Wieviele Eskimos leben in Berlin?
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
In Berlin gibt es so eine seltsame Sitte, nämlich dass sich Geschäfte – vor allem Friseure und Fress-Läden – schräge, anspielungsreiche, wortspielerische Namen geben. Die heißen dann Burgeramt, Burgermeister, Der besorgte Burger, Freddy MehrCurry. Das ist hier in Berlin echt Standard und Kulturgut geworden, dass Läden irgendeinen wortspielerisch-anspielungsreichen Namen haben müssen. Friseure heißen dann James Blond, Haarspree, Vorhair-Nachhair, Haireinspaziert und sowas.
Eine Eisdiele hieß Eiskimo.
Aber, ach.
Rassismus-Alarm.
Weil man nicht nur nicht mehr „Neger“, sondern auch nicht mehr „Eskimo“ sagen darf. Rassistisch beleidigend, heißt es. Und die beiden Inhaber der Eisdiele wurden so intensiv bedroht und mit geschäftsschädigenden Aktionen konfrontiert, dass sie gezwungen waren, den Namen zu ändern. Sie heißen jetzt „Peter & der Wulf“, weil der eine mit Vornamen Peter und der andere mit Nachnamen Wulf heißt.
Kosten der Namensänderung: 14.000 Euro
Muss halt als Gewerbe geändert werden, Beschriftungen ausgetauscht, alles neu gedruckt, neue Werbung und so weiter.
Ein Leser fragt nun an, wieviele Eskimos denn in Berlin wohnen, die von der Eisdiele – mal unterstellt, Eskimo oder Eiskimo wäre überhaupt beleidigend – rein theoretisch beleidigt werden könnten.
Weiß ich nicht.
Um ehrlich zu sein, mit ist in Berlin noch kein einziger Eskimo begegnet, jedenfalls keiner, der sich mir als solcher hätte zu erkennen gegeben.
Dabei begegnen mir in Berlin eigentlich ständig Leute aus so ziemlich allen Teilen der Welt, hier geht fast alles ein und aus. Nur Eskimos noch nie.
Mir ist auch nicht klar, warum Eskimo beleidigend sein sollte. Sogar beim WDR heißt es dazu
Eskimos leben im kalten Norden der Erde: Auf der Insel Grönland, in Alaska, in Kanada und einige auch in Sibirien. Früher glaubte man, dass das Wort Eskimo von einem indianischen Wort abstammt, das ‘Rohfleischesser’ bedeutet. Diese Bezeichnung wurde manchmal als abwertend empfunden. Mittlerweile haben Wissenschaftler aber bewiesen, dass sich der Begriff von dem Wort ‚aayaskimeew‘ abgeleitet hat. In der Sprache der nordamerikanischen Cree Indianer bedeutet das ‚Schneeschuhflechter‘. Sich selbst bezeichnen die Ureinwohner häufig als ‚Mensch‘. Da es verschiedene Eskimo-Stämme mit unterschiedlichen Sprachen gibt, kann das ‚Inuit‘, aber auch ‚Yupik‘, ‚Kalaallit‘ oder ‚Inupiat‘ heißen.
Ich verstehe nicht, warum ein indianisches Wort für „Schneeschuhflechter“ beleidigend sein sollte. Außerdem wäre das ja nun wieder rassistisch und diskriminierend gegenüber den Cree Indianern. Dagegen leuchtet mir nicht ein, warum „Inuit“ korrekt sein soll, wenn es bedeutet, dass das Menschsein auf sie bezogen sei. Das hat ja den gleichen Geschmack, als hätten sich die Nazis „Menschen“ genannt und damit alle anderen ausgeschlossen.
Aber selbst wenn:
Berlin hat einen Durchmesser von etwa 40 km. Und man müsste schon extra zum Bahnhof Lichterfelde-West fahren, um sich von „Eiskimo“ beleidigt fühlen zu können.
Ich halte es für ein Symptom eines generell grassierenden Schwachsinns.
Noch nie ging Sozialismus ohne flankierende Verblödung einher.