Vom Ende meines Eierkochers
Wo die Grenzen des Informatikers liegen.
Ich hatte die Woche ja schon erwähnt, dass mir mein Eierkocher mangels Abschaltung etwas seltsame 20-Minuten-Eier produziert hat.
Ich dachte, es hätte daran gelegen, dass ich den Stecker reingesteckt habe, als das Ding schon eingeschaltet war, aber es stellt sich heraus, dass der Timer kaputt ist. Das Ding kocht noch prima, aber es hört nicht mehr auf damit und piept auch nicht mehr.
In der Maker-Szene würde man nun darüber jubeln, gäbe das doch Anlass, das Ding zu zerlegen, den Timer zu entfernen und den Eierkocher per ESP32-Modul WLAN- und Internet-of-Things-tauglich zu machen, den Kocherstand per MQTT an die Hausautomatisierung zu senden, die Temperatur per Promoetheus aufzuzeichnen, auf Tik-Tok und Twitter zu berichten, die Eier-Webcam zuzuschalten, das Gewicht der Eier durchzuvermessen, die Garzeit per KI zu steuern und statt einfachem Piepen den jeweils wochenaktuellen Sieger der Charts aus Nepal abzuspielen. Vielleicht ließe sich sogar das Klima retten, indem man die Heiztemperatur an den Luftdruck und damit die aktuelle Siedetemperatur von Wasser anpasst, und es wäre sicherlich kein Fehler, den Cholesterin-Konsum an die Smartwatch zu übertragen, damit die das bei der Bewertung der Tagesfitness berücksichtigen kann. Die Stromkosten zu erfassen und in CO2-Äquivalente umzurechnen ist selbstverständlich, und es ließe sich eine Warnapp bauen, die bedarfsgerecht erinnert, das Gerät zu entkalken. Grundsätzlich wäre auch der Schalter künftig verzichtbar, denn einschalten könnte man den Wasserkocher dann per Handy-App (wozu man bei geeigneter MQTT-Anbindung nicht mal einen neue bräuchte) oder eben auch per Anbindung an Alexa, um auf Sprachbefehl zu hören. Natürlich ließe sich der Eierkocher auch von unterwegs einschalten, sogar automatisch bei Annährung an die Wohnung, oder aber auch in Verbindung mit dem Morgenwecker. Damit das alles dann auch noch ohne Internet funktioniert, natürlich noch ein LoRaWan-Modul, alternativ auch Narrowband-Modul. Seien wir ehrlich, beides zusammen muss nun wirklich nicht sein. Wertvoll wäre der Bericht mit Live-Videos ins Badezimmer, damit man da nicht zuviel Zeit vertrödelt und das Ei wieder kalt ist.
Und natürlich eine Quotenschaltung per Kamera und Ki-Bilderkennung, damit nicht immer nur weiße Eier gekocht werden, sondern auch eine repräsentative Zahl brauner Eier.
Bekäme ich alles hin.
Ich habe nur gerade keine Zeit für sowas. Ich kaufe mir einfach einen Neuen.
Gibt es eigentlich schon regierungskonforme Internet-of-Things-Eierkocher?