Das Drama vor meiner Wohnungstür
Ach herrje, damit hätte ich gar nicht gerechnet.
Halloween.
Ich natürlich aufgerüstet bis zum Anschlag und in die Reservetanks, volle Schokoladenfeuerbereitschaft.
Es klingelt an der Tür.
Wer steht draußen?
Mutter mit zwei kleinen Kindern, kaum höher als bis zu meinen Knien. Offensichtlich migrantisch, Flüchtling oder sowas, entschuldigen sich, dass Kostüme nicht möglich gewesen wären. Also die große Süßkramschüssel gezückt und den zwei Dreikäsehochs angeboten. Beide zutiefst verunsichert. Mit gut Zureden ermutigt, sich was zu nehmen. Jeder nimmt sich eins. Ich versuche, ihnen zu bedeuten oder erklären, dass sie sich doch gerne mehr nehmen können, auch zwei oder drei. Die Kleinen missverstehen es und denken, sie hätten was falsch gemacht, wollen das Erste, was sie genommen haben, wieder zurücklegen. Also jedem noch was in die andere Hand gedrückt und Mutti noch was in die Tüte gegeben. Die Kleinen fassungslos, staunen nur. Schließlich packt jeder seinen Schokoriegel aus, gibt mir sorgfältig das Einwickelpapier zurück, und guckt ihn argwöhnisch an. Jeder beißt eine Ecke ab, lutscht erstaunt darauf rum, sie gucken den Riegel äußerst skeptisch und sehr genau an. Begeisterung sieht aber anders aus, Schleckermäuligkeit auch. Mehr so ein Was-ist-das-denn?-Gesicht. Große, große Skepsis. Unklar, ob man sowas überhaupt essen kann und essen sollte.
Mutti erklärt. Sie kennen das nicht. Sie haben noch nie Schokolade bekommen oder gegessen.
Zum ersten Mal im Leben Schokolade bekommen. Und das an meiner Wohnungstür.
Damit habe ich jetzt auch nicht gerechnet.