Funkgeräte und Digitalisierung
Buahahaaaa!
Langjährige Leser meines Blogs werden sich erinnern, dass ich schon mal erzählt hatte, was für kurios-steinzeitliche Funkgeräte wir damals hatten. Ich war 1985/86 im Grundwehrdienst, u.a. Cheffahrer und hatte einen VW Iltis, mit eingebautem (herausnehmbarem) Funkgerät. So ein Riesen-Würfel, ein SEM-25. Allein das Verbindungskabel zwischen Gerät und im Fahrzeug eingebautem Gerätesockel hat angeblich DM 3.000,- gekostet.
Man konnte mit Drehwählern die Frequenzen einstellen, dann hörte man so klack-klack-klack, wie innendrin ein Servomotor die Trommeln mit den Bauteilen drehte, um wie bei einem Revolver die entsprechenden Teile in die Schaltung zu drehen. Das Ding hatte sogar einen Speicher für zehn Frequenzen, der funktionierte mechanisch, wie bei den Fernsehern und Radios der 80er Jahre: Mit einem Griffel konnte man auf einer Metallleiste (eine für jede gespeicherte Frequenz) kleine Metallstifte verschieben, die dann die Frequenzeinstellungen steuerten.
Vorne auf dem Armaturenbrett eine Art Telefonhörer im schicken Zweiter-Weltkrieg-Design, eine Fernsteuerung für die Frequenzspeicher und, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, ein Lautsprecher.
Das war so richtig rustikal. Verstellte man vorne am Drehschalter die Frequenz, hörte man, wie hinten im Auto das Geklapper losging, weil die Servomotoren die Revolver mit den Bauteilen drehten, um die Frequenz einzustellen.
Ich fand das 1985 schon steinzeitlich. Obwohl ich als Jugendlicher auch CB-Funk-Geräte hatte. Da musste man zum Wechseln der Frequenz noch in den Laden gehen, anderer Quarze für die andere Frequenz kaufen, die Funkgeräte aufschrauben und die Quarze in den Stecksockeln austauschen. Das Ding hatte sogar zwei Sockel und einen Schalter, nur ein Sockel war bestückt. Ja, genau die hatte ich. DNT HF12. Da musste man zum Funken noch die Antenne rausziehen, so gefühlte zwei Meter lang. Natürlich sehr bruch- und knickanfällig. Funktionierten. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Und selbst von da aus fand ich das Bundeswehrfunkgerät noch einen Rückschritt.
Die Bundeswehr hatte damals Handfunkgeräte, mit denen man weiter werfen als funken konnte. Mit dem SEM-25 in meinem Iltis ging das nicht, dafür war es zu schwer.
Kein Wunder, denn das SEM-25 war ein Gerät der 60er Jahre. Genau so fühlte sich das auch an. Das wurde dann ab 1986 durch SEM-80/90 abgelöst, das habe ich aber nicht mehr mitbekommen, die kenne ich nicht. Entwicklung von 1982.
Golem berichtet nun, dass die Bundeswehr für 600 Millionen Euro Tausende dieser SEM-80/90 von 1982 identisch nachbauen lässt, weil sie es bis heute nicht geschafft haben, ihr Funksystem ordentlich auf was Digitales umzustellen – obwohl es heißt, auch SEM-80/90 wären schon grundsätzlich digital gewesen. Wikipedia:
Relaisbetrieb, Datenübertragung, Sprach- und Datenverschlüsselung ist mit Zusatzgeräten möglich.
Oho!
Muss man sich klarmachen, wo die Bundeswehr nach Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer angekommen ist:
Die geben 600 Millionen Euro aus, um ihre 40 Jahre alten Funkgeräte, die ins Museum gehörten, nochmal in großer Auflage identisch nachbauen zu lassen, weil sie es bis heute nicht geschafft haben, das zu aktualisieren.