Die Dissertation der öffentlich-rechtlichen Wissenschaftswunderfrau Mai-Thi Nguyen-Kim
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht. [Update 4]
Ich habe in den letzten 25 Jahren sicherlich eine ganze Menge von Dissertationen – vor allem der Informatik – als ziemlichen Schwachsinn bewertet, als Schwindel (oder erst nach der Promotionsprüfung geschrieben) aufgedeckt, als groteske Ansammlung schlimmster Laien-Fehler oder des dümmsten marxistischen Gefasels fachlich Ahnungslosender oder schlicht als inhaltsloses Füllgeschwätz.
Nahezu alle dieser Fake-Dissertationen stammten von Frauen. Es ist kein Geheimnis, dass – auch in der Informatik – aus Gründen der Frauenförderung und Frauenquote, schon weil man die Fördergelder haben will – wirklich jeder Müll als Dissertation anerkennt wurde. Leute, die noch nie programmiert haben, noch nicht mal verstanden haben, was ein Programm ist, „interviewen“ irgendeine Autorität, schreiben das Interview auf, fertig ist die Frauen-Dissertation. Ich habe ja schon viel, viel Schwachsinn beschrieben und auch, dass man Doktorgraden bei Frauen keinen Millimeter mehr trauen kann, solange man sie nicht gelesen, überprüft und gelesen hat. Im Zeitalter des Feminismus ist das eben so, dass der Inhalt jeder x-beliebigen Mülltonne auf der Straße als Dissertation reicht, wenn er in Buchdeckel geklebt wird.
Was, wohlgemerkt, nicht heißt, dass jede Dissertation einer Frau deshalb schlecht wäre. Es kann schon sein, dass sie gut ist, aber es wird halt weder verlangt, noch geprüft. Sie beschweren sich immer, dass sie so viel mehr leisten müssten als Männer, aber das kommt ihnen nur so vor, weil sie es nicht gewohnt sind, dass überhaupt irgendetwas von ihnen verlangt und erwartet wird. Der faktische Bestand an Dissertationen von Frauen belegt eindrücklich, dass Frauen einfach gar nichts können müssen. Sagen mir übrigens auch manche Frauen.
Denn nicht wenige Frauen sind vom Feminismus frustriert, weil sie merken, weil man sie merken lässt, dass man sie nicht mehr ernst nimmt. Dass man ihnen Abschlüsse, Ergebnisse, Auszeichnungen und so weiter gibt, ohne noch irgendwie zu beachten, was sie eigentlich machen, einfach um Streit, Ärger, Shitstorm, politischen Druck, Sperrung bei Forschungsmitteln oder schlicht Entlassung zu vermeiden.
Noten, Prüfungsergebnisse, Doktorgrade, Auszeichnungen für Frauen sind längst zum Totalramsch verkommen, weil jeder weiß, dass sie nur noch Schutzgeldzahlungen an die Marxistenmafia sind. Man vergibt sie nicht für Leistung, sondern nur noch dafür, nicht an die Wand gestellt zu werden. Gendersteuer. Auf alles, was man tut, zahlt man einen Prozentsatz Gender-Abgabe.
Anders gesagt: Jeder Doktorgrad einer Frau steht von vornherein im Verdacht, nur die Leistung irgendeines Mannes zu sein, mit dem sie gleichgestellt wurde. Wie beim Wahlmodell der SPD: Männer dürfen heute immer nur noch promoviert werden, wenn eine Frau tandem-„teilhabt“.
Früher war das mal so üblich, dass man die Gattin eines Doktors „Frau Doktor“ und die eines Professors „Frau Professor“ nannte, ohne dass sie etwas getan hat, weil man Grad und Stand des Gatten auf die Frau projizierte. Zu jedem Herrn Doktor gab es automatisch auch immer eine Frau Doktor.
Im Prinzip ist das immer noch so, nur dass die Bindung durch Ehe rausgefallen ist, und man heute durch Quoten und Gleichstellung dafür sorgt, dass es zu jedem Herr Doktor auch eine Frau gibt, die Frau Doktor ist, nur dass sie den Mann heute nicht mehr kennen muss. Hatte ich ja mal beschrieben, dass der ganze Genderkram darauf hinausläuft, das alte Ehe-Schema nachzubilden, nur statt der konkreten Ehe eine Art abstrahierte Ehe über den Staat zu schalten.
Oft beschrieben.
Nun weist mich ein Leser auf die Dissertation von Mai-Thi Nguyen-Kim hin, die gerade in allen Sendern als die Koryphäe für Wissenschaft und alles andere herumgereicht wird, und wirft mir so als Fragestellung hin
…kann mit einer Dissertation aufwarten, die über nur 109 Seiten verfügt. …
Implizit, ob eine Dissertation mit 109 Seiten taugen kann.
