Heise und der Kunstgriff mit der Abbildung von Schwarzen
Im Nachgang zu meinen vielen Artikeln über das Fotografieren von Schwarzen: Eine aktuelle Beobachtung. [Update: Die Bilder gibt es auch online]
Es werden doch immer wieder solche schütteldummen Vorwürfe erhoben, dass Mikrofone von Männern so gebaut würden, dass nur Männer gut klingen, Frauen aber kreischig. Dass böse Weiße die Seifenspender mit Näherungssensor so bauen, dass sie nur bei Weißen Seife spenden. Und dass die fiesen Weißen die (längst in Asien entwickelten und gebauten) Kameras so bauten, dass sie nur Weiße gut fotografierten.
Ich hatte unter anderem hier, hier und hier schon dazu geschrieben, und auch einige Fotos und Videos von Profifotografen schon gezeigt und besprochen, die schlicht belegen, dass das Quatsch ist.
Man kann Schwarze ganz wunderbar fotografieren. Die Kinder sind fotogener, und wie ich immer so sage: Von den Super-Frauen, die ich bisher so selbst gesehen habe, die auf der Skala von 1 bis 10 mindestens bei 12 sind, waren 80% schwarz.
Man muss einfach nur verstanden haben, wie Fotografie und Belichtungsmessung funktionieren. Wenn man mehr wissen will, Zonensystme von Anselm Adams. Die ganze Belichtung funktioniert logarithmisch, in zweier-Potenzen, und ist auf den klassischen Diafilm mit einem Umfang von 5 Blenden ausgelegt. 25=32, und deshalb geht der Messumfang normalerweise von 100/32 = ca. 3% bis 100%. Klassische Farbnegativfilme gehen über etwa 7 Blenden, gute Schwarzweiß-Filme bis etwa 8. Ausbelichtete Fotos aber nur knapp über 3 Blenden. Das ist der Grund, warum man damals diese Ritsch-Ratsch-Klick-Kameras ganz ohne Belichtungsmessung machen konnte: Der Film hat 7 Blenden aufgenommen, der Print brauchte 3, blieben 4 Blenden Umfang für die Belichtungskorrektur am Printer, und weil der Kunde anspruchslos war und jeden Mist genommen hat, auch 5 oder 6.
Eingestellt ist die Belichtungsmessung aber darauf, etwas in die Mitte dieser 5 Blenden zu belichten, also 2,5 Blenden unter die 100%. Macht, weil 22.5=5.66 und 100 / 22.5 = 17.68 eine Belichtungsmitte von 18%. Der Belichtungsmesser misst alles so ein, dass sie wie dieses Mittelgrau erscheint. Egal, ob wir jemanden mit schwarzer oder weißer Hose fotografieren, machen wir eine Spotmessung darauf oder zeigen nur die Hose (damit die Integralmessung nur die Hose sieht), wird sie immer wie 18% grau erscheinen (solange wir nicht korrigieren oder die Kamera andere Informationen zur Helligkeit bekommt). Die Kamera kann nämlich nicht sehen oder messen, ob die Hose schwarz oder weiß ist, sondern nur, wieviel Licht sie reflektiert. Sie kann eine schwarze Hose mit viel Licht nicht von einer weißen bei wenig Licht unterscheiden. Wir übrigens auch nicht und nur über den Kontext, denn eine schwarze Hose bei Tag reflektiert viel mehr Licht als eine weiße bei Nacht. Deshalb verwendet man für saubere Messungen Graukarten und deshalb reflektieren die 18%.
Und nun will es die Natur so, dass Haut Weißer in ihrem Reflektionswert eben zufällig nahe bei diesen 18% liegt, und es gibt solche Bauernregeln, dass auch frisches grünes Gras da liege (ein Leser meinte mal, nein, ich habe es aber noch nicht nachgemessen).
Normalerweise müsste man für jede beliebige Fläche, die man fotografiert, eine entsprechende Belichtungskorrektur einstellen. High-Key. Low-Key. Weißer, sauberer Schnee: +2. Und so weiter.
Weil nun aber die Haut Weißer nahe bei 18% liegt, muss man da eine Belichtungskorrektur von 0 einstellen. Was viele Leute eben schlicht nicht kapieren, die denken, das macht die Kamera irgendwie von alleine, dass sie Weiße richtig fotografiert.
Das Problem bei Schwarzen ist nun, dass sie mehr oder weniger weit unter diesen 18% liegen. Das ist der Kamera noch weitgehend egal, weil selbst einfache Kameras bis 3% runtergehen, und moderne Profikameras einen Kontrastumfang von 14 Bit oder sogar mehr noch hinkriegen. Wenn man RAW und nicht JPEG fotografiert.
