Ansichten eines Informatikers

Als mein Blog seine Existenz verlor

Hadmut
19.6.2021 12:01

Eine unerfüllte Hoffnung. [Nachtrag]

Ich hatte eigentlich mit der Mitteilung, dass ich eine Impfung erhalten habe, die Hoffnung verbunden, dass der Strom der Mails, nach denen ich mich niemals und unter keinen Umständen sollte impfen lassen, abebben würde.

Stattdessen bekomme ich nun reihenweise Wut-, Mitleids- und Beileidsbekundungen dafür, dass ich es getan habe. Beispiel:

Werter Herr Danisch,

„etwas gezwackt“, hat es also.

Man ist schockiert, von Ihnen zu erfahren, sich dem „einfachen Picks“ ebenfalls unterworfen zu haben. Ihre Kommentare zum Zeitgeist und Geschehen sind sehr umfassend, daß Ihnen nicht der Zugang zu den medizinischen Aspekten einer solchen Imfung zugänglich und verständlich wären. Von dessen Einordnung in das Konzept gesellschaftlicher Eliten auf weltweite Strukturveränderungen ganz zu schweigen.

Ist es nur das opportunistische Kalkül, bald wieder den Langstreckenflieger nach Australien besteigen zu dürfen? Hoffentlich ereilt Sie nicht davor eine der möglichen Langzeitnebenwirkungen jener verbrecherischen Mittel. Ihr Blog ist ab sofort für mich nicht mehr existent, was für Sie gänzlich belanglos ist. Nur wer in einer solch zentralen Frage den Ring verläßt, hat nie gekämpft oder sich nur im Eigenen bespiegelt.

Mit freundlichem Gruß

Ich finde das immer so derb daneben, wenn die Leute einem verbal vor die Hütte kacken und dann „mit freundlichem Gruß“ drunterschreiben. Manche Leute haben sehr seltsame Vorstellung vom Begriff „freundlich“. Das ist dann für mich auch immer ein Zeichen, dass derjenige nicht ehrlich ist.

Und ja, ich bin ein hoch intelligenter und sehr gebildeter Mensch (*protz*, ich weiß…), und wäre sicherlich in der Lage, alles Aspekte zu Klima, Corona, Energieversorgung, zweitem Weltkrieg, und worin ich mich sonst noch alles mal eben einlesen soll, wenn es nach den Lesern geht, verstehen könnte. Das Limit ist hier eher einer quantitativen Natur, in doppelter Hinsicht. Denn auch wenn mein Hirn so groß und schwer ist, dass ich beim Schwimmen immer mit dem Kopf unten im Wasser hänge und die Füße rausragen und ich einen Spezialschnorchel verwenden muss, hat auch mein Tag nur 24 Stunden und länger leben würde ich auch nicht. Um alles zu studieren, was mir die Leser so aufgeben, müsste ich geschätze 280 Jahre alt werden, plus nochmal 50 bis 100 Jahre für alles, was ich sonst an Literatur und Filmen noch sichten soll.

Selbst wenn ich es könnte, und würde und machte: Es käme zu spät. Selbst wenn ich jetzt damit anfinge, mich zum Virologen und Immunmediziner auszubilden, wäre ich Jahre damit beschäftigt. Ich würde in der Zeit nichts verdienen und nichts anderes machen, und bis ich aufgeschlaut wäre, wäre es schlicht zu spät.

Ich will dies an einem Beispiel erläutern: Wenn es brennt, rufe ich die Feuerwehr. Und fange nicht an, Bücher über das Löschen von Bränden zu lesen.

Warum?

Weil wir nicht mehr in der simplen Agrargesellschaft von vor 1000, 2000 Jahren leben, in der jeder noch alles Wissen der Welt – oder sagen wir mal: Alles Wissen, was ihn betrifft – in jedem Menschen vereinigt war und jeder alles das, was er brauchte, selbst gemacht hat. Als der Bauer auch noch alle Wehwehchen kurierte und seine Geräte selbst herstellte.

Alles, was wir heute sind und wissen und können beruht auf einer Arbeitsteilung, aus der die Berufe hervorgegangen sind. Einfach aufgrund des Umstandes, dass das Wissen irgendwann zuviel wurde, als dass ein Einzelner es noch alles in sich halten konnte.

