Ansichten eines Informatikers

Die George-Floyd-Gedächtnis-Vergewaltigung

Hadmut
17.10.2021 23:43

Geliefert wie bestellt.

Geht gerade so multipel durch die Medien (z. B. New York Post oder BILD):

In Philadelphia hat ein einem Pendlerzug ein Mann eine Frau vergewaltigt. Das Abteil war voller Leute und keiner hat was gemacht. Erst ein Bahnmitarbeiter hat die Polizei verständigt und die sind an der nächsten Station rein und haben den festgenommen – als der immer noch dabei war. Mit einem Zug dieser Art bin ich 2019 in Philadelphia vom Flughafen in die Innenstadt gefahren. Das ist funktional so wie bei uns die S-Bahn, im Ambiente etwas abgeranzt und eben so typisch amerikanischer Zug, rustikaler US-Stahl-Barock. Wenn man dann noch an den runtergekommenen Industriegebäuden oder rostigen Stahlkonstruktionen vorbeifährt, kommt man sich vor wie in einem amerikanischen Film irgendwo zwischen Transamerica Express und Blues Brothers, dazu Chattanooga Cho Cho. Kein Wunder, dass die da solche Filme drehen, denn da ist es so.

Man wundert sich nun allenthalben, wie das eigentlich passieren konnte. In einem Zugabteil, in dem einige Leute sitzen, wird eine Frau brutal vergewaltigt bis schließlich die Polizei da ist und den von der Frau runterholt.

Der Punkt ist:

Der Täter ist ein Schwarzer.

Obdachlos, polizeibekannt, vermutlich voller Drogen.

Und jeder, der den anfassen oder was machen würde, liefe Gefahr, wie der Polizist im Falle George Floyd für Jahrzehnte hinter Gittern zu verschwinden oder sonstwie gelyncht zu werden. Es ist hochgradig gefährlich, unter amerikanischem Recht da einzugreifen, weil man dann – ähnlich, wie wenn man jemandem erste Hilfe leistet – unendlich für alles haftet, was der dann an Schaden haben will. Und noch riskiert, sich HIV zu holen oder ein Messer zwischen die Rippen zu bekommen.

Bleibt man dagegen sitzen und macht gar nichts, außer zuzuschauen, ist man sauber raus, weil unterlassene Hilfeleistung in Pennsylvanien nicht strafbar ist. Dann ist man sicher, dass einem nichts passiert.

Ich war ja nur auf dem Weg nach New York zur Zwischenlandung in Philadelphia und hatte ein paar Stunden totzuschlagen, bin deshalb mit dem Zug in die Stadt gefahren, mal die Hauptattraktion mit der Glocke besichtigen. Ich war zwar 1999 schon mal dort, aber nur ganz kurz, und die haben da viel umgemodelt und neu gemacht. Wie damals im Blog berichtet, bin ich ja dann abends in New York auf dem Heimweg aus dem Musical in einer Seitenstraße mal an einer völlig nackten Frau vorbeigekommen, die da bewusstlos auf dem Gehweg lag. Man konnte da ohne Eigengefährdung auch nicht näher ran, weil nebendran so ein ganz widerlicher, drogenvollgepumpter, völlig verdreckter und wohl sehr aggressiver Typ nebendran lag, wach. Mit dem wollte man sich keinesfalls anlegen.

Ich war da nicht der erste. Vor mir schon mindestens zwei, drei Paare in gehobener, typisch amerikanischer Abendgarderobe, wie man da halt so ausgeht, Smoking und Abendkleid. Die haben aber nichts gemacht außer angewidert die Straßenseite zu wechseln. Ich wusste nicht, was ich da machen sollte, und was ich mir mit einem Notruf alles einhandeln würde. Um die nächste Ecke rum gab es aber einen kleinen Spät-Supermarkt, vor dem ich schon mal eine Polizeiauto gesehen hatte, weil die da einkaufen, und hatte Glück, da stand wieder eines, die waren drinnen gerade beim Bezahlen. Und habe denen Bescheid gesagt, und damit auch subjektiv und nach deren Bestätigung meine Schuldigkeit getan. Was ich aber gemacht hätte, wenn ich da nicht sofort Polizei gefunden hätte, weiß ich jetzt auch nicht. 911 rufen oder sich selbst überlassen? Haftet man dann dort für die Rettungswagenkosten? Das war 2019, vor George Floyd. In dem Moment, in dem man die 911 anruft, ist man selbst identifiziert. Kann man jemanden voller Drogen einfach liegen lassen, bis er den Rausch ausgeschlafen hat, oder erfriert man, wenn man nachts nackt auf den Gehwegplatten liegt? Gar nicht so einfach zu entscheiden, was man in der Situation macht, wenn man in der Situation ist.

Und grundsätzlich ist das in den USA schon sehr kritisch, wenn man Nothilfe oder Erste Hilfe haben will, das macht keiner. Weil jeder sofort in der Haftung wäre und jeder damit rechnet, dass der Täter eine Knarre zieht.

Wenn dann jetzt aber noch die Causa George Floyd dazukommt und jeder als Mörder dasteht, der mit einem Drogenwrack interagiert, das dann den Löffel abgibt, macht natürlich niemand mehr was.

Wie man das nennt?

Links. Sozialismus. Black Lives Matter. Geliefert wie bestellt.