Ansichten eines Informatikers

Die Absicht hinter dem E-Auto-Murks

Hadmut
9.8.2021 22:53

Grüne Ziele.

Toyota, immerhin größter Autohersteller der Welt, meint, dass das mit der Umstellung aller Fahrzeuge auf Elektrizität nicht funktionieren wird.

“If we are to make dramatic progress in electrification, it will require overcoming tremendous challenges, including refueling infrastructure, battery availability, consumer acceptance, and affordability.”

Wir haben weder die Infrastruktur, noch die Batterien und auch nicht die Preise, um alle Fahrzeuge gegen elektrische Fahrzeuge auszutauschen.

FOCUS schreibt gerade von einer Horrorfahrt mit einem VW ID.3.

Ein Paar fährt regelmäßig von Freiburg in die Camargue, weil sie dort ein Ferienappartement haben. Nun erstmals mit einem ID.3. Das geriet zur „Horrorfahrt“.

Beide wollen, seit sie 26 Stunden später am 790 Kilometer entfernten Zielort ankamen, eine Erkenntnis teilen: Sie halten die Elektromobilität für zukunftsweisend, aber sie glauben, dass Europa noch nicht ausgerüstet ist dafür. Ihre Dokumentation liest sich, als stamme sie aus einem Kapitel von Jules Vernes berühmten Roman „In 80 Tagen um die Welt“.

Mmmh. Die Strecke Dresden-Karlsruhe (570 km) bin ich normalerweise unter 5 Stunden gefahren, wenn ich mir eine verkehrsgünstige Uhrzeit ausgesucht habe. Und München-Berlin (610km) so in 6 bis 7 Stunden, plus einmal Tanken und einmal Essen gehen.

26 Stunden für 790 Kilometer ist kategorisch das Tempo, was ich auf manchen Strecken in Australien oder Neuseeland mit dem Wohnmobil samt Tourismus, Besichtigungen und Übernachtung gebraucht hätte.

Nun schreibt Schupelius auf BZ, dass Berlin offenbar gar keine Anstrengungen unternimmt, sich auf das e-Auto vorzubereiten.

Was bemerkenswert ist, weil sie doch hier ständig trommeln, dass sie alle Verbrenner aus der Stadt verbannen wollen.

Offenbar ist der ganze Öko-Kram nur Vorwand und es geht darum, das Autofahren schlechthin zu unterbinden. Deren Problem ist anscheinend, dass es für Verbrenner eine Infrastruktur gibt, die den Betrieb aller Fahrzeuge ermöglicht. Man fragte sich ja schon lang, wie das mit der Öko-Bilanz von E-Autos funktionieren soll, weil die ihren Break-Even erst so bei 160.000 km hat, und viele (vor allem Stadt-)Fahrzeuge diese Strecke nie erreichen.

Die Grünen haben das Ziel längst schon vollmundig bekannt gegeben: Ab 2030 sollen innerhalb des S-Bahnringes nur noch Elektroautos fahren, ab 2035 soll das für die ganze Stadt gelten. Die Linken schließen sich dieser Marschrichtung an, die SPD gerät in Erklärungsnot.

Wie soll das gehen? E-Autos brauchen eine eigene Infrastruktur, also Ladesäulen und ein Stromnetz, das genug Ladestrom zur Verfügung stellen kann. Sorgt die Politik entsprechend dafür, dass diese Voraussetzungen bis 2030 erfüllt sind?

Ein Blick in den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf lässt Zweifel aufkommen. Dort wollte der Bezirksverordnete Maximilian Rexrodt (FDP) vom zuständigen Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) wissen, wie die Vorbereitungen auf das E-Auto konkret aussehen.

Und siehe da: Es gibt diese Vorbereitungen gar nicht. Und es fehlen dem Bezirksamt anscheinend auch die wichtigsten Informationen dafür.[…]

Ganz unklar bleibt die Auskunft hinsichtlich der Umstellung von Lastkraftwagen auf Elektroantrieb. Hier verweist der Stadtrat auf „Lastenräder“, die von „Paketdiensten“ genutzt werden könnten. Die große Zahl der Schwerlastwagen, die unsere gesamte Versorgung sichern und für die es keinen Elektroantrieb gibt, erwähnt er gar nicht.

An einer Stelle aber verrät der Stadtrat zwischen den Zeilen, wie die Zukunft aussehen soll. „Ein 1:1-Tausch Verbrenner gegen Stromer wird nicht als Ziel des Senats kommuniziert.“

Das heißt zu Deutsch: Es sollen gar nicht alle Berliner auf ein Elektroauto umsteigen dürfen, sondern nur ein Teil von ihnen. Ab 2030 sollen wir möglichst gar keinen Privatwagen mehr haben, das ist das eigentliche Ziel. Und deshalb rührt die Politik keinen Finger für eine Infrastruktur, die für Elektroautos gebraucht wird.

Wir sollen also nicht auf e-Autos umgestellt werden, sondern mit einem Fahrzeugtyp, den wir uns nicht leisten, den wir nicht gebrauchen und den wir nicht aufladen können.

Ich hatte mir schon mal hypothetisch meinungsgenerierend überlegt, wie es wäre, mir ein Elektroauto zu kaufen. Aber abgesehen davon, dass der Wertverlust early-adopter-typisch gigantisch sein dürfte (schon meine frühen LED-Glühbirnen haben sie nie auch nur annähernd amortisiert), wüsste ich derzeit überhaupt nicht, wie und wo ich das Ding aufladen sollte, könnte. Es gibt zwar hier in der Umgebung einige Straßen weiter Ladesäulen, aber abgesehen davon, dass mir das zu blöd wäre, ein Auto nur zum Laden stundenlang in die Gegend zu stellen und in Berlin obendrein zu gefährlich, sind die eigentlich auch immer belegt.

Allerdings fahre ich innerhalb von Berlin nur selten mit dem Auto. Wenn, dann meist zum Einkaufen oder mit irgendeiner Ladung, brauche also Platz, oder nach außerhalb von Berlin. Dazwischen längere Standzeiten.

Ein (derzeitiges) E-Auto wäre für mich also eigentlich das falsche Ding. Vor allem würde ich die Strecke für den Öko-Break-Even auch nicht erreichen.