Ansichten eines Informatikers

Es blinkte nur und lud nicht mehr

Hadmut
10.2.2021 17:49

Eine Fehlkonstruktion.

*Seufz*

Seit dem Jahr 2000 schleppe ich auf Reisen praktisch immer ein kleines, leichtes (billiges!) Notebook mit mir herum, das vom Format her so zwischen 9 und 12 Zoll liegt, auch nicht viel können muss, Hauptsache klein, leicht, und reicht, um was zu schreiben (Blog,…), Mail zu lesen, Web Browser und zumindest einfache Fotoverarbeitung, aber dafür eben klein, leicht, dünn und vor allem: Ohne umständliches Gekabels. Bringt ja nichts, ein Mini-Notebook zu haben, wenn das – wie leider so oft – dann mit einem klobigen Netzteil geliefert wird, an das man noch ein sperriges dreipoliges Notebooknetzteil („Micky-Maus-Stecker”) anschließen muss. Denn das ist auch eine Anforderung: Man muss internationale Stecker anschließen können. Deshalb will ich, dass die dünnen, zweipoligen Kaltgerätekabel verwendet werden können, weil die wenig Platz wegnehmen und ich eine Sammlung für alle Länder habe.

Erfahrungsgemäß halten die bei der Belastung und vom technischen Veralten her so um die 5 Jahre.

Ich hatte mal 2000 mit einem Fujitsu Biblo B112 angefangen. Der war allerdings wirklich schwach und mickrig. So um 2005 habe ich nichts wirklich passendes gefunden, und stattdessen bei Aldi (eigentlich MSI, aber bei Aldi war es billiger als mit dem Originalnamen) ein 12-Zoll-Notebook, dazu 2008 ein 10-Zoll-Atom-Notebükchen.

Der beste Kauf war 2012 ein 11,7-Zoll Acer für 200 Euro (naja, noch mit RAM, Festplatte, SSD aufgedonnert, den konnte man nämlich mit einer Schraube aufmachen und dann alles austauschen). Der hat sich wirklich gelohnt, hat mich auf vielen Reisen und beruflichen Einsätzen tapfer begleitet, sich in jeder Hinsicht bewährt, hatte ein sagenhaftes kleines Steckernetzteil mit sogar drehbarem Stecker (aber aus unerfindlichen Gründen ohne internationale Stecker), sogar analogem und HDMI-Ausgang für Beamer usw. habe ich oft genutzt. Richtig gut, klein, praktisch, ausreichend, leider nur Auflösung von 1366×768, aber ansonsten einfach prima.

Ich war mit dem Ding sowas von zufrieden.

Aber, ach.

Altert halt auch. Irgendwann den Anforderungen nicht mehr gewachsen, Gehäuse gebrochen und der Akku tot, Ersatzakku nicht mehr zu bekommen (oder so teuer wie damals das neue Gerät, auch nur in der dicken Version, die unten raussteht). Also nicht mehr reisetauglich. Ich habe ihn noch als Videozuspieler für Videokonferenzen, weil da der fehlende Akku oder der Riss im Gehäuse nicht stören.

Im Sommer hatte ich mich dann nach was neuem umgesehen. Eigentlich schon länger, aber es gab nichts Gescheites mehr. Zwar gibt es viele Angebote von Rechnern im 11,7-Zoll-Format, ob im Fachhandel oder ab und zu auch bei Aldi, sogar günstig, aber alles Schrott, weil RAM und SSD (oder manchmal nicht mal das, nur eMMC) fest eingelötet sind und es das nur mit 4GB RAM gibt. Außer Chromebooks, die gibt es auch mit 8GB.

Wahrscheinlich spielt da wieder mal Microsoft so ein richtig dreckiges Spiel. Wahrscheinlich bekommen die Hersteller die Windows-Lizenzen nur zu Preisen, die zu den kleinen Geräten passen, wenn die maximal 4GB RAM haben, sowas gab es ja schon mal.

Muss man sich klar machen: 2012 habe ich für ca. 200 Euro ein prima Acer Notebook bekommen, ganz ohne Betriebssystem, mit Steckplatz für RAM und Platte/SSD, damit aufrüstbar bis 16GB RAM und 2TB SSD (mit heutiger Technik).