Was übrigens auch der Grund ist, warum ich zum Zahnarzt gehe, wenn mir der Zahn weh tut, und nicht selbst dran herumfuhrwerke, nach dem Schema, wenn es mit Lötkolben und Platinen geht, muss es auch mit Zähnen gehen.

Freilich, das kann schief gehen. Ich war auch schon bei schlechten Zahnärzten. Man weiß das ja vorher nicht und kann das auch selbst nicht beurteilen. In einem Fall habe ich erst gemerkt, dass etwas, was ich subjektiv für gut hielt, eben nicht gut ist, als ein anderer Zahnarzt beim Blick auf den Zahn erstaunt fragte „Was soll’n das sein?“ und mir dann erklärte, warum das nicht gut ist.

Trotzdem bin ich in der Summe und im Durchschnitt weit besser damit gefahren, zum Zahnarzt zu gehen, als es selbst zu probieren.

Und auch für die, die mir schreiben, dass ich mir hätte Gift spritzen lassen und schreckliche Nebenwirkungen und Spätfolgen zu erwarten hätte:

Ich hatte mir auch schon vor 30 Jahren schon mal richtig heftiges Gift spritzen lassen. Immer wieder. Mit richtig grausigen Nebenwirkungen, die mich fast umgebracht hätten, und die Spätfolgen haben. Nannte sich Chemotherapie und hat mir damals das Leben gerettet. Mit der Denkweise der Leser, die mir gerade meinen baldigen Tod versichern, wäre ich bereits vor 30 Jahren tot gewesen. Manchmal hat man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, und muss sich für das vermutet geringere Übel entscheiden. Es gibt nicht immer die Wunderlösung, mit der alles gut ist.

Und wenn ich hinzufügen darf: Es hätte mich damals fast umgebracht, dass ich bei den ersten Symptomen noch dachte, ach, das kann man doch selbst nachlesen. Dadurch bin ich zu spät zum Arzt und war bereits in einem Stadium, das nach Literatur als nicht mehr heilbar galt. Dass es dieses Blog gibt, liegt nur daran, dass die Ärzte damals entschieden, dass wenn ich es ohnehin nicht überlebe, man auch nichts kaputt macht, wenn man es zumindest versucht, und über das in der Literatur beschriebene hinausgeht. Weil die sich mit etwas auskannten, wovon ich keine Ahnung hatte. Unter all den sehr netten Leuten war auch ein Arzt, den man vom Umgang her nur als Arschloch hätte beschreiben können. Das macht aber nichts, denn das war der, der sich mit dieser Behandlung am besten auskannte.

Wie man sowas nennt?

Ich nenne es Lebenserfahrung.

Und deshalb halte ich mich in der Krisensituation Corona an die Strategie, die sich vor 30 Jahren bewährt und mir damals das Leben gerettet hat. Und damals gab es auch ganz viele Leute, die so dringend vor solchen Behandlungen und den schlimmen Nebenwirkungen und Spätfolgen gewarnt hatten. Und die hatten sogar mit den Nebenwirkungen und Spätfolgen Recht, die gibt es tatsächlich. Sie haben nur das Detail nicht bedacht, dass ich ohne die Behandlung das Ende des Jahres nicht mehr erlebt hätte.

Es gibt diesen wunderbaren perfekten Pfad durch das Leben vorbei an allen Gefahren nicht.

Meine Hände, Füße und Knie haben einige kleine Narben, man sieht sie längst kaum noch, weil ich als Kind oft in Jugoslawien am und im Meer spielen, schnorcheln, tauchen war, und das dort eben eine Felsenküste mit lauter scharfkantigen Felsen und jeder Menge Seeigeln und sowas im Meer ist. Da verletzt man sich ständig und unentwegt. Und ich bin so froh, dass ich damals dort im Meer war. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Vielleicht wäre ich dann auch nie nach Australien gefahren.

Für völlig bescheuert halte ich die Ansicht, dass nie gekämpft habe, wer sich impfen lässt.

Das gehört in die Schublade für das Dümmste, was ich je gehört habe.

