Ansichten eines Informatikers

Eagle-Creek Koffer repariert zurück

Hadmut
30.9.2021 15:31

Da isser wieder.

Ich habe also gerade meinen Eagle Creek Switchback, gekauft 2007 (!), kostenlos (!) repariert zurückbekommen.

Auch wenn das Ding damals mit lebenslanger no-matter-what-Garantie verkauft wurde, ist das alles andere als selbstverständlich, dass einem ein 14 Jahre altes Ding noch immer auf Garantie kostenlos repariert wird. Dafür mal ein herzliches Dankeschön an Eagle Creek. Ich hatte ja zum Vergleich beschrieben, dass ich ein paar Jahre später auch einen Peli-Koffer (im Original Pelican Case, nur in Europa heißen sie Peli) mit ähnlicher Garantie gekauft hatte, die sich faktisch als wertlos erwies, weil man die Peli-Garantie nur über den Händler gelten machen könne, bei dem man den Koffer gekauft hatte, und es den nicht mehr gab. Die Ersatzteile habe ich zwar bekommen, aber sie haben so viel gekostet (weiß nicht mehr genau, ca. 30 Euro) wie bei anderern Herstellern ein ganzer Koffer vergleichbarer Größe, plus Werkzeug, das ich nicht hatte (Splintentreiber in der richtigen Größe) plus die Arbeitszeit und Beschädigungsrisiko, weil nicht herauszufinden war, in welche Richtung die Splinte herausgetrieben werden müssen.

So ganz original ist es nicht, man merkte schon, dass sie die Originalteile nicht haben, weil das bei einer deutschen Vertragswerkstatt verschiedener Kofferhersteller erfolte (ich bekam den auch kurioserweise in einem Karton eines anderen Herstellers zurück). Statt der Original Eagle-Creek-Rollen mit ihrem besonderen „Reifenmuster“ habe ich jetzt gewöhnliche, völlig glatte Skater-Rollen ohne Reifenprofil drin. Tut’s auch.

Und offenbar war die Reparatur aufwendiger als ich gedacht hätte. Ich hatte nämlich geglaubt, dass man die Radachsen von innen einfach entriegeln kann, da sind so Blechschieber dran. Ich hatte gedacht, dass man die lösen und die Achse einfach rausziehen kann. Ging aber wohl doch nicht, weil man die ganzen Kunststoffecken, in die die Räder eingelassen sind, entfernt und neu angenietet hatte. Vorher nämlich waren da schwarze, glatte, geschlossene Niete, die von innen vernietet wurden. Nun sind da große, silberne Blindniete, die von außen genietet wurden. In einer Größe, die ich noch nicht gesehen habe, sehr großer, flacher Kopf und innen nur kurz, dazu Unterlegscheiben von ungewöhnlicher Größe.

(Und weil ich bestimmt wieder jede Menge Mails bekomme: Eine Niete, Plural im Nominativ Nieten, ist ein Los, das nichts gewinnt oder ein Mitarbeiter, der nichts kann. Die plastisch verformbaren Dinger zum Verbinden zweier Teile heißen im Singular der Niet und im Plural Nominativ Niete, Plural Dativ Nieten. Der Niet/die Niete (singular/plural) und die Niete/die Nieten sind zwei verschiedene Wörter und haben miteinander semantisch nichts zu tun, obwohl laut Wikipedia auch die Verbindungselemente in Österreich und der Schweiz die Niete und nicht der Niet heißen.)

Mit Blindnieten an Koffern habe ich keine so guten Erfahrungen gemacht. Ich hatte mal einen Trolley eines No-Name-Herstellers, bei dem der Griff des Teleskopgriffes abgegangen war, weil die selbstfressenden Schrauben sich durch die Belastung gelöst hatten und nicht mehr hielten, nicht mehr zu befestigen waren. Ich hatte Blindniete in der richtigen Größe da und das so angenietet, dass es aussah, als sei das ab Werk so gewesen, sah aus, als gehörte es so, hielt nur nicht, weil die Blindniete, die durch das äußere Loch passten, nicht genug Ausdehnung erzeugten, um sich im inneren Loch noch zu halten, und von innen kam man ncht ran um Unterlegscheiben drunterzulegen. Im Nachhinein habe ich drüber nachgedacht, ob es möglich gewesen wäre, dann, als der Griff noch ab war und man noch an das Gestänge kam, Unterlegscheiben mit Sekundenkleber reinzukleben, damit die da sind, wenn man mit den Fingern nicht mehr hingekommt, weil der Griff wieder aufgesetzt ist, aber irgendwie war das dann so aufgerissen, dass ich den ganzen Koffer weggworfen habe. Lohnt sich manchmal einfach nicht. Mal sehen, wie lange das jetzt noch hält. Allerdings war bei diesem No-Name-Koffer das (ehemalige Schrauben-)Loch ja auch schon ausgerissen, was hier nicht der Fall ist.

Aber: Sie haben hier jetzt offenbar auch nicht die großen Werkzeuge und Maschinen wie bei der Ur-Herstellung und vor allem auch beim aufgebauten Koffer nicht mehr den breiten Innenzugang wie während der Herstellung, weshalb das jetzt dann mit der Blindnietzange gehen musste.

Apropos Handgriff: Der war hier ja auch, naja, nicht kaputt im eigentlichen Sinne, funktioniert noch tadellos, aber die Taste ist aus Gummi und das hatte die Alterung nicht überstanden, mir am Finger geklebt wie ein ausgepuckter Kaugummi am Schuh. Den haben sie nicht ersetzt, da gibt es wohl keine passenden Ersatzteile mehr. Versucht mal, für ein 14 Jahre altes Auto noch alle Teile im Original-Look als Ersatz zu bekommen.

Also, schon repariert, wieder tauglich und das kostenlos und nach 14 Jahren, wenn auch nicht mit Originalteilen und nicht, wie die Autohersteller es ausdrücken würden, Erstausstattungsqualitität oder OEM. Hat man ja bei Autos mitunter auch, dass die Ersatzteile nicht mehr die gleiche Qualität haben wie die Originalfabrikteile oder anders aussehen.

Trotzdem: Funktioniert wieder und ich bin entzückt. Gerade weil ich mit so vielen Koffern anderer Hersteller ganz andere, negative Erfahrungen gemacht habe.

Herzlichen Dank an Eagle Creek. Allerdings habe ich ja auch einen ganzen Haufen an Taschen von denen. Und da war noch nie irgendwas kaputt dran.