Weiß ich nicht.
Kann ich hier nicht beurteilen, weil ich viel zu wenig Ahnung von Chemie habe (Gymnasium, 40 Jahre her), um da eine Dissertation beurteilen zu können. Ich kann inhaltlich dazu schlicht und einfach nichts sagen, weil ich mich mit dem Fach nicht auskenne und zwar schon mehr oder weniger in den Grundzügen verstehe, was sie da schreibt, es aber nicht beurteilen kann. Da müsste man einen Chemiker fragen.
Auch an einem Umfang von 109 Seiten hätte ich zunächst nichts auszusetzen, solange man nicht reinguckt, weil in den Naturwissenschaften, vor allem in denen, die mit Formeln und Graphiken arbeiten, Information sehr kurz und dicht beschrieben werden kann. Das ist in den MINT-Fächern nicht per se verdächtig. Es gab auch schon Dissertionen von zwei Seiten, und in manchen Ländern werden gar keine Dissertationen geschrieben, sondern lediglich die Papers, die man veröffentlicht hat, zusammengeheftet und eine Kurzzusammenfassung dazu geschrieben – fertig. Dafür hat man zur Promotionsprüfung im Frack zu erscheinen. Kann man mieten.
Anderseits gibt es gerade in den Geisteswissenschaften Dissertationen mit Umfängen bis zu zwei Bänden mit je 700 Seiten, und es steht nichts drin.
Quantität und Qualität haben da nicht allzuviel miteinander zu tun.
Ich weiß allerdings von meinen eigenen Abenteuern in der Promotionshölle Uni Karlsruhe, vor allem meinem eigenen „Doktorvater“, aber auch von anderen Leuten, dass die Parolen ausgeben wie „mehr als 100 Seiten liest er nicht“, mehr dürfe man nicht abgeben. Es also vorrangig darum geht, dem Professor nicht zuviel Arbeit zu machen, und nicht um Inhalt oder Leistung. Noch dubioser ging es ja mit dem schrägen Vogel von der ETH Zürich, der sogar zugab, dass er Dissertationen eigentlich gar nicht liest, ohne extra dafür beschmierzahlt zu werden, und eine Zusammenfassung erwartet, was in der Diss steht.
Also selbst wenn ein Umfang von 100 Seiten zu knapp ist – das ist nicht unbedingt die Schuld des Prüflings. Viele faule, unfähige, korrupte Professoren verlangen das schlicht so.
Dazu kommt das Problem, dass ich bisher nicht genug Chemie-Dissertationen gesehen habe, um das einordnen zu können, was da üblich ist und verlangt wird.
Noch einmal: Mir fehlt da die Fachkunde, um das beurteilen und einordnen zu können.
Trotzdem kommt mir da – so aus prüfungsrechtlicher Sicht – etwas komisch vor.
- Kapitel 1: Übersicht
- Kapitel 2: Einleitung
- Kapitel 3: Ergebnisse & Diskussion
- Kapitel 4: Zusammenfassung & Ausblick
- Kapitel 5: Experimentalteil
Komisch.
Nach der Einleitung kommen sofort die „Ergebnisse“?
Ergebnisse wovon?
Ich muss in solchen Fällen immer an diese geniale Serie von Werbespots von Wendy’s Burgers aus dem Jahr 1984 denken: Where’s the beef?, mit der sie sich gegen andere Burger-Ketten absetzen wollten, die in einem Riesen-Brötchen und unter viele Soße verstecken wollten, dass da nicht viel Fleisch dran ist. Da fragte immer die alte Schachtel „Where’s the beef?“
Ich finde das prima, wenn jemand „Ergebnisse“ liefert, das gehört in eine Dissertation.
Aber Ergebnisse wovon?
Das ist mir schon einige Male, vor allem eben bei Frauendissertationen, so aufgefallen, dass die eigentliche Arbeit irgendwie zu fehlen scheint. Bei irgendeiner (war das nicht Kristina Schröder? Müsste ich nochmal raussuchen) fand ich das schon komisch, dass da vornedrin im Vorwort steht, dass sie es mit irgendeinem Soziologen X hält und den wissenschaftlichen Teil einfach weglässt. Das findet man bei Frauen verblüffend häufig, dieses „Ach, das ist mir zu anstrengend, das lasse ich einfach weg.“
Also findet man auf Seite 11 die Aussage
In dieser Arbeit wird eine neue Klasse synthetischer Polymere vorgestellt, die sich physikalisch zu Hydrogelen vernetzen lassen und deren chemische Struktur einfach und breit variiert werden kann. Darüber hinaus weisen sie eine besonders schnelle Stress- Relaxation auf, was vor allem im Kontext von Tissue Engineering und
Mechanotransduktion gezielt eingesetzt werden könnte.
