Eine Bitte an Raum, Zeit und Universum
Meinetwegen auch an die göttliche Vorsehung.
Seit Monaten habe ich hier Dauerfeuer mit aktuellen, anlassbezogenen Themen. Gender. Fridays. Corona. Wahlkampf. Baerbock. Hochwasser.
Aktuelles hat natürlich Priorität. Aber – nein, nicht aber, sondern deshalb – habe ich hier einen großen Stapel von Blogthemen, die wichtig, aber nicht anlass- oder zeitpunktbezogen sind, die warten mussten, und die ich nicht abarbeiten konnte.
Könnte ich bitte, bitte, bitte mal ein Vierteljahr oder so zumindest 6 bis 8 Wochen Zeit bekommen, in denen einfach mal gar nichts passiert? In denen die Fernsehnachrichten einfach ausfallen, weil sie nichts zu berichten haben? In denen im Fernsehen nur Wiederholungen kommen? In denen die Bremsscheiben der Autos bei Polizei und Feuerwehr Rost ansetzen, weil niemand sie ruft? In denen die dritte Wiederholung der ZDF Küchenschlacht das aufregendste wäre, was passiert? Nicht mal irgendwo eine Sicherung rausfliegt? Wo sie keine Fernsehkrimis mehr drehen können, weil nicht mal in deren Phantasie noch jemand umgebracht werden kann? In der man sich weder in Flugzeug noch Auto anschnallen muss, weil es gar nicht zu einem Unfall kommen kann? Die pure Langweiligkeit?
Damit ich hier mal meinen Berg abarbeiten und bloggen kann?
Wär’ das schön…
Ich kann mich erinnern, irgendwo mal davon gelesen zu haben, dass irgendwelche Medienforscher oder Journalisten oder sowas mal danach gesucht haben, an welchem Tag am wenigsten los war. Gut, Tage, an denen am meisten los war, sind bekannt. Kennedy-Attentat. Mondlandung. Mauerfall. 9/11. Fukushima. Hochwasser. Oder auch so Wochen und Monate. Tschernobyl. Covid-19-Ausbruch. Aber die suchten nach Tagen, an denen am wenigsten los war. Weiß nicht mehr genau, ist schon länger her, aber wenn ich mich recht erinnere, hatten die tatsächlich einen Tag in den 1950ern oder 1960ern gefunden, über den niemand etwas zu berichten wusste, in Fernsehen und Presse nichts dazu zu finden war, weil an diesem Tag einfach gar nichts passiert war.
Ah, ich hab’s wieder gefunden. Es war der 11. April 1954. Der offiziell langweiligste Tag des ganzen 20. Jahrhunderts. Es ist einfach nichts passiert. Wahrscheinlich nicht mal irgendwo die Milch übergekocht. Vermutlich hat sich nicht mal jemand verschluckt. Der Tag, an dem nichts geschah. In der Wüste der Ereignislosigkeit.
Von der Sorte bräuchte ich jetzt mal ein Viertel- oder wenigstens Achteljahr. Am liebsten ein ganzes. Danach wäre ich wieder für alles zu haben. Einfach mal alles durchputzen, saubermachen, sortieren, erledigen, ausmisten. So ähnlich wie Groundhog Day. Es passiert nichts Neues, bis man alles erledigt hat, was es zu erledigen gibt, und man in jeder, wirklich jeder Hinsicht bereit für einen neuen Tag mit neuen Ereignissen ist.
Zugegeben, ein vermessener Wunsch in einem Jahr, in dem noch Wahlen anstehen, und wir nach 16 Jahren entmerkelt werden, die ganz große Langeweile eigentlich abschaffen werden.
Trotzdem. Einfach mal nichts passieren. Also noch weniger als im Corona-Lockdown. Obwohl, dafür werden mich einige steinigen, der ja schon gut war, ich habe endlich mal ein paar Dinge ordnen und in Ordnung bringen können, Dinge getan, zu denen man sonst sein Leben lang nie kommt, weil dafür nie Zeit ist. Hat aber nicht gereicht.
Wie aufregend, konzentriert, spannend könnte das mal sein, wenn mal überhaupt nichts von außen getrieben wäre, sondern man mal ganz in Ruhe und in der nötigen Zeit und ohne Hektik die Themen bearbeiten könnte.
Nun würde der ein oder andere sagen, das wäre doch ein Widerspruch in sich. Denn das nichts passiert, das würde doch auch umfassen, dass die Blogger die Klappe halten. Sonst würde ja was passieren. Zugegeben, Punkt für Euch. Aber zumindest mal die Informationen vorbereiten, sortieren, schreiben, vielleicht ein Buch schreiben. Das wäre doch mal was.
Einfach mal ein Vierteljahr gar nichts.
Ich weiß, ich weiß. Viele werden reagieren mit „biste bekloppt? – hatten wir doch gerade über ein Jahr, Corona!“ Nee, hat nicht gereicht. War immer noch zuviel los, immer noch nicht alles aufgeräumt. Und da hat man ja auch nicht die Klappe gehalten, sondern jeder schreit irgendwas, eine Sondersendung nach der anderen. ZDF spezial und ARD Brennpunkt so monoton und wiederkehrend wie Bares für Rares. Oder die endlosen Quizshows.
Einfach mal Ruhe, damit man mal die ganzen Rückstände abarbeiten kann.