Wie man einer Frauenrolle im Film wahre Tiefe verleiht
Ihr Name ist Bond. Jane Bond.
Gerade steht doch nach der x-ten Verschiebung an, den (nicht mehr so) neuen James Bond zu veröffentlichen, in dem James Bond nur noch eine Verwaltungsrolle als Vorruheständler hat, damit der Film überhaupt noch so heißen darf, und Bond durch eine junge schwarze Frau, die MI6-Agentin Nomi ersetzt wird, während Bond zunächst auf Jamaica in Rente gegangen ist.
Die Otago Daily Times greift das Thema auf und spricht mit der Schauspielerin Lashana Lynch darüber.
Lynch und eine Drehbuchautorin waren aber mit der Rolle unzufrieden und wollten der Agentin Nomi mehr „Tiefe“ verleihen.
Lynch and Waller-Bridge both pushed for extra depth in the Nomi character: that she might have struggled with her weight in the past or be having problems with a boyfriend or be on her period. “I thought there might be a scene where she’s coming out of the toilet and you see her throw her tampon in the bin,” she explains. “We don’t need to make a meal out of it! But we’re in the ladies’ room, you’re going to see someone pick their nose or pull out their wedgie. Bottom line: this woman is going to be relatable.”
Aha.
Man verleiht einem weiblichen Charakter in einem Film der Kategorie James Bond mehr „Tiefe“, indem sie mit ihrem Gewicht hadert (wäre das nicht „Breite“?), sie Probleme mit ihrem Freund hat oder einfach ihre Tage. Sie wollte eine Szene, in der sie aus dem Klo kommt und ihren Tampon in den Eimer wirft.
Da bekommt nicht nur die Doppel-Null eine neue Bedeutung, stand ja bei uns früher auf den Klotüren.
Man müsste auch die berühmte Szene an jedem Filmanfang, in dem man Bond im Smoking durch einen Pistolenlauf sieht, er aber schneller schießt und dann das Blut runterläuft, nunmehr aus der Perspektive des Mülleimers auf dem Damenklo drehen, aus dem heraus man Jane Bond sind, wie sie mit derselben Bewegung einen Tampon wirft und dann das Blut runterläuft.
Im Ernst:
Mit so einem Scheiß kommen die an, um dem Charakter „Tiefe“ zu verleihen (wie tief steckt so ein Tampon schon drin?), denen fällt nicht mehr ein als die gewöhnlichsten Alltagsprobleme wirklich jeder (Bio-)Frau, und wollen mit dieser Gewöhnlichkeit einen Sondercharakter wie Bond bauen und Tiefe verleihen?
Und dann wundern die sich, dass Frauen in Filmen unterrepräsentiert sind und bevorzugt als Dekoration eingesetzt werden?
Wie man das besser macht
Also, wenn schon, dass müsste sie aus der Abteilung Q eine als Packung Tampons getarnte Agentenausrüstung bekommen, so mit Explosiv-Tampons und welchen mit eingebautem Funkgerät. Oder einem innen zu tragenden Peilgerät für die gestohlenen Atombomben, mit denen sie den Weg zur Bombe findet, ohne dass jemand merkt, dass sie ein Peilgerät benutzt. Oder Damenbinden, die man mit dem Klebestreifen an die ganz große Tresortür pappen und die damit wegsprengen kann. Das wäre Jane Bond.
Großkaliber im Lippenstift. Nagellack, der Gitterstäbe durchätzt. Pumps, aus denen man ein Scharfschützengewehr bauen kann. Kugelsicherer String-Tanga. Oder irgendein ganz fieses Anti-Vergewaltigungsgadget von Q. Oder einen innen getragenen Giftinjektor, der dazu dient, Leute zu killen, indem man mit ihnen bumst. Der Phantasie wären keine Grenzen gesetzt.
Und der Brüller wäre natürlich, wenn man die Bösewichtin, Tochter von Blofeld, die zu gewinnen scheint, stil- und bondgerecht im allerletzten Augenblick ins Jenseits befördert, indem man einen ihrer Tampons vorher heimlich gegen einen explosiven Bond-Tampon ausgetauscht und sie ihn eingesetzt hat und die Bondin sie dann per Fernauslöser, getarnt als Schwangerschaftstest, in die Luft jagen kann. Natürlich mit dem üblichen coolen Spruch. „Ihre Tage sind vorbei.“ oder sowas.
Aber doch nicht Bondin kommt aus dem Klo und hat Menstruationsbeschwerden. Einfach das Prinzip nicht verstanden, dass Bond etwas besonders und nicht „normal“ sein soll.
Und wieder mal: Der Horizont, der nur auf Armlänge reicht.
Oder: Die Auffassungen von „Tiefe“ sind halt unterschiedlich.
Das war es dann auch mit James Bond.