Die Kosten der Olympischen Spiele
Noch mal nachgegoogelt.
Ich hatte in diesem Artikel über die Kosten der Olympischen Spiele geschrieben und – zugegeben ohne weiteres Nachdenken – darin die BILD zitiert (beim zitieren kann man ja auch nicht ändern) und den Betrag dann aber benutzt, wonach die olympischen Spiele 100 Milliarden Euro gekostet hätten.
Die BILD hatte dazu geschrieben:
Japan hat fast 100 Milliarden Euro für die Spiele ausgegeben – und am Ende Geisterspiele veranstalten müssen.
Stimmt. Das erscheint isoliert betrachtet absurd hoch. Warum ist mir das nicht aufgefallen?
Irgendwie fehlt mir da aber das Wertegefühl, weil ich nicht weiß, was solche Sportstadien so kosten und ob die da schon standen oder alle neu gebaut werden mussten.
So ganz abwegig ist das jetzt aber auch nicht, es kamen ja Berichte, wieviele Leute ihre Hotels renoviert oder neue aufgemacht hatten, schöne Restaurants gebaut und so weiter, Straßen, Infrastruktur, da kommt schon was zusammen.
Mir ging dann durch den Kopf, ob die BILD da vielleicht die Währungen durcheinander gebracht hat. 100 Milliarden Yen vielleicht? Das wären etwas 770 Millionen Euro.
Wäre das plausibler? Das kommt mir dann doch wieder als zuwenig vor.
Hier scheint es genauere Informationen zu geben.
A large part of ticket revenue, which was estimated at around 90 billion yen (about $822.6 million), has dissipated completely. Although such a situation had been predicted at an early stage, the organizing committee has avoided facing this reality squarely.
Allein der Ausfall an Ticket-Einnahmen wird auf fast 100 Milliarden Yen, fast 700 Millionen Euro geschätzt.
The latest version 5 budget announced in December 2020 ballooned to 1.644 trillion yen (about $15 billion), with additional expenses due to the postponement and coronavirus countermeasures.
Furthermore, there are expenses that are not included in the official budget — games-related expenses such as measures against heat and road maintenance. The Board of Audit of Japan had been pointing out even before the games’ postponement that when factoring in such related expenses, the overall cost would top 3 trillion yen (about $27.4 billion). The Tokyo Olympics are just about to kick off on July 23, but the overall picture of costs for the Olympics remains unclear.
Die tatsächlichen Kosten sind also gar nicht bekannt, aber sie meinten vor der Verschiebung der Spiele, dass sich die Kosten auf 3 Billionen Yen, also 27,4 Milliarden Dollar oder 23 Milliarden Euro summieren könnten, wenn man Maßnahmen wie Straßenreparaturen berücksichtigt.
Das ist durch die Verschiebung der Spiele sicherlich nochmal teurer geworden, denn letztes Jahr schon wurde das Problem beschrieben, dass sie wie üblich neue Appartmenthäuser für die Athleten gebaut hatten, die danach vermietet oder als Wohnungen verkauft werden sollten und die Verträge schon gemacht waren, sie also ein Jahr später keine Unterkünfte mehr hätten. Keine Ahnung, wie die das jetzt gemacht haben. Es gab ja Handy-Videos von Sportlern, die da sehr kleine und enge Unterkünfte, eher wie Jugendherberge, zeigten. Und ich hatte ja auch den Verdacht, dass die Anweisung, die Spiele innerhalb von 48 Stunden zu verlassen, nur offiziell mit Corona zu tun hatten, in Wirklichkeit eher mit dem Mangel an Unterkünften.
Was aber eben auch heißt, dass sich der Betrag in der BILD zwar nicht belegen lässt, er jetzt aber auch nicht absurd überhöht ist, sondern „nur“ das drei- bis vierfache des Betrages ist, der vor der Corona-Verschiebung an Kosten geschätzt wurde, ohne die Privatausgaben von Hotelbetreibern usw. zu berücksichtigen. Wie gesagt, irgendwo kam ein Bericht über Leute, die sich da in Kosten oder sogar Schulden gestürzt hatten, um da schöne Unterkünfte anzubieten, wohl auch aus traditioneller Gastfreundschaft, was ja wohl eine Ursache des Grolles der Bevölkerung auf die Regierung war.
Mir fehlt da der Maßstab.
Die Spiele in Rio haben angeblich so um die 5 Milliarden Dollar gekostet. Und normalerweise verkaufen sie so 6 bis 8 Millionen Tickets. Allerdings hat man in London infolge der damaligen Spiele 4 Millionen zusätzliche Touristen bis 2015 erwartet.
Selbst wenn man unterstellt, dass jeder Tourist 1000 Euro vor Ort lässt (was jetzt mal sehr hoch geschätzt ist), wäre das ein Umsatz von 4 Milliarden, aber nicht Gewinn. Wenn man aber umgekehrt rechnet, was es kostet, sich für viele Touristen fit zu machen, kommt schon was zusammen.
Alles zusammen könnte das also durchaus in einer Größenordnung von 40 Milliarden Euro liegen. Den Betrag in der BILD halte ich bei Nachdenken zwar für zu hoch, bin mir aber gar nicht so sicher, ob er wirklich zu hoch ist. Zumindest mal ist er nicht in der Größenordnung zu hoch, sondern vielleicht Faktor 2 bis 4. Zumindest mal nicht absurd hoch.
Ich vermute, der japanische Wähler und Steuerzahler wird es nie erfahren. Genauso wenig, wie der deutsche erfährt, was ihn Frauenförderung und Migration kosten.