Als ob man als Kämpfer aus Prinzip gegen alles und jedes sein müsste und nur dann Kämpfer ist, wenn man das 100%-dagegen erreicht.

Muss man als Kämpfer unbedingt 170 fahren, wenn auf der Autobahn das Schild 130 steht?

Muss man als Kämpfer unbedingt auf der linken Seite der Autobahn fahren, wenn das Rechtsfahrgebot gilt?

Muss man als Kämpfer unbedingt in die Steckdose fassen, wenn der Staat sagt, dass man das nicht tun soll?

Muss man als Kämpfer verdursten, wenn der Staat sagt, man solle bei Hitze genug trinken?

Was würde der Kämpfer denn tun, wenn der Staat sagt, es gibt eine Impfung, aber er rät davon ab? Sich sofort diese Impfung reinhauen?

Verschont mich mit dem Schwachsinn, dass der erleuchtete Kämpfer immer genau das Gegenteil von dem tut, was der Staat will. Denn das ist keine Eigensteuerung, das ist dann auch fremdgesteuert.

Und ja, das kann sein, dass sich die Entscheidung, sich impfen zu lassen, als falsch herausstellt.

Weil es eine a priori Entscheidung ist. Das haben die so an sich. Es kann ein Fehler sein, das Haus zu verlassen, weil man überfahren wird, und es kann ein Fehler sein, darin zu bleiben, weil es einstürzt. Mein Leben ist voller Fehler. Das Problem daran, dass ich die fast alle erst hinterher erkennen konnte. Heute ist mir auch klar, was ich damals bei der Promotion falsch gemacht habe, wie ich in diese Situation geraten konnte. Mir ist heute aber ebenso klar, dass ich das damals nicht wissen konnte, ich also eigentlich gar nichts „falsch gemacht“, sondern die Fähigkeit zum Hellsehen hätte haben müssen. Hätte ich immer die Fähigkeit, vorher zu wissen, was sich später als falsch herausstellen wird, wäre ich längst der reichste Mann der Welt, weil ich niemals falsche Lottozahlen tippen würde und jede Spielbank sprengen könnte.

Oder um es einfacher auszudrücken: Hinterher ist man immer schlauer.

Ein solches Hinterher habe ich schon hinter mir, siehe oben.

Davon ganz abgesehen: Auf mich wirkt es überaus arrogant und eingebildet, wenn Leute stets unterstellen, dass man automatisch und zwangsläufig ihrer Meinung sein müsste, wenn man sich nur genügen schlau macht und informiert, als sei ihre Meinung die einzige, zu der Wissen und Sachkunde führen könnten.

Denn von Leuten, die mit „Folge der Wissenschaft“ daherkommen und meinen, damit müsse man zwangsläufig und unausweichlich bei ihrer Meinung ankommen, habe ich genug.

Ja, kann sein, dass die Entscheidung falsch ist.

Kann aber auch sein, dass sie richtig ist.

Aber es ist eine a priori Entscheidung. Wir wissen es noch nicht. Und deshalb müssen wir, wie so oft, mit der Herangehensweise Risk Management daran gehen.

Und nun bitte ich darum, endlich von solchen Zuschriften abzusehen. Denn das schlimmste daran: Sie sind völlig nutz- und inhaltslos. Es ist ein Widerspruch, sich einerseits um meine Lebenszeit sorgen zu wollen und sie andererseits damit zu vergeuden.

Nachtrag:

Woran ich auch immer wieder erinnern muss, ist: Ja, ich habe eine große Klappe. Und ja, ich bin nicht zimperlich, was das Schreiben und Austeilen angeht.

Es ist aber nicht so, dass ich mir mal eben ein Buch durchlese und drei Youtube-Videos gucke, und mir dann einbilde, alles besser zu wissen als andere.

Ich bitte, mal zu berücksichtigen und anzuerkennen, dass dem, worüber ich hier schreiben – Linke, Hochschulen, Informatik – 10, 20 und 30 Jahre der Beschäftigung vorausgehen. Das kommt nicht von ungefähr oder dreimal googeln.

Es ist daher abwegig zu fragen, warum der Danisch nicht einfach mal die drei wichtigsten Youtube-Warn-Videos zu Impfungen guckt und dann alles besser weiß.