich reichlich Mail von Online-Händlern, ob ich nicht doch das oder jenes kaufe möchte, dies sei gerade im Angebot, und ich hätte ja noch Dinge im „Einkaufskorb” liegen, die solle ich keinesfalls vergessen. Und doch: Die Kauflust ist dahin.
Ich weiß allerdings schon, dass ich das im Februar nicht schaffe, weil ein paar Dinge beruflich erforderlich sind.
Aber letztlich hat das Corona-Jahr 2020 samt ausgiebigem Fernurlaub in Transbalkonien dazu geführt, dass ich eigentlich alles (beschafft) habe, was zu benötigen absehbar war, und ich tatsächlich vor dem volkswirtschaftlichen Problem stehe, 2020 so viel Zeugs gekauft zu haben, dass ich eigentlich nicht mehr groß sehe, was ich – bis auf besagte berufliche Erfordernisse – eigentlich gerade nicht sehe, was ich noch brauchen könnte. Im Gegenteil wäre ich erst mal damit beschäftigt, alle die Dinge zu benutzen (und zu beherrschen!), die ich schon habe. Insofern gehe ich davon aus, auch weiterhin erst mal nur Lebensmittel, unbedingt Erforderliches und Ersatz für Defektes zu kaufen.
Ich muss da an die Drehtüren bei IKEA und ähnlichen Möbelhäusern denken. Ich dacht früher, die macht man wegen der Klimaanlage, um Energie zu sparen und damit es nicht reinbläst, aber sie sind da um die Leute runterzubremsen, um ihre Schrittgeschwindigkeit auf die Langsamkeit zu drosseln, mit der sie durch das Kaufhaus gehen sollen, damit sie sich alles anschauen und Kaufwillen entwickeln können. Möglicherweise hat das Jahr 2020 in ähnlicher Weise den Konsumwillen einfach runtergedrosselt (zusätzlich zum Geld im Geldbeutel).
Und immer dann, wenn ich sowas schreibe, antworten mir die Leute „Komisch, geht mir genauso, aber ich dachte, es geht nur mir so…”.
Ich habe so den Verdacht, das wird ein schwieriges Jahr für den Einzelhandel.