Ansichten eines Informatikers

Die Sache hat einen Haken

Hadmut
15.8.2021 15:17

Weil es Rückfragen gab und ich keine eigenen Bilder habe, habe ich welche zusammengegoogelt.

Also: So eine Bell-UH1D „Teppichklopfer“, leicht modifizierte Version des Vietnam-Hubschraubers UH1, der sich den Spitznamen „Huey“ einfing, weil er ursprünglich HU-1 hieß, und der ursprünglich eine Fehlkonstruktion war, weil der Heckrotor nicht genug Leistung brachte um das Ding immer gerade zu drehen (was ich mal in einer Hubschrauberzeitschrift gelesen habe, worin sie verrieten, dass der Rettungshubschrauber in der ZDF-Serie eine Mogelpackung ist, weil sie dort keinen militärischen UH1 verwendet haben, sondern eine militärgrün angestrichene gemietete Zivilversion, was man daran sehen könne, dass die einen längeren Heckausleger und den Heckrotor auf der anderen Seite hat, um genau dieses Problem zu beheben.)

Dieses Ding hat in manchen Ausführungen unten, genau unter dem Rotor, einen Haken zum Anhängen von Außenlasten. Das sieht so aus.

Oder im Flug, mit einer Außenlast dran, dann so.

Nahaufnahme praktisch nicht zu finden, ich schreibe diesen Blogartikel jetzt nur, weil zufällig einer vor 5 Tagen auf e-Bay so einen ausgebauten Haken als Einzelteil verkauft hat (ich dachte, das sei verboten, Flugzeugteile so in der Allgemeinheit zu verhökern) und dazu Detailaufnahmen gemacht hat, von denen ich mir mal eine hier klaue:

Das ist der Haken, der unten unter dem Bodem des Heli raushängt. Keinesfalls zu verwechseln mit den Winschen an der Seite, mit denen sie Leute vom Boden oder aus dem Wasser aufnehmen und in den Heli reinziehen. Diese Haken können nichts hochziehen, sie sind nicht dazu gemacht, irgendwas in den Heli reinzuholen, sondern für Außentransport. Weil sie aber direkt unter dem Rotor hängen, können sie viel höhere Lasten tragen.

Man kann da also, wenn der Heli direkt über einem fliegt, Lasten anhängen, indem man einen großen Schäkel oder eine Schlinge mit beiden Händen nimmt und von vorn (der Haken ist nach vorne hin offen, diese Einführzunge zeigt nach vorne) auf den Haken schiebt und reindrückt, dass er hinter dieser Arretierung (hier gelblich) einrastet und nicht mehr rausrutschen kann.

Die Piloten haben vorne einen Hebel oder ein Pedal (besonders in der Situation braucht man beim Heli wirklich beide Hände zum Fliegen), mit dem sie den Haken öffnen können, um die Last abzusetzen oder abzuwerfen. Dann klappt der ganze Haken (hier der silberne Teil) nach unten und die Last fällt raus.

Und das hat damals, als ich das mal mitgemacht habe, eben ein paar Runden funktioniert und irgendwann ging der Haken eben nicht mehr auf. Das das war ein echtes Problem, weil die Piloten mit der Last untendran auch nicht mehr landen konnten, weil das Netz zu kurz war, um die Last abzustellen und mit dem Netz im Haken daneben zu landen. Im Prinzip hätten dann nur noch Copilot und Lademeister bodennah abspringen können und sich der Pilot dann opfern. Wir hatten noch gestikuliert, ob wir von außen dran und versuchen sollten, das Ding wieder auszuhängen, die hatten dann aber so eine natürliche Mulde gefunden, wo sie die Last so reinhängen konnten, dass sie umgekippt ist und ihnen das dann gerade so gereicht hat, um mit Last zu landen und den Heli auf den Boden zu stellen.

