Amygdala
Gleich zwei meiner ständigen Themen.
Die WELT schreibt darüber, dass kanadische Psychologen herausgefunden haben wollen, dass eine „strenge Erziehung” das Gehirn von Kindern verändere.
Nun könnte man sagen, dass das nicht überraschend ist, weil das Ziel einer Erziehung ist, das Kind zu verändern, sonst wäre es ja keine. Und sich Verhaltensänderungen ja nunmal im Hirn niederschlagen, wo auch sonst. Zumal Kanada politisch inzwischen so links und woke ist, dass man denen kein Wort mehr unbesehen glauben kann.
Die Frage ist also nicht, ob, sondern welche.
Die kanadische Psychologin Sabrina Suffren von der Universität Montreal hat sich daher einmal genauer angeschaut, wie sich gemeinhin als streng geltende Erziehungspraktiken auf Kinder und deren Gehirnaufbau auswirken. Ihre Ergebnisse veröffentlichte sie im Fachmagazin Development and Psychology.
Und was kam heraus?
Suffren fand in Zusammenarbeit mit Medizinern des CHU Sainte-Justine Research Centres im kanadischen Montreal sowie Forschern der US-amerikanischen Stanford University heraus, dass strenge Erziehung zu kleineren Gehirnen und weniger ausgeprägten Hirnstrukturen bei Jugendlichen führen kann. Unter strengen Erziehungsmethoden verstehen die Forscher schimpfen, ständiges Ermahnen der Kinder, Strafen wie Hausarrest oder Spieleverbot, anschreien, schütteln und leichtes Schlagen wie etwa Ohrfeigen.
Was die Frage aufwirft, wie sie das untersucht haben wollen, oder ob da nicht eher eine Korrelation mit einer Kausalität verwechselt wurde. (Lieblingsthema 1: Korrelation und Kausalität)
Könnte es nicht auch umgekehrt sein, dass Kinder mit – etwa genetisch bedingten – schlechteren Hirnstrukturen sich nicht benehmen und aufsässiger sind und deshalb strenger erzogen werden?
Oder vielleicht hat es auch gar nichts mit den Kindern zu tun, sondern – falls es genetisch bedingt ist – mit der Hirngröße und -struktur der erziehenden Eltern? Hat man deren Hirne auch vermessen?
Da wäre die Frage, ob sie nicht einfach nur eine Korrelation zwischen strenger Erziehung und Hirngröße beobachtet und sich den Rest dazugedichtet haben. Wissenschaftliches Arbeiten und so.
Vorherige Studien konnten bereits nachweisen, dass Kinder, die missbraucht wurden, über einen kleineren präfrontalen Kortex und Amygdala verfügen. Diese Hirnregionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen. Menschen, die in diesen Arealen kleinere Strukturen aufzeigen, tendieren häufiger zu Angstzuständen und das Risiko eine Depression zu entwickeln ist höher. Die aktuelle Studie weist auf, dass sich ähnliche Befunde auch bei Kindern zeigen, die streng erzogen wurden, wenngleich sie keinerlei Missbrauch durchgemacht hatten.
(Lieblingsthema 2: Amygdala)
Auch da die Frage: Haben Kinder, die missbraucht werden, danach eine kleinere Amygdala, oder ist es umgekehrt, kommt in Familien, die genetisch bedingt eine kleinere Amygdala haben, Missbrauch häufiger vor? Kommt es also nicht auf die Amygdala des missbrauchten Kindes, sondern des Missbrauchenden an? Und die des Kindes korreliert nur wegen genetischer Abstammung?
Wenn man aber mal zum Zwecke des Disputs hypothetisch annimmt, dass das so ist, wie die das da beschreiben:
So in den Siebziger-Achtziger Jahren kam diese „antiautoritäre Erziehung” auf. Was eigentlich nur das politische Tarnwort dafür war, dass Eltern, die mit der Erziehung eines Kindes oder damit, sich gegen einen Fünfjährigen durchzusetzen, überfordert waren, sozialunfähige Idioten produzierten, die sich schlicht nicht benehmen konnten. Ist diese heutige Überemotionalisierung eine Spätfolge dessen?