Das ist vielleicht nur unglücklich formuliert (und damit Fehler auch des Betreuers) zu sagen, dass diese Klasse von Polymeren vorgestellt wird. Etwas vorzustellen ist keine Promotionsleistung. Das ist was für eine Vorlesung. Für eine Promotion muss man wissenschaftlichen Fortschritt bringen.
Nun hat sie aber auch – komischerweise erst weit hinten, nach Zusammenfassung und Ausblick, als wäre es ein Anhang – einen Experimentalteil. Kapitel 5, als könnte das Textprogramm keine Anhänge.
Und da steht etwas drin, was ich verdächtig finde (Seite 89):
Das Cellobiose Monomer erhielten wir durch eine modifizierte Synthese nach Kahn et al. 121 15 g Cell-(8OAc) wurden unter Ultraschallbehandlung in 150 mL Acetonitril gelöst.
Wieso „wir“?
Wer ist „wir“?
Und seit wann werden Doktorarbeiten, die den Nachweis zu selbständigem Arbeiten liefern sollen, von mehreren gemacht?
In dieser Dissertationsarbeit wurden fünf verschiedene Polyurethane hergestellt (siehe Abbildung 48).
Sprachlich etwas verunglückt. Es heißt Dissertation oder Doktorarbeit, und man stellt Urethane für und nicht in einer Dissertation her.
Und was ich dann seltsam finde (aber womöglich Chemiker-üblich sein könnte): Nur noch passiv-Formulierungen.
Saure Hydrogele wurden nach der oben beschriebenen Methode hergestellt.
Von wem?
Wenn man das so genau liest, steht da eigentlich kaum explizit, dass sie etwas selbst gemacht hat. Wohlgemerkt: Ich will keineswegs ausschließen, dass sie es gemacht hat, es steht nur einfach nicht da. Die Prüfer wissen vermutlich auch mehr und wissen besser, wer was gemacht hat, aber es liest sich sehr komisch.
Es liest sich irgendwie wie Mutti hat Kekse gebacken und Töchterchen ist stolz, dass sie auch fünf Kekse davon gemacht hat.
Als hätte da ein Team irgendwas produziert und bei jedem Keks darf mal ein anderer rühren, damit dann hinterher jeder was für seine Diss hat. Keks Nummer 14 habe ich aufs Backbleck gelegt.
Sie beschreibt ein Experiment, es steht aber irgendwie nicht so richtig da, dass es ihr Experiment sei. Das liest sich eher wie von jemanden, der zugeguckt und mitprotokolliert hat.
Wie gesagt, das heißt nicht notwendigerweise, dass sie es nicht selbst gemacht hat. Vielleicht hat sie das alles selbst gemacht und es nur sehr unglücklich formuliert. Sowas dürfte dann aber den Prüfern und Betreuern nicht durchrutschen. Es reicht nicht, es selbst zu tun, man muss es auch ordentlich niederschreiben. Und zu einem Experiment gehört, dass klipp und klar ersichtlich ist, wer das Experiment durchgeführt hat.
Und was mir – als Chemie-Laie und gerade deshalb – auffällt: Da wird beschrieben, mit welchen Stoffen und Methoden man da diese Urethane herstellt.
Aber – ich habe es nicht durchgelesen, nur überflogen – es steht nicht dabei, ob das jetzt neu ist oder ob man das schon immer so macht.
- Was daran ist jetzt eigentlich neu und was nicht?
- Was davon hat sie selbst gemacht und was nicht?
Schauen wir nochmal in die Danksagung am Anfang:
Einen ebenso herzlichen Dank möchte ich an Prof. Dr. David Mooney und seine Arbeitsgruppe in Harvard aussprechen, die mich für ein Jahr als Gastforscher empfangen haben. Es war unglaublich spannend aus einer andere Perspektive Einblicke in den biologischen Kontext meiner Forschung zu gewinnen. Nicht zuletzt werde ich die positive Atmosphäre der Mooney Gruppe und unsere gemeinsamen Unternehmungen in guter Erinnerung behalten.
An die ganze Böker-Gruppe, das „B-Team“, geht ein großes Dankeschön für die gute Zeit, die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit; insbesondere an Christine, die beste Freundin und Kollegin gleichzeitig war. Vor allem möchte ich aber Christopher Licht, Jannik Borghs und Jan Wallenborn herausstellen, die ich als Studenten betreuen durfte.