Das Anhängen sah dann ziemlich genau so aus:

(By U.S. Army photo by Sgt. 1st Class Rhonda M. Lawson – http://www4.army.mil/armyimages/armyimage.php?photo=1526, Internet Archive, Public Domain, Link)

mit zwei wesentlichen Unterschieden:

  • Bei uns war die Last höher, und das Netz kürzer. Deshalb musste der höher anfliegen. Und deshalb konnten wir nicht auf dem Boden stehen, sondern mussten uns oben auf die Last (so fast mannshoch) oben drauf stellen, weil wir sonst nicht an den Haken gekommen wären.
  • Man sieht da auf diesem Foto noch einen Zweiten mit einer Stange. Höchstvermutlich war das ein Erdungsleitung, mit der er den Heli elektrisch entladen hat, bevor der, der die Last anhängt, den berührt hat, weil sich der Heli über die Rotoren in der Luft mit der Zeit elektrisch auflädt. Das hatten wir damals nicht, weshalb die jedesmal direkt vor dem Anhängen erst kurz auf dem Boden aufgesetzt sind, um sich zu entladen. Deshalb kam der bei uns nicht von oben, sondern von vorn oder, besser gesagt, sogar von unten heran.

Das wird da halt mal geübt, damit der Tag irgendwie rumgeht und die Kompanie halt auch mal die Helis bestellt hat. Man will ja wichtig sein und mal etwas Wind erleben.

Und das ist auch in mehrfacher Hinsicht nicht ganz ungefährlich, was wohl der Grund war, warum sie damals die wehrpflichten Mannschaftsdienstgrade eingesetzt haben. Wenn man nämlich auf der Last obendrauf steht und der Heli direkt vor einem zur Entladung auf dem Boden aufsetzen muss, sind die Piloten sogar unter einem. Die müssen also erst wieder so einen knappen Meter steigen, damit man überhaupt auf Augenhöhe mit denen ist und denen direkt ins Gesicht schaut. Und dann ist da schon der Rotor ziemlich nahe. Das ist eigentlich eine saudumme Idee, sich in so unmittelbarer Nähe eines Heli noch auf etwas obendrauf zu stellen, als würde man darum bitten, dass einem der Kopf abgeschlagen werde. Deshalb sagten sie uns, wir sollten rechtzeitig in die Hocke gehen.

Sie hatten uns gesagt, dass wir nach vorne schräg rechts weglaufen sollten, damit der Pilot (sitzt im Heli vorne rechts) sehen kann, dass wir weg sind. Hatten sie aber falsch erklärt, weshalb ich es geringfügig falsch gemacht habe. Ich hatte sie so verstanden, dass der Pilot uns durch das Seitenfenster sehen kann, und bin so Richtung 2 Uhr weggelaufen. Richtig wäre aber gewesen, dass man so Richtung 1 Uhr läuft, damit er einen durch das Bodenfenster sehen kann. Das führte noch zu einem anderen Problem. Nämlich in genau dem Augenblick, in dem ich von dem Minenhaufen runtergesprungen bin, schaukelte der Heli plötzlich nach links, denn die stehen nicht so stabil in der Luft wie die heutigen Drohnen von DJI, sondern das wackelt und schaukelt eben, und bin deshalb mit dem Kopf an dieser scharfkantigen Kufe vorbeigeschrabbert, ist aber nichts passiert, weil ich den Stahlhelm auf hatte. Der hatte dann halt einen leichten Kratzer im Lack. Feindkontakt. Helm ist tatsächlich wichtig.

Danach war mir dann auch klar, warum sie so niedrige Wehrpflicht-Dienstgrade an eine so „wichtige“ Sache ließen, während die Dienstgrade sich das alles aus sicherer Entfernung angesehen hatten. Vorher dachte ich, dass sei so eine Ehre für die Besten der Besten. Danach habe ich verstanden, dass man da nur das Kanonenfutter ist, dessen Verlust man einfach in Kauf nimmt. Weil’s halt auch schief gehen kann. Ruckzuck ist der Kopf weg.

Genauer kann ich es jetzt aber auch nicht erklären, bin ja kein Pilot, sondern habe das nur ein einziges Mal gemacht, das hat nur paar zig Sekunden oder vielleicht 1-2 Minuten gedauert, und ist 35 Jahre her.

Wer es genauer wissen will, muss jemanden fragen, der sich damit auskennt.