Die Presse krankt am Linksdrall
Über die Selbstvergiftung der Medien.
Die Neue Zürcher Zeitung hat einen interessanten Beitrag, in dem ein Professor für Kommunikationsmanagement der Uni Leipzig darlegt, dass die Medienbranche nach links gekippt ist, uns das Schlimmste – wie in New York mit der New York Times – womöglich erst noch bevorsteht.
Eine deutliche Mehrzahl der Journalisten ist links der Mitte positioniert, und beim Publikum wird diese Haltung durch eine entsprechende asymmetrische Unzufriedenheit gespiegelt. Das heisst, auf der politischen Rechten ist die Unzufriedenheit mit dem massenmedialen Angebot deutlich grösser als links der Mitte. Interessant ist der Output. Da ist die Datenlage nicht so eindeutig.
Es gibt Studien, die einen linken, im Englischen würde man sagen «liberal» Bias zeigen. Aber es gibt auch Analysen, die das nicht feststellen. Diese werden von denjenigen, die einen linken Bias ausschliessen, stets in den Mittelpunkt gestellt, um so die ganze Debatte als Scheindebatte zu disqualifizieren. Da wird dann argumentiert, dass die Einstellungen von Journalisten eine Nebensächlichkeit seien, die bei der Arbeit keine Rolle spielten und in den Produkten nicht sichtbar würden.
Was sagen Sie?
Die Datenlage ist, wie gesagt, nicht ganz so eindeutig. Aber es gibt meines Erachtens doch genug Evidenz, dass man auch hier von einem linken Bias sprechen kann.
Die Datenlage ist nicht ganz so eindeutig?
Hat der mal Zeitung gelesen? War der mal auf Journalistenkonferenzen?
Wo ist bei dem die Mitte?
Immerhin beschreibt er es ja dem Grund nach durchaus.
Eine von Ihnen zitierte Inhaltsanalyse aus den USA kommt zu einem, wie Sie schreiben, markanten Ergebnis: Fast alle amerikanischen Massenmedien stünden gemessen an ihrer Berichterstattung links der Mitte, von CNN über die «New York Times» bis zu NPR. Kennen Sie eine vergleichbare Studie für den deutschsprachigen Raum?
In der Form nicht. Man muss dazu sagen, dass die Analyse von einem Think-Tank stammt, Ad Fontes Media. Das ist keine wissenschaftliche Arbeit.
Trotzdem zitieren Sie daraus.
Weil das keine konservative Kampforganisation, sondern ein unabhängiger Think-Tank ist. Die Arbeit wirkt seriös, die Methodik wurde offengelegt, und es gibt wissenschaftliche Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen.
Ja, eben auch in Deutschland:
Ein Bericht, der im vergangenen Jahr in Deutschland für Aufregung gesorgt hat, drehte sich um die Volontäre der ARD. 57 Prozent von ihnen würden laut einer Umfrage die Grünen wählen und 23 Prozent die Linkspartei. Union und FDP kämen zusammen auf etwa vier Prozent. Haben Sie diese Werte überrascht?
Dass eine Mehrheit der deutschen Journalisten Rot-Rot-Grün präferiert, ist nicht überraschend. Das haben auch frühere Befragungen gezeigt. Aber in dieser Eindeutigkeit ist das schon bemerkenswert, vor allem die starke Verschiebung hin zu den Grünen.
Würde eine Befragung älterer Mitarbeiter der ARD ein signifikant anderes Bild ergeben?
Im Sinne der statistischen Signifikanz wahrscheinlich schon, aber im umgangssprachlichen Sinne vermutlich nicht. Auch unter älteren ARD-Mitarbeitern würde man eine linke Mehrheit feststellen.
Interessant auch die Frage, wie es dazu kommt, nämlich eben wieder das Futtertrog-Prinzip:
In Ihrer Analyse nennen Sie mehrere mögliche Ursachen für den journalistischen Bias, nicht nur im öffentlichrechtlichen Rundfunk. Welche Ursache ist die wichtigste?
Ein zentraler Faktor ist sicher die Akademisierung des Berufsfelds. Akademiker stehen mehrheitlich links der gesellschaftlichen Mitte. Ein weiterer Faktor ist die ökonomische Krise des Journalismus. Für Konservative und Liberale sind materielle Motive bei der Berufswahl wichtiger als für Linke.
Was ich allerdings dann deftig finde:
«Wenn man im Journalismus mehr Geld verdienen könnte, dann würde das Berufsfeld auch attraktiver werden für Menschen mit einer bürgerlichen politischen Ausrichtung.»
Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verdienen doch schon viele über 100.000 Euro plus Pension.