Ein wesentlicher Teil dieser Arbeit ist in enger Zusammenarbeit mit euch und in langen Abenden im Labor entstanden. Danke für das gemeinsame Knobeln, für euren Input, euren Fleiß, eure guten Einfälle und vor allem für die gute Zeit, die wir im Labor hatten.
Beim gesamten „Großraumlabor B.2.51“ des DWI bedanke ich mich außerdem für all die fachlichen Diskussionen, technischen Hilfen und die gute Stimmung im Labor. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Mitglieder der Walther-, Wessling-, und Kühne-Gruppe, mit denen ich mich jederzeit austauschen konnte.
Der Studienstiftung des deutschen Volkes bin ich sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung meiner Promotion und meines Auslandsaufenthaltes, sowie für das fantastische Netzwerk und die vielen interessanten Veranstaltungen, über die ich meinen Horizont erweitern konnte.
Sowas kann in einem Paper oder einem Buch stehen, weil man das mit anderen Leuten machen kann, aber sowas darf eigentlich nicht in einer Dissertation landen, weil die Promotion der Nachweis zu selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten und es ein allgemeiner Grundsatz im deutschen Prüfungsrecht ist (das mag in Harvard anders sein), dass Prüfungsleistungen selbst und alleine erbracht werden müssen. Gruppenarbeiten sind in Deutschland nicht oder nur unter sehr engen Voraussetzungen zulässig, nämlich der, dass die Aufgabenstellung es verlangt und die Prüfungsleistungen klar, nachweisbar und nachvollziehbar zu trennen und eindeutig den Prüflingen zuzuordnen sind.
Und dieser Text liest sich überhaupt nicht danach.
Wohlgemerkt:
Ich will damit nichts dazu sagen, ob Mai-Thi Nguyen-Kim Ahnung von Chemie hat oder nicht und wie gut sie ist. Das kann ich schlicht nicht beurteilen, weil ich davon keine Ahnung habe.
Ich kann auch nicht beurteilen, ob das, was da beschrieben wird, in der Chemie neu und ein wissenschaftlicher Fortschritt, ob es überhaupt richtig und fehlerfrei ist. Ich habe davon keine Ahnung, ich kann es nicht beurteilen.
Ich will auch nicht sagen, dass das überhaupt irgendwie schlecht wäre, dass das, was darin beschrieben wird, nicht nützlich und für Chemiker nicht interessant ist. Das könnte – ich weiß es nicht – schon alles sehr gut sein.
Ich kann aber prüfungsrechtlich sagen, dass das keine taugliche Prüfungsleistung ist, dass sowas als Dissertation nicht angenommen werden dürfte.
- Nicht nur solche Formalien, dass nicht klar ist, was eigentlich die Aufgabe, das gelöste Problem ist.
- Und es auch nicht klar ist, was überhaupt die Prüfungsleistung sein soll, weil diese Urethane und deren Synthese, aber nicht die Prüfungsleistung dargestellt wird.
- Genau genommen behauptet sie nicht einmal, etwas geleistet oder selbst gemacht zu haben. Es wird nicht einmal eine Prüfungsleistung präsentiert oder vorgetragen.
- Sie schreibt, sie war in tollen Gruppen und mit viel Spaß, hat dort viel erlebt. Aber nicht, was sie da – vor allem selbst und selbständig – gemacht hat. Da steht immer nur, dass irgendwas zusammengerührt wurde. Genau genommen steht nicht einmal dabei, über sie überhaupt anwesend war und wenigstens zugeschaut hat.
Das liest zwar inhaltlich nicht so blöd, wie die vielen Quotenweibchendissertationen, die ich schon gelesen habe (was vor allem daran liegen dürfte, dass ich besonders Arbeiten in der Informatik gelesen habe, wo diese Teamarbeiten nicht so üblich und auch nicht so möglich sind, und jemand der nichts kann oder nichts macht, nichts übrig bleibt, als abzuschreiben oder Blödsinn aufzuschreiben), und das waren womöglich tatsächlich gute Experimente.
Aber es liest sich eben so, als hätten andere diese Experimente gemacht und sie das Quotenweibchen gegeben, das mehr oder weniger automatisch mitpromoviert wird, um die Frauenquote zu erfüllen. Und das stinkt vor allem deshalb, wenn das dann im Ausland stattgefunden hat, wo anderes Prüfungsrecht gilt und im Nachhinein kaum etwas nachprüfbar ist. Vielleicht sind das auch nur die übersetzten Laborprotokolle anderer. Denn sprachlich ausgefeilt wirkt das auf mich nicht, das ist einfach so und ohne jedes Herzblut runtergeschrieben. Die ganze Arbeit wirkt auf mich wie ziemlich flott hingeworfen und in kürzester Zeit geschrieben, was auch damit zusammenpassen würde, dass es in solchen Arbeitsgruppen ja auch andere gibt, die aufschreiben und von denen man abschreiben kann.
