Ansichten eines Informatikers

Die Stimmung in Südafrika

Hadmut
13.7.2021 18:13

Uuuuh. Nicht gut.

In Südafrika scheint gerade so etwas auszubrechen, was man auf den ersten Blick als Bürgerkrieg einstufen könnte, was so aber nicht stimmt. Eigentlich ist es kein Krieg, sondern, ähnlich wie in den USA, ein Broken-Window-Syndrom, das zum hemmungslosen Plündern geführt hat, quasi zu einem Zivilisationszerfall, einer Selbstzerstörung der Gesellschaft. Scheint sich gerade besonders auf „KZN“, also eine Provinz namens KwaZulu-Natal an der Ostküste, und Alexandra, anscheinend einem Stadtteil im äußeren Bereich von Johnannesburg, zu konzentrieren, aber auch in Soweto scheint einiges los zu sein. Schade eigentlich, denn als ich da war, hatte sich Soweto zumindest in manchen Gegenden doch recht ordentlich gemacht.

Ein Leser schickte mir einen Link auf einen Youtube-Channel des Nachrichtensenders eNCA dazu, wonach es dort endlos Plünderungen und auch Gewalt und einige Tote gibt, da geht’s gerade allgemein rund:

Wobei es verdammt schwer ist, aus diesen Live-Berichts-Fetzen herauszufinden, was denn eigentlich der Anlass oder Grund dafür ist. Der Leser, der mir den Link schickte, fragte noch, warum man davon im hiesigen Fernsehen nichts erfährt. Das stimmt so nicht ganz, in den Fernsehnachrichten wurde es vorhin ganz kurz erwähnt. Ganz kurz. Dafür sagten sie den Grund: Irgendwer wurde verhaftet, womit Teile der Bevölkerung nicht einverstanden waren. Dann ging’s los.

Was mich an den hier im Blog schon oft erwähnten Rassismus-Vortrag, ganz toll gehalten von einem jungen Schwarzen auf der Gefängnisinsel Robben-Island (früher saß da Mandela, inzwischen nur noch Museum und Besichtigungsstätte wie Alcatraz, nur mit dem Unterschied, dass auf Alcatraz ehemalige Wärter zum Touristenführer wurden und auf Robben ehemalige Insassen). Und der sagte: Wenn ein Schwarzer einen Laden betritt, wird er nicht als Kunde, sondern als potentieller Ladendieb angesehen.

Das Problem, mit dem sie jetzt aber kämpften, sei, und das hätten sie auch noch nicht verstanden, dass das auch so sei, wenn kein einziger Weißer involviert sei. Wenn also nur Schwarze anwesend seien, nur schwarzes Personal, der Laden Schwarzen gehöre. Selbst dann, wenn Weiße wirklich gar nichts damit zu tun hätten, würden Schwarze, die den Laden betreten, immer noch zuerst als Ladendiebe betrachtet.

Ich glaube nicht, dass solche Vorgänge wie die, die man da jetzt in den Nachrichten sieht (auch von schwarzen Nachrichtenmoderatoren und Reportern!) geeignet sind, an dieser Situation irgendwas zu verbessern. Die arbeiten doch gerade selbst mit Hochdruck an ihrem Ruf, Ladendiebe zu sein, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Und sowas ist nicht gut, denn dann fällt jeder Laden in sich zusammen, wie man ja in den USA gerade sieht. Dann funktioniert irgendwann die Zivilisation auf Grundlage der Arbeitsteilung nicht mehr. Oder böse gesagt: Das, was der Kolonialismus gebracht hat. Hatte ich ja gerade in der Sache Nairobi. Oder früher schon.

Es erinnert mich aber auch daran, was mir mal ein Mann in Kapstadt sagte.

Er sagte, die Apartheid und das Apartheidsregime seien so richtig übel, so richtig Scheiße gewesen. Man dürfe aber nicht den Denkfehler begehen, den so viele machen, nämlich zu glauben, dass wenn man etwas Schlechtes los wird, alles danach besser sei. Es könne auch noch schlechter werden. Zur Zeit der Apartheid habe er sich als Schwarzer nicht auf alle Parkbänke setzen dürfen. Aber auf denen, auf die er sich setzen durfte, habe er dann immerhin in Ruhe und Frieden sitzen können. Heute dagegen dürfe er zwar auf jeder Parkbank sitzen, würde aber auch auf jeder Parkbank überfallen und ausgeraubt. Das sei nicht besser, sondern schlechter.

Ein Taxifahrer erzählte mir, dass die Leute, die in den Townships hausen, schon deshalb morden, um für Mord verurteilt zu werden und ins Gefängnis zu kommen, weil die Lebensverhältnisse unter der linken Regierung in den Gefängnissen weit besser als in den Townships seien. Sauberes Bett, Dach, trocken, Heizung, Strom, ordentliches Essen, stabile Behausung, keine Angst vor Raub, medizinische Versorgung, Fernsehen, Toiletten… all das gäbe es in den Townships nicht (stimmt, ich war in einigen und habe es mir angesehen) und alles, was man tun müsste, um es auf Jahre gratis zu kriegen, wäre, einen abzumurksen.

Ich habe in den Townships Hütten gesehen, in denen es elektrisches Licht gibt (sehr selten dort), aber das Licht immer an und aus geht. Weil sie dort keinen Strom haben, aber die Hütte gleich neben einer Straßenverkehrsampel einer Hauptstraße liegt. Sie haben die Ampel angezapft. Jetzt haben sie immer Licht, wenn die Ampel grün zeigt.

Das wird noch übel enden.

Angezettelt durch den marxistischen Schwachsinn.

Also machen sie in Südafrika jetzt Klassenkampf, schlagen alles kaputt, und merken nicht, dass außer ihnen eigentlich fast keiner da ist, sie sich selbst bekämpfen.

Fast keiner merkt es. In einem der beiden Plünderungsvideos spricht die Reporterin mit einem Mann und übersetzt es dann ins Englische. Er sagt, dass das nicht gut ist, dass sie sich da gerade ihre eigenen Ressouren wegnehmen. Ein zweiter sagt, dass das alles Leute wären, die nicht arbeiten. Das habe ich in Südafrika und Namibia öfters gehört, dass es da viele Leute gibt, die aus verschiedenen Gründen niemals etwas arbeiten. Aus Prinzip. Aus Faulheit. Aus Stolz, gerade bei irgendwelchen Stammeskriegern, für die zu arbeiten unter ihrer Würde wäre, aber klauen geht schon. Und dann wundern sie sich, wenn Schwarze selbst von Schwarzen zuerst als Ladendiebe betrachtet würden.

Gerade habe ich die Tage bei der Schwachsinnsschleuder Deutschlandfunk Kultur gelesen, dass Wikipedia oder überhaupt jedes Wissen rassistisch wäre. Weil Weiße einfach mehr Zeit hätten, Wikipedia zu lesen, als Schwarze. Da musste ich an Südafrika und Namibia denken, wo viele sich grundsätzlich weigern, zu arbeiten. Und manche andere vielleicht 2 Stunden am Tag etwas arbeiten. Etwas, wovon mir ein weißer deutschstämmiger Farmer sagte, dass wir das in Deutschland ganz sicher nicht „arbeiten“ nennen würden. Also müssten sie doch eigentlich sehr viel mehr Zeit haben als wird.