Ansichten eines Informatikers

Generation-Z-Narzissten in der Social-Media-Klapsmühle

Hadmut
2.4.2021 0:43

Über völlig Bekloppte.

Wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob ich damit die Darsteller oder deren Zuschauer meine.

Auf Youtube gibt es einen Youtuber. (Ja, ich weiß, nicht nur einen.)

Einen gewissen joeybtoonz

Und der hat eine Reihe von – ich glaube, es sind elf – ganz kurzen Videos in der Reihe „Narcissists and #SOCIALMEDIA”, jeweils immer nur so 1 bis 2 Minuten lang, also flott zu gucken, in der er zeigt und verspottet, was für unglaublich bekloppte, bescheuerte, peinliche und oft auch für sich und andere gefährlich Sachen Leute machen, um sich auf TikTok oder sonstwo zu produzieren.

Das ist unglaublich.

Die Leute spinnen völlig, wobei ich mich, wie gesagt, noch nicht festlegen will, ob es die Darsteller oder die Zuschauer sind, die da besonders spinnen. Er zeigt Leute, die wirklich gut ein Instrument spielen können und so um die 430 Follower haben, und dann Idioten, die nur rumhampeln, und Millionen Follower haben. Oder Leute, die es ungemein lustig finden, auf dem Holocaust-Denkmal herumzuhüpfen.

Eine ganze Generation Bekloppter?

Nur eine Modeerscheinung?

Oder macht halt einfach Spaß?

Oder steckt mehr dahinter?

Ich habe ja oft darüber geschrieben, dass ich vermute, dass der Einfluss der evolutionär erworbenen archaischen Rudelverhaltensweisen weit stärker ist, als man so denkt, und die Leute sich eben benehmen wie Affen in der Horde, Wölfe im Rudel oder Hühner im Stall. Ich vermute ja, dass etwas Religion nichts anderes ist, als eine Art Psychotraining, um damit umzugehen. Gott als imaginierter und deshalb portabler Leithammel, dem man bequem überall hin hinterlaufen kann, wo man hin will, weil man ihn immer mit sich herumtragen kann, wie die Möhre an der Angel. Egal, wohin man geht, man folgt immer seinem Leithammel. Und die Gebote und das Beichten als Beruhigung der Gehirnteile, die das Rudelverhalten durchsetzen sollen, weil man damit Regeln hat, an die man sich halten kann und dann dazugehörig fühlt, und wenn man sich nicht dran gehalten hat, dann geht man beichten, damit der Rudelwart Genosse Pfarrer (der sich selbst für den Hirten seiner Herde hält) Absolution erteilt und einem erzählt, ja, doch, das gehört auch noch in das Rudel, das passt noch. Wenn’s dann nicht mehr passt, wird man halt exkommuniziert. Irgendwo ist dann doch eine Grenze.

Ich halte ziemlich vieles von dem, was in unserer Gesellschaft passiert, vor allem, was schief läuft für Auswirkungen dieser Gehirnstrukturen. Beispielsweise auch das gesamte Linkstum und den Marxismus. Affenhorden, die sich eine Ideologie zusammenreimen, um ihr Raubverhalten irgendwie in ein Rudelsystem einordnen zu können.

Interessante Frage nun, ob all die Kameraheinis das nun (noch) freiwillig und bewusst machen, oder ob da irgendwann etwas Klick gemacht hat (im Hirn, nicht die Kamera) und das in deren Rudelverhalten gerutscht ist.

So ganz offenkundig drängt es sich nicht auf, es gibt halt wenig Affen und Hühner mit Selfiekamera. Es gibt sie, aber es sind sehr wenige.

Mir geht aber die Frage durch den Kopf, ob die sich – ähnlich wie eine Religion – ihr vom Hirn betüddeltes „Rudel” durch ihren Social Media-Kanal und ihre Follower ersetzt haben.

Wenn man da den Hampelaffen macht und dafür eine Million Follower bekommt, dann ist man (gefühlt) eben sowas wie der Rudelchef, der Leithammel. Ganz großes Rudel, großer Häuptling.

Und dann muss man eben ständig weiterhampeln und machen und tun, um die Position zu halten.

Ergibt das Sinn? Würde das passen? Könnte es sein, dass die da den Macker-bis-Häuptling-Mechanismus auslösen? Leithammel oder Leitkuh?

Überlegt mal, was die jeweiligen Rudelchefs bei Affen, Hühnern, Löwen oder was auch immer so treiben, um ihre Stellung zu behaupten. Die produzieren sich, stellen die Mähne auf, röhren. Manche Affenarten zeigen ihre Eier. Oder den großen roten Hintern. Plustern sich auf. Frösche blasen ihren Kehlsack auf und machen Krach.

Lauter an sich unsinnige Sachen, die aber dem Zweck dienen, im Rudel den Oberaffen zu markieren.

Könnte es also sein, dass die Follower – und wenn es nur eine Zahl auf einer Webseite und ein paar Kommentare in der Kommentarspalte sind – das imaginierte Rudel ist, das einen als Rudelchef anerkannt hat?

Ist der ganze Social-Media-Kram der Kategorie „Follower” am Ende eine Rudelsimulation, in der sich ein Kanalinhaber dann zwangsläufig als Chefaffe aufführt?