Ramelow, der Traurige
Depressivität in Thüringen.
Ein Leser schreibt mir, ich solle mal diesen Artikel von n-tv über Bodo Ramelow lesen, der laut n-tv in einem Frühinterview bei Dunja Hayali ganz schlecht ausgesehen habe.
Als es um die immer noch unklare Ruhetag-Regelung für Gründonnerstag geht, bricht es aus dem Linke-Politiker heraus: “Bis 23:45 Uhr habe ich überhaupt nicht gewusst, wo die Bundeskanzlerin ist und wo ein Teil der Ministerpräsidenten abgeblieben ist”, zeichnet Ramelow ein denkbar trauriges Bild von seiner Rolle in der Ministerpräsidentenkonferenz. “Ich habe sechs Stunden vor dem Bildschirm gesessen und gewartet, dass die Viertelstunde Pause, um die gebeten worden ist, auch mal beendet wird und man gesagt bekommt, was eigentlich passiert.” […]
Später wiederholt Ramelow den Vorwurf, von den Beratungen weitgehend ausgeschlossen gewesen zu sein: “Ich habe sechs Stunden auf einen Bildschirm geschaut und mich gefragt, was hier eigentlich passiert.” Das sei allerdings nicht das erste Mal so gelaufen, wirft Ramelow dem Bundeskanzleramt vor: “Ich darf auch sagen, dass ich in den letzten zwölf Monaten immer einen Tag oder einige Stunden vor der Konferenz bei einem bestimmten Medium schon sehen konnte, was im Kanzleramt geplant wird. Und darüber durfte ich dann anschließend Journalisten Rede und Antwort stehen”, klagt Ramelow.
“Diesmal habe ich gar nichts gewusst, aber auch das Medium hat nichts gewusst. Das ist schon eine seltsame Art des kommunikativen Umgangs.” Niemand hat also Ramelow vorab informiert und es klingt auch nicht so, als hätte er sich von selbst in Berlin oder bei den Staatskanzleien anderer Länder zu möglichen Szenarien erkundigt.
Nun habe ich dieses Interview noch nicht als Video ansehen. Und weiß nicht, wie das rüberkam oder wie n-tv da selektiv zitiert.
Und ich mag weder die Linken im Allgemeinen, noch Ramelow im Besonderen.
Aber um ehrlich zu sein: Wenn ich das jetzt so lese, ist das für mich nichts, was ich Ramelow anlasten würde. Es wirkt auf mich wie eine ehrliche, aber eben auch frustrierte, resignierte, erschöpfte Darstellung dessen, wie Merkel „regiert”. Ich halte das, was er da sagt (oder womit er von n-tv zitiert wird) zwar in der Sache für grottenschlecht und unvertretbar. Aber wenn ich das so lese, würde ich das Merkel und nicht Ramelow anlasten. Es passt auch genau zu meiner Einschätzung Merkels.
Weil gerade im Fernsehen auch ein Bericht kommt, dass der Osterbeschluss Merkels schon wieder zurückgezogen ist, die „meisten” Ministerpräsidenten zugestimmt hätten, aber Bouffier gesagt habe, dann „stünden sie wie die Deppen da” (ich stimmte ihm darin zu).
Und so als Bürger ist es – mir zumindest, es gibt ja auch Leute der Kategorie Emotionalbolzen, die ernsthaft lieber belogen werden – mir lieber, wenn der offen sagt, wie es ihm da gerade geht, also irgendeinen Propaganda-Scheiß aufzutischen.
Vielleicht hat der auch was vermurkst und verpennt und verdieselt, für sonderlich fähig halte ich den ja auch nicht, aber aus den Textstellen geht zumindest für mich da jetzt nichts hervor, was ich ihm anlasten würde. Für mich kommt das in die Kategorie Merkel.
Und es sieht eben wieder so aus, dass Merkel zwar inkompetent ist, sich aber wie die Königin aufführt.