Elon Musk und das Hochwasser
Oh. Ich entwickle prophetische Fähigkeiten.
Oder: Vom Himmel hoch, da kommt er her…
Vor vier Tagen hatte ich noch über unsere Hochwasserantwort gespottet. Ich zitiere mich mal selbst:
Die Bundesregierung bittet deshalb noch um etwas Geduld. Die Bundesregierung schickt den betroffenen Bürgern dann ganz viele Flugtaxis, sobald wir die haben. Und solange sie funktionieren. Die Hubschrauber der Bundeswehr können wir nicht im Betrieb halten, nicht mal genug Ersatzteile kaufen, aber das mit den Flugtaxis wird sicher ganz toll. Notfalls lassen wir uns die von Elon Musk und Tesla bauen. Da freuen sich die Leute in den überfluteten Gebieten ganz bestimmt. Die kommen dann ganz bald, denn in solchen Sachen sind wir so gut wie beim BER. Die sind jetzt fertig, die bauen jetzt die Flugtaxis, von denen Dorothee Bär immer redet, wenn es um Digitalisierung kommt.
Meldung von heute morgen bei Heise:
Nach Hochwasser-Katastrophe: Rheinland-Pfalz stellt Starlink-Antennen auf
In vielen von den Wassermassen zerstörten Ortschaften gibt es immer noch keine Möglichkeit, online zu gehen. Dem soll nun Abhilfe geschafft werden. […]
Weil auch Tage nach den verheerenden Überflutungen in Rheinland-Pfalz noch immer Gebiete ohne Anschluss das Internet auskommen müssen, hat das Land 12 Starlink-Satellitenschüsseln aufgestellt. Menschen vor Ort können sich in das darüber verfügbare WLAN einwählen und einen Zugang zum Internet herstellen, teilte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion des Landes mit.
Der Zugang ist kostenlos. […]
Mit der Aufstellung der Zugänge zum Satelliten-Internet von Elon Musks Firma SpaceX reagiert Rheinland-Pfalz auf die folgenreichen Überschwemmungen in der vergangenen Woche. […]
Für Starlink von SpaceX dürfte der Einsatz in den Flutgebieten nun der erste größere Einsatz nach einer Naturkatastrophe sein – dabei kann die Technik ihre ganze Stärke ausspielen. Das Satelliten-Internet wird seit Ende 2019 aufgebaut und soll eigentlich in unterversorgten Regionen einen schnellen Internetzugang ermöglichen, wo Anschlüsse über konventionelle Technik nicht wirtschaftlich sind oder aus anderen Gründen nicht anliegen. Gegenwärtig läuft für das Angebot ein öffentlicher Betatest. Hunderttausende haben Interesse an einem Zugang. Für den Internetzugang über Starlink braucht es neben der kleinen beheizbaren Antenne einen WLAN-Router, den SpaceX bereitstellt und der die Verbindung zu den Endgeräten herstellt. Wie das nun im stark zerstörten Ahrtal funktioniert und angenommen wird, wird sich zeigen.
So verkehrt lag ich da doch gar nicht.
Wobei ich wetten würde, dass die da in Rheinland-Pfalz nicht selbst drauf gekommen sind, sondern das ein PR-Coup von Musks Raketenfirma ist, denn das ist ja genau so ein Fall, für den die das entwickelt haben. Denen fehlte es bisher nur an Kunden und einem Proof-of-Concept- oder Demo-Case.
Sowas in der Art haben die nämlich schon mal gemacht. In Australien hat Tesla in der Wüste einen riesigen Park aus Akkus aufgestellt, um deren Akku-Technik zu demonstrieren, die man sich kaufen und im Haus an die Wand schrauben soll, um Bedarfsspitzen abzufangen und auch über Stromausfälle oder nicht permanent angelieferten Ökostrom zu kommen. Im Prinzip läuft dann das ganze Haus auf Akku, wie ein Handy, das immer dann geladen wird, wenn Strom gerade verfügbar oder billig ist. Im Krisenfall kann man wohl sogar Strom wieder verkaufen, wenn man noch was im Akku hat.
Und dann gab es neulich mal einen größeren Kraftwerksausfall, der da irgendwie (von der Bevölkerungszahl her) ein Drittel von Australien oder sowas (Nee, gerade nochmal nachgelesen, 1,7 Millionen Menschen, also nur etwa ein Zehntel) lahmgelegt hätte, wenn ich mich jetzt recht erinnere, so um die 45 Minuten. Und es passierte: Einfach gar nichts. Man hat vom Stromausfall überhaupt nichts gemerkt, weil der Riesen-Haufen von Akkus, den Musk da in die Wüste gestellt hatte, und von dem man nicht wusste, wofür das eigentlich gut sein sollte, das ganz locker abgepuffert hat.
Es habe nur 140 Millisekunden gedauert, bis der Speicher gespeicherten Strom ins Netz speiste. Das sei geradezu schockierend schnell gewesen, sagte Tom Koutsantonis, Energieminister von South Australia, in einem Radiointerview.
Vor allem ging es deutlich schneller als bei den bisherigen Systemen, die bei einem Stromausfall eingesetzt wurden: Ihre Notfallgeneratoren seien erst in etwa 10 bis 15 Minuten einsatzbereit, sagte Koutsantonis, das Kraftwerk Torrens Island sogar erst in einer halben bis einer ganzen Stunde.
140 Millisekunden ist derb. Eine Siebtel Sekunde.
ODer besser gesagt: Bei 50 Hertz dauert ein Phasendurchlauf, also einmal die Sinus-Kurve entlang, 1/50, also 20 Millisekunden.
Nach nur sieben ausgefallenen Sinusschwingungen hat der Akku in der Wüste die Stromversorgung übernommen. Das stecken die meisten Netzteile mit ihren Kondensatoren und auch viele elektromechanisch betriebene Geräte mit ihrer Massenträgheit locker weg. Großmaul Musk vorher:
Tesla-Chef Elon Musk hatte gewettet, dass das Unternehmen es schaffen werde, einen solchen Speicher in 100 Tagen nach Vertragsunterzeichnung zu bauen. Falls es diese Frist nicht einhalte, übernehme Tesla die gesamten Kosten. Als der Vertrag Ende September unterzeichnet wurde, war die Anlage aber bereits zu einem nicht unerheblichen Teil fertig.
So hat er das damals geschafft, diese Akkuanlage in die Wüste zu kriegen und dann unter Beweis zu stellen, was er kann.
Vermutlich läuft nun so eine ähnliche Nummer mit den Hochwassergebieten, denn für genau solche Gegenden ohne Infrastruktur ist das SpaceX-System mit Satelliteninternet ja gebaut. Wäre dann vielleicht auch ein Modell für andere ländliche Gegenden, die wir nicht ordentlich mit Internet versorgen können.
Können wir eigentlich noch irgendwas selbst?