Wohnungsmarkt
Ein Leser schreibt mir:
Hallo Hadmut,
ich habe im Südwesten Eigentumswohnungen seit den 80er-Jahren. Ich hatte mal die Erwartung, dass deren Wert mit wenigen Prozentpunkten pro Jahr steigt. Nix war’s. Erst ab 2015 sind die Preise nach oben geschossen, weil auf die wenigen freien Wohnungen plötzlich eine massive Nachfrage traf, Ich weiß das, weil ich zufällig einen Bosnier kenne, der in dieser Zeit – wieder zurückgekehrt – zu seinem Erstaunen feststellen musste, dass es keine Wohnungen mehr gab ( die das Landratsamt üblicherweise vermittelte).
Ich will mal hinzufügen, dass ich 2013 in Berlin nach einer Wohnung suchte, und das da schon schwer hatte, aber immerhin so um die 80 Wohnungen besichtigt habe, meist allein oder mit höchstens zwei, drei anderen Interessenten. Ich kann mich