Das setzt aber zwei Dinge voraus:
- Dass man die Belichtung nicht durch helle Flächen im Bild so nach oben verschiebt, dass schwarze Haut nach unten rausrutscht. Ich hatte vor einiger Zeit mal zwei Blogartikel über ein Video und noch irgendwo eins über Fotos gehabt, wo man zeigt, wie das richtig gut geht, und die Rätselfrage gestellt, was die nicht falsch machen.
Die Lösung: Es sind keine hellen Flächen im Bild. Die ziehen den Leuten dunkle Kleidung an und packen sie vor einen dunklen Hintergrund, damit sie den vollen Kontrastumfang bekommen. Sowas ist aber schwierig, wenn die dann eine weiße Bluse oder sowas anhaben oder vor einem weißen Hintergrund stehen. Nahezu alle Profi-Fotos von Schwarzen vermeiden diesen Fehler.
- Wenn der Kontrastumfang im Bild von weißen Flächen runter zu schwarzer Haut zu hoch ist, um das Bild drucken zu können, kann man Techniken der Kontrastkompression verwenden, also platt den Kontrast senken oder HDR-Kompressoren drauf loslassen.
Warum ich das jetzt schreibe?
Ich habe hier gerade die neue c’t bekommen, Heft 7.
Der Heise-Verlag ist ja nun auch brutal woke.
Schon seit einiger Zeit merkt man, dass sie in den gezeichneten Artikel-Illustrationen so richtig gezwungen und unglaubwürdig jede Menge Frauen zeigen. Und: Während die Männer auch dicklich oder untersetzt gezeichnet werden, auch mal alt sein können, sind die Frauen immer jung, schlank, hübsch.
Inzwischen haben sie offenbar die nächste Stufe gezündet, denn inzwischen muss da eine Schwarze Frau durch die Illustrationen turnen.
Und nun haben sie – ganz ohne Kamera, weil gezeichnet, aber gedruckt – genau dieselben Probleme, die ich oben beschrieben habe.
- Alle Bilder sind äußerst dunkel gehalten, damit die – gezeichnete – sehr dunkle Frau nicht absäuft und in dem geringen Konstrastumfang auf Papier überhaupt darstellbar ist. Beispiel: Seite 54. Auf Seite 56 muss die „weiße” Frau, die neben ihr steht, schon dunkle Handschuhe tragen, damit der Kontrast nicht zu groß wird.
- Dann haben sie das Problem, dass sie zwar politisch korrekt sehr dunkel ist, das Dunkelbraun aber eben wegen des begrenzten Konstrastumfangs beim Drucken schon kaum mehr von Vollschwarz zu unterscheiden ist. Damit die Augen nicht wie zwei Löcher im Papier aussehen, müssen sie schon zu einem schrägen Kunstgriff greifen: Sie bekommt eine große runde Brille auf, die überhaupt nicht entspiegelt ist und deshalb stark reflektiert, um den Leser zu täuschen: Dadurch wird der Bereich um die Augen aufgehellt und sichtbar, obwohl er das in Wirklichkeit selbst bei einer Brille ohne Entspiegelung nicht würde, denn nur die Brille reflektiert, nicht die Haut dahinter. Die Haut wird ja nicht heller, indem man die Brille davor hält. So müssen die schon tricksen, um das hinzumogeln.
- Auf Seite 64 Wird’s dann schwierig, weil sie ein beleuchtetes Buch zeigen, und die Seiten nunmal weiß sind. Damit die schwarze Erklärfrau nicht absäuft müssen sie die weißen Besucher als komplett schwarze Silhouetten zeichnen.
- Auf Seite 58 haben sie noch eine typische Alice-Bob-Angreifer-Protokollgraphik, und die machen sie dann auch nur noch als schwarze Silhouetten.
Was meines Erachtens nicht nur insgesamt lächerlich und absurd bemüht wirkt.
Es zeigt auch, dass es nicht an den Digitalkameras liegt, weil sie exakt dieselben Probleme haben, wenn gar keine Kamera im Spiel und alles nur gezeichnet ist.
So wie die Feministinnen auf der Piratenkonferenz, die sich so fürchterlich beschwerten, dass das Mikrofon von Männern für Männer gebaut sei und es sie kreischig klingen lasse, und die danach, nach Abschalten der Anlage im direkten Gespräch exakt genauso kreischig klangen.
Viele Sexismus- und Rassismus-Vorwürfe beruhen allein auf Dummheit und mangelnden Bildung derer, die sie erheben.
Update: Ein Leser schreibt, dass die Bilder hier und hier auch online zu sehen sind. Da ist aber der Effekt nicht so stark, weil der Bildschirm einen größeren Kontrastumfang als das Papier leistet.