Heute bekommt man nur noch verlötete Scheiße mit 4GB RAM und sowas wie 32 oder 64 GB eMMC. Oder bestenfalls einer SSD mit M.2-Slot, aber kein austauschbarer RAM. Offiziell heißt es, die Geräte würden dadurch dünner und seien robuster, was Erschütterungen angeht.

Im Sommer hatte ich dann endlich was gefunden, was von den Randbedingungen meinen Anforderungen entspricht, Acer Travelmate Spin B311, aber eine Mogelpackung. Nicht nur viel zu teuer für das, was drin ist, und ohne Wechselakku und wieder mit verlötetem RAM (8GB), und auch nur Micro-SD-Slot, und einem elend breitem Bildschirmrand, also trotz 11,7-Zoll-Bildschirm wieder deutlich zu groß, aber ich brauchte was im A4-Format und habe nichts besseres gefunden. (Bitte keine Vorschläge bezüglich Mac Air, ich habe beruflich Macbooks und meine Zufriedenheit ist bezüglich des Betriebssystems sehr überschaubar. Eigentlich brauche ich gar keine Vorschläge, denn ich habe ja nun eins.)

Aber, ach. Schon wieder.

Das Ding kam wieder mit keinem klobigen Steckernetzteil mit dickem, sperrigem Kabel (3-polig). Ich weiß nicht, welche Schachköpfe bei den Notebookherstellern des Produktdesign machen, aber sie müssen mit den Idioten verwandt sein, die es bei den Kameraherstellern machen. Produktdesigner sind offenkundig bekloppt.

Der Grund, warum ich es trotzdem gekauft hatte, war: Das Ding hat eine USB-C-Buchse, und es stand in der Anleitung, dass man es auch mit USB-C laden könne. Ausprobiert – funktioniert.

Nun lag das Ding aber Corona-bedingt eine Weile im Schrank.

Akku richtig leer.

Mir fiel auf, dass es sich per USB-C nicht richtig laden ließ, die Anzeige blinkte nur (was es laut Anleitung gar nicht gibt) und mein USB-Netzteil mit Stromanzeige zeigte, dass das Ding nur ab und zu mal für eine halbe bis eine Sekunde 0,8 A zieht und sich dann wieder komplett abmeldet. Und nur dämlich blinkt.

Mit dem eigenen Netzteil lädt das Ding normal, aber ich wollte das jetzt wissen, ob das Ding in einen Zustand geraten kann, in dem man das klobige Netzteil braucht, das also auf Reisen wirklich mitschleppen muss.

Lösung

Das Ding ist absurd konstruiert: Sinkt der Akku-Stand zu weit ab, fällt die USB-Ladeelektronik aus. Einschalten kann man es dann auch nicht mehr.

Dead-Lock. Aus dem man nur noch mit dem Original-Netzteil über die runde Buchse rauskommt, man den Klotz also doch rumschleppen muss. Was für eine Schwachssinnskonstruktion eines Reisenotebooks.

Da jetzt mein USB-Tischladegerät aber anzeigte, dass das Ding so alle zehn Sekunden mal ganz kurz 0,8 A zieht und dann wieder abfällt, und man dann leichte Unregelmäßigkeiten beim Blinken der LED feststellte, dachte ich mir, auch wenn’s nur ganz wenig ist, irgendwo muss es ja bleiben. Und tatsächlich: Die Abstände verkleinerten sich und nach zwei Stunden ging das Ding plötzlich in den regulären Lademodus am USB über (aber auch nur 5,2V 0,5A, keine PD)

Wer zum Geier baut einen Notebook, bei dem die Ladeelektronik ausfällt, wenn der Akku leer ist?

Acer ist auch echt degeneriert. Sie waren früher für ihre vermüllten Windows-Distributionen berüchtigt, aber was die Hardware angeht, hatten die zumindest mal eine Phase, in der sie gutes Zeug gebaut haben.

Es ist heute wirklich schwer, ein brauchbares Notebook unter 1.500 Euro zu kaufen. Früher ging das wunderbar, lange Jahre bin ich mit Geräten zwischen 500 und 700 Euro prima ausgekommen. Aber irgendwie ist der ganze Markt inzwischen durchvermüllt.