Das liest sich nach Quotenweibchen mit zusätzlichem Nicht-weiß-Faktor, die da einfach am Experiment von anderen mitprofitiert hat, an dem „Teilhabe“ hatte, was andere machen.
Ich will nicht sagen, dass es so war, sondern nur, dass es sich so liest. Vielleicht ist es nur wirklich blöd und ungeschickt aufgeschrieben. Aber ist eben keine promotionsfähige und zulässige Prüfungsleistung, so wie es da aufgeschrieben wurde. Da steht nur, dass irgendwie irgendwas passiert ist.
Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass Mai-Thi Nguyen-Kim als Chemikerin unfähig wäre. Das geht daraus nicht hervor.
Aber es geht daraus hervor, dass ihre Prüfer als Prüfer unfähig sind.
Denn dass sie etwas kann, getan hat und als Prüfungsleistung vorbringt, das steht da auch nicht drin. Da steht nur drin, dass irgendwo irgendwas passiert ist. Aber nicht, was sie damit zu tun hat.
Das stinkt dann schon nach Quotenweibchen-Quotengratispromotion.
Und es heißt, dass das Promotionswesen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam nicht taugt, weil sie offenbar nicht wissen, was eine Promotion ist – oder sich zeitgeistgemäß nicht mehr darum scheren.
Und wenn man dann noch solche Angaben liest wie (Seite 5):
Diese Dissertationsarbeit wurde am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien (RWTH Aachen University), an der John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences (Harvard University) und am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP (Universität Potsdam) unter der durchgehenden Betreuung von Prof. Dr. Alexander Böker und einer einjährigen Co-Betreuung von Prof. Dr. David Mooney durchgeführt. Diese Arbeit wurde von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert.
dann wirft das noch weit mehr Zweifel auf. Weil das irgendwie komisch ist, wenn jemand so ein zusammenhängendes Experiment an drei verschiedenen Universitäten gemacht haben will. Da ist dann überhaupt nicht mehr erkennbar, wer wo was gemacht haben sollte. Das ist dann gar nicht mehr nachvollziehbar, welches Experiment wann wo durchgeführt worden sein soll. Normalerweise gilt in den Naturwissenschaften, dass Laborbücher zu führen sind und jederzeit nachprüfbar ist, ob Experimente überhaupt stattgefunden haben und nicht frei erfunden oder nur die herausgsucht haben, wo es gerade passt. Spätestens sei Physik-Wunderkind und Wissenschaftsbetrüger Jan Hendrik Schön sollte das selbstverständlich sein, der seine Laborergebnisse so frei erfunden hatte, dass er dafür einen Journalistenpreis verdient hätte.
Hier dagegen habe ich (nur überflogen, nicht voll gelesen) nirgends Angaben dazu gefunden, wann, wo und mit wem diese Experimente stattgefunden haben sollen. Wer sie durchgeführt hat. Wo nachprüfbar wäre, dass sie durchgeführt wurden.
Im Gegenteil, gerade dann, wenn die Studienstiftung des Deutschen Volkes einen Auslandsaufenthalt zahlt, ist man geradezu in Zugzwang, dafür einen Doktor zu vergeben, weil es sonst blöde Fragen und künftig kein Geld mehr gibt. Ich habe das selbst damals am Institut bei einer Kollegin erlebt: Die fünf Jahre Institutsfinanzierung neigten sich dem Ende zu, man brauchte einen Abschlussbericht und es lag noch keine Promotion vor. Also hat man der Frau im Team schnell den Doktor umgehängt, weil man damit zwar nur einen hatte, aber Frau politisch halt ganz viel wiegt.
Ich hege daher und aus den genannten Gründen ganz erhebliche Zweifel an dieser Dissertation.
Sie ist kein Beleg für Fake, aber sie stinkt gewaltig nach Fake und Quotenweibchen, und sie ist in ihrer Darstellung keine promotionsfähige Leistung.
Was, wohlgemerkt, promotionsfähige Leistungen und Fähigkeiten nicht ausschließt. Aber sie sind nicht in promotionsfähiger Weise dargestellt und nachvollziehbar.
