Ansichten eines Informatikers

Vom Unvermögen, die eigene Darstellung einzuschätzen

Hadmut
27.9.2021 13:40

Wisst Ihr, was mir an der Bundestag noch so auffällt?

Wie unfähig die Parteien sind, ihre eigene Außenwirkung auf die Wählerschaft richtig einzuschätzen.

Viele Parteien stellen uns irgendwelche Clowns, Witzfiguren, Vogelscheuchen hin und erwarten dann, dass wir das gut finden und wählen, weil die sich längst daran gewöhnt haben, nicht mehr zu liefern, was der Wähler will, sondern im Sinne einer leninistischen Partei zu diktieren, was man als Wähler gefälligst zu wollen hat.

Viele Parteien suchen sich intern Clowns und Witzfiguren als Kandidaten aus, weil ihre Mitglieder längst aus Clowns und Witzfiguren bestehen und die nach dem Prinzip der Selbstähnlichkeit wählen, bedenken aber nicht die alte Volksweisheit, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler.

Letztlich kann man die Wahl eigentlich nur so einstufen, dass der Wähler eigentlich gar nichts gewählt hat. Sechs Parteien, die Stimmen ziemlich nah an der Gleichverteilung, das heißt im Prinzip, dass gar niemand gewählt wurde. Denn was an der Wahl fehlt, was ich schon vor Jahren forderte: Die Partei der Nichtwähler. Egal, wie schlecht die Parteien sind, wie lausig das ist, was sie bieten, wie angekotzt die Wähler sind, die Wahlergebnisse sind doch immer zusammen 100%. Man müsste die Sitze eigentlich prozentual auf die Zahl der Stimmberechtigten und nicht der abgegebenen gültigen Stimmen beziehen. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,6%, ein Viertel der Wähler hat nicht gewählt. Also müsste man die Anteile der Parteien und ihrer Sitze alle nochmal mit 0,766 multiplizieren. Es fehlt die Möglichkeit zu sagen „keinen von Euch“.

Mich erinnert das an Krebserkrankungen. Man jammert gerne, dass die Umwelt schlechter würde, weil die Zahl der Krebserkrankungen und -todesfälle steigt. Kommt aber nicht auf die Idee, dass dies auch ein Indiz dafür sein könnte, dass genau das Gegenteil stattfindet, nämlich alle anderen Todesursachen eliminiert sind, wir aber letztlich doch alle sterben, also egal wie gesund die Welt ist, die Sterberate doch immer bei 100% liegen wird und deshalb zwangsläufig letzlich immer alles an Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs hängen bleibt.

Darin sehe ich auch den Erfolg der SPD. Man kann ja leider nicht alle Parteien nicht mehr wählen, die Summe muss immer 100% ergeben. Selbst wenn in ganz Deutschland nur 20 Leute wählen gingen, wäre die Summe immer noch 100%. (Die mathematisch einzige Möglichkeit wäre, dass wirklich gar keiner wählen geht, dann wären die Anteile eine Division durch Null und nicht zu bestimmen, aber da sich die Kandidaten ja bekanntlich selbst wählen, tritt der Fall nicht ein.)

Mir fällt aber auf, dass die Parteien alle im eigenen Saft schmoren. Deppenbuden, die glauben, was ihnen intern gefällt, müsse auch da draußen gefallen. Völlig unfähig, die eigene Wirkung nach außen einzustufen.

Eine Folge des Einflusses der Geisteswissenschaften. Nicht mehr das Empirische, das Beobachten, das Messen, das Anerkennen einer Wirklichkeit zählt, sondern der Aberglaube, dass alles nur noch Sprechakt sei, dass der Diskurs die Realität bestimme und man den Leuten nur noch den Diskurs aufzwingen muss.

Und dazu kommen dann die Medien, die diese Art von Parteien dann auch noch täuschen, indem sie ihnen ihr lügenpressiges Propagandagedudel vorspielen und sie über die Realität hinwegtäuschen. Es könnte – gerade mit Blick auf die Grünen – sogar gut sein, dass über diese Täuschungswirkung die Unterstützung durch die Presse sogar kontroproduktiv ist, dass das Mediengeheul für die Grünen mehr geschadete als genutzt hat, weil die Grünen dadurch einfach über ihre Wirkung getäuscht wurden.

In dem Moment, in dem die Lügenpresse derartig lügt wie unsere Medien, Presse und Rundfunk, läuft sie natürlich immer gefahr, sich auch selbst zu belügen.

So sehr Lügenpresse, dass sie sich längst selbst belügen.