Digitalisierung für Geisteswissenschaftler – und Pferde
Ein Geisteswissenschaftler schreibt mir:
Sehr geehrter Herr Danisch,
ich kann Ihren Kommentar zum Studiengang „Digitalisierung für Geisteswissenschaftler“ nicht so stehen lassen. Ich habe selbst nach meinem Magister in Geschichte und 180 erfolglosen Bewerbungen „Informatik für Geisteswissenschaftler“ in Chemnitz studiert und halte dies auch heute noch für eine sinnvolle Möglichkeit, fehlgeleiteten Studenten der Laberwissenschaften noch einmal die Chance zu geben, sich irgendwie wertschaffend in den Arbeitsmarkt zu integrieren. […]
Ja. Das habe ich ja inhaltlich auch gesagt, ich habe es nur spöttisch formuliert.
Das ist wie mit den Pferden. Da haben sich auch viele aufgeregt, dass ich die Zuschrift des Lesers über das Wesen von Pferden so „abgebügelt“ hätte. Und haben vor lauter Empörung nicht gemerkt, dass ich dem Leser in der Sache Recht gegeben und es bestätigt und mit Quelle unterlegt hatte, es aber darum ging, dass er damit das Thema „Wettkampf“ verfehlt hatte, weil man halt nicht auf der Ponyhof-Weide stand.
Ich freue mich ja auch darüber, wenn ich Geisteswissenschaftler nicht als Steuerzahler durchfüttern muss, sondern die entgegen ihrer Lebensplanung doch noch lernen, was nützliches zu tun und sich selbst zu ernähren.
Ich hatte ja neulich auch schon ausgeführt, dass sich die Informatik verändert hat und es da inzwischen viele anspruchsarme Hilfsarbeiten gibt, die eher leicht zu erlernen sind. Was gewissermaßen paradox ist, denn eigentlich dachte man vor 20 Jahren mal, dass uns der Computer alle diese einfachen Hilfsarbeiten abnehmen würde, tatsächlich aber werden es immer mehr statt weniger. Andererseits ist ein zentrales Problem heutiger IT und Ursache ihrer Unbeherrschbarkeit, dass zuviele Laien mit Halb- oder Drittelwissen drin rummurksen.
Anders gesagt: Wir haben eigentlich keinen Fachkräftemangel, sondern eine Inkompetentenflut.
Aber, um das noch positiv herauszuheben: Mit solchen Fachmigrationskursen schaffen es auch Geisteswissenschaftler aus der bourgeoisen parasitären Nutzlosigkeit in die Produktion.
Sozialistische Grüße!