Update 1
Ein Leser schreibt dazu:
Hallo Herr Danisch,
bin kein Chemiker, habe aber mit einem Chemiker parallel über 5 Jahre experimentell gearbeitet ( Abgasanalsen an startenden Dieselmotoren, damals 1975 bis 1979), danach schrieb ich mein Dr.-Ing.- und er sein Dr.-rer- nat.-Arbeit. In meinem Berufsleben habe ich als Ing. etliche Arbeiten mit Naturwissenschaftlern mit-betreut und war Co-Referent.
Die Merkwürdigkeiten, die Sie aufgezeigt haben, vom Inhaltsverzeichnis bis zu den unklaren Formulierungen, was sie nun wirklich allein gemacht hat, sind tatsächlich Indizien, dass da einiges dubios ist. Diese 109 Seiten sind sehr großflächig designed, das nennt man dann “Seitenschinden”. 1.400 Leerzeichen pro Seit, dann haufenweise Leerseiten – das würde normalerweise eine Arbeit von 50 Seiten ergeben. Und im Angang werden wieder Zeilen geschunden, in dem die Unterschriften unter den Abbildungen nochmals umfassend wiederholt werden.
Merkwürdig ist, dass Arbeiten von Anderen, zB Diplomarbeiten, beschrieben werden – es sieht so aus, als ob zB in III. Herr Jan Wallenborg den Aufbau und die Versuche gemacht haben. Es muss in eienr wissenschaftlichen Arbeit klar sein, was wer gemacht hat; sonst kann man den Erkenntniswert nicht beurteilen. Sätze wie “Wir beobachteten beim Einsatz cyclischer Amine eine Nebenreaktion mit dem acetylierten Cellobiose-Monomer.” sind verdächtig. Und dass auf Seite 57 kommt “Diese Dissertation behandelt …” ist komisch; sowas wird am Anfang gesagt. Oder auf Seite 60: “In dieser Arbeit stellen wir ein neuartiges Polyurethan vor…” Oder Seite 61: “In dieser Arbeit wurde …verwendet, wobei an dieser Stelle erwähnt werde sollte (…) Wir gehen davon aus, auch in Hinblick auf unser Verständnis …”
Wer hat verwendet? Wieso stellen “wir” vor? Wieso gehen “wir” von etwas aus? Das hört sich an wie eine Gruppenarbeit im Praktikum. Und die vielfache Erwähnung der Diplomarbeit von Wallenborg weist darauf hin, dass der die Arbeiten gemacht hat und sie zugeschaut und das dann beschrieben hat.- Unklar ist auch, was der Aufenthalt in den USA für diese Arbeit beigetragen hat.
Irgendjemand muss sie heftig promoted haben, die Karriere in den Öff.-Rechtlichen kommt ja nicht durch aufsehen erregende Leistungen. Dass die Frau sich als Wissenschaftsjournalistin bezeichnet, würde ich nicht kritisieren; der Beruf des Journalisten ist ja mittlerweile ohnehin in der Bullshit-Liga.
Nun ja.
Update 2
Der nächste Leser schreibt:
Sehr geehrter Herr Danisch,
Dies betrifft Ihren Artikel “Die Dissertation der öffentlich-rechtlichen Wissenschaftswunderfrau Mai-Thi Nguyen-Kim”. Ich habe von [Zeitraum von mir anonymisiert] in Physikalischer Chemie promoviert, und über die Dissertation von Frau Leiendecker kurz drüber gesehen. Leider werde ich auch nicht ganz schlau daraus.
Gliederung und Stil hätte ich jetzt eher für unverdächtig gehalten. Es ist nicht notwendig, dass man sein Laborbuch in die Dissertation übernimmt. Danksagungen waren jetzt auch nicht so unüblich (ich hatte keine, aber manche meinten damals, sie müssten Gott und der Welt danken).
Was die „Stationen“ und Promotions-Orte angeht, sieht es so aus, dass der Professor/Doktorvater zuerst in Aachen war und dann nach Potsdam gegangen ist (siehe https://www.iap.fraunhofer.de/de/Prof-Dr-Alexander-Boeker.html). Offenbar ist die Dame da mitgegangen und hat zwischendrin noch ein Auslandsjahr in Harvard eingelegt. Es ist jetzt durchaus denkbar, dass das Thema, auf das die Dame „angesetzt“ war, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Harvard-Professor (als Biochemiker/Tissue Engineering) und Prof. Boeker (als Polymerchemiker) war, so dass der Harvard-Aufenthalt Sinn ergeben würde.
Was mir auffällt, ist der geringe Umfang. 109 bzw. 131 Seiten waren bei uns zwar auch im normalen Bereich, aber nicht in dieser Schriftgröße. Viele Ergebnisse sind anscheinend auch nicht drin, jedenfalls ist mir nicht auf Anhieb klar was der Witz bei der ganzen Sache sein soll. Aber gut, „dünne“ Dissertationen gab es bei uns damals auch schon (wobei das aber in erster Linie vom Professor abhing).
Trotzdem, die Frau hat anscheinend auch nur ein Paper (https://www.chem.uni-potsdam.de/groups/boeker/publikationen.html), veröffentlicht nach der Dissertation. Für vier Jahre Forschung einschließlich ein Jahr Harvard sieht es etwas sehr mager aus. Bei uns hatten alle mindestens zwei oder drei Papers während der Dissertation, und dazu noch Konferenzbeiträge, Poster usw., die man auch alle in der Dissertation aufgeführt hat. Hier sehe ich gar nichts.
Und was noch mehr auffällt, ist, dass es im Ergebnis-Teil des öfteren heißt „Das in diesem Kapitel vorgestellte Projekt wurde von Jan Wallenborn im Rahmen seiner Diplomarbeit untersucht, welche […] und 2014 veröffentlicht wurde.“ (oder so ähnlich, siehe Seite 77, Seite 85 und die ganzen Verweise zu Ref. 127 bei den Figuren und den Tabellen; die ganze Diss ist “gespickt” mit Verweisen auf Ref. 127).
Was soll das bitte heißen? Welche Ergebnisse sind jetzt neu und welche sind aus der Diplomarbeit von 2014!? Schade, dass diese Diplomarbeit nirgends zu finden ist, wäre interessant was da drinsteht…
Insgesamt also mehr Fragen als Antworten😁
Update 3
Der nächste Leser schreibt:
Hallo Herr Danisch,
schauen Sie sich mal
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/marc.201700711
an. Das PDF gibt es unter
https://sci-hub.se/10.1002/marc.201700711Dort ist der Teil mit “Acknowledgements” interessant:
“M.-T.L. thanks the Studienstiftung des deutschen Volkes for a Ph.D. fellowship. The authors gratefully acknowledge Michael Wegener and Kristin Arlt for FT-IR measurements, Erik Wischerhoff for GPC measurements, and Marc Zimmermann for titration experiments, all from the Fraunhofer Institute for Applied Polymer Research (IAP). Mechanical tests (rheology and compression tests) were acquired at the shared instrumentation facilities of the Department of Bioengineering at
Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences.”FT-IR-Messungen tauchen auch in der Dissertation der Dame auf, aber die beiden Personen Wegener und Arlt werden nicht erwähnt, auch Zimmermann mit seinen Titrationsexperimenten taucht in der Disseratation nicht auf.
Interessant sind aber auch die Bilder im Supplement:
https://onlinelibrary.wiley.com/action/downloadSupplement?doi=10.1002%2Fmarc.201700711&file=marc201700711-sup-0001-S1.pdfDas scheint mir kondensiert das zu sein, was in der Dissertation steht, nur dass wir hier als Autoren Mai-Thi Leiendecker, Christopher J. Licht, Jannik Borghs, David J. Mooney, Marc Zimmermann und Alexander Böker erwähnt haben. Mooney und Böker kann man sicherlich streichen, die stehen da nur drauf, damit ihre Puplikationsliste länger wird.
Interessant wäre jetzt, zu welchen Themen, falls überhaupt Christopher J. Licht, Jannik Borghs und Marc Zimmermann promoviert haben.
Viele Grüße
Riecht irgendwie alles nach Quotenfrau, die mit drauf stehen musste, damit das Paper überhaupt noch angenommen wurde.
Und dass Doktoranden die Diplomarbeiten der Diplomarbeiter unter ihnen für ihre Doktorarbeit verwursten, habe ich ziemlich oft erlebt, ging mir sogar selbst so. Ich habe als Diplomarbeit einen Parallelrechner aus Transputern gebaut (und auch selbst zusammengelötet), und kaum war der fertig und die Diplomarbeit abgegeben, wurde auf der Platine mein Name überklebt und das als Werk eines Doktoranden in dessen Promotion verwurstet.
Ich war in zwei Fällen bei Streitigkeiten als Beistand der Diplomarbeiter beteiligt, deren Diplomarbeiten man plagiiert hatte. In einem Fall hatte man eine Diplomarbeit für eine – fachlich richtige, einwandfreie – Designentscheidung (Wahl der Programmiersprache) abgelehnt, weil sie sich damit nicht für die Doktorarbeit des Betreuers einspannen ließ. In einem anderen Fall ging es um Patent- und Urheberrechte. Die Professoren dieser Universität (nicht Karlsruhe) waren tatsächlich der Auffassung, dass Diplomarbeiten Freiwild wären und beliebig in Dissertationen eingebaut werden könnten ohne zitiert werden zu müssen, weil Leute mit Diplom noch nicht die Stufe der akademischen Zitierwürdigkeit erreicht hätten. Plagiierwürdigkeit natürlich schon. Warum eine Dissertation zitierwürdig ist, die zugrundeliegende Diplomarbeit desselben Inhalts aber nicht, war professoral nicht darstellbar.
Es könnte also durchaus eine interessante Frage sein, was in dieser Dissertation die promotionswürdige Prüfungsleistung ist – und was nicht.
Update 4
Weitere Zuschriften sind eingegangen.
Einer schreibt, dass er an der Dissertation alles normal und nichts auszusetzen findet, das kann ich hier aber nicht wiedergeben, weil der Text zwar sehr, sehr, sehr lang ist, aber nichts drin steht, nur viel blabla, warum ihn etwas nicht stört. Da ist nicht greifbar und nachprüfbar oder basiert auf irgendeiner Grundlage, nur so persönliche Meinung, dass ihm das für einen Doktor reicht.
Eine Leserin, selbst promovierte Chemikerin, schreibt mir nun:
Hi Hadmut –
Also das mit den Dissertationen in der Chemie ist das so eine Sache. Ich habe mich nach meiner Diss-Verteidigung ([Ort und Uni von mir anonymisiert, vor ungefähr 20 Jahren, Deutschland]) vom Acker gemacht mit der Absicht, nie wieder eine Uni von innen zu sehen! Daß die Universitäten korrupt waren und vielleicht einer in tausend Doktoranden noch ein der Wahrheit und Integrität verpflichteter Wissenschaftler wurde, konnte damals schon ein Blinder sehen. Full disclosure: meine eigene Diss hat nicht viel mehr Gehalt als Mai-Thi’s. In den Naturwissenschaften ist der Doktortitel nur die Eintrittskarte, das richtige Lernen und Erfinden kommt erst viel später, von Ausnahmen abgesehen.
Hier meine Einschätzung:
Mai-Thi’s Diss kann man in 20 Minuten durchlesen und abschließend beurteilen. Die Chemie ist wirklich trivial: werfe 4 Precursor in einen Topf, rühre kräftig und – Abrakadabra – fertig ist das Polymer. Meine Dissertation hat jetzt auch nicht viel mehr Gehalt, aber ich habe damit auch keinen so herausragenden Job abgegriffen und mußte mich in der Industrie hocharbeiten.
Sind jetzt 109 Seiten genug für eine Dissertation? In der Realität ja. Schon lange. Aber ist mit diesem speziellen Werk jetzt irgendein Erkenntnisgewinn verbunden? Nein, null. Mai-Thi hat bekannte Versuchsprotokolle abgearbeitet, ohne daß der Wert des Erarbeiteten irgendwie erkennbar. Diese Polymere sind ja ganz nützlich, wie Mai-Thi schreibt, aber wofür ihre “neuen” Verbindungen Verwendung finden sollen, das kann sie nicht sagen. Aber auch ohne neues Anwendungsgebiet ließen sich viele Materialeigenschaften charakterisieren, die Synthese optimieren (mit 70% Ausbeute hätte mich mein Doktorvater rausgeschmissen) und und und. Das Volumen und die Qualität der Arbeit hätte vor 30 Jahren zu einer Diplomarbeit gereicht, mehr nicht.
Zweitens aber frage ich mich, wozu man nach Harvard und zu Fraunhofer reisen muß, um solche triviale Chemie zu betreiben? Erschließt sich mir nicht. In [Ort ihrer Uni, von mir anonymisiert] wäre man mit so einer Arbeit vor 30 Jahren ausgelacht worden. Und womit? Mit Recht!
Mir sieht das nach Quotenfrau aus, die auch noch alle möglichen anderen Kategorien erfüllt. Ich kenne Mai-Thi nur aus dem Fernsehen, wahrscheinlich war sie schon an der Uni eine(r) von denen, die an der richtigen Stelle mit ein bisschen Klugscheißen und damit, im Labor die Arbeitsame vorzutäuschen (gab’s bei uns auch, das waren meistens die, die Stipendien von einer Parteienstiftung angenommen haben) weit gekommen sind.
Die Preisfrage ist, wer Mai-Thi’s Doktorandinnenkarriere mit Besuchen in Harvard und bei Fraunhofer in die richtigen Bahnen gelenkt hat. Am Inhalt kann’s jetzt eigentlich nicht gelegen haben.
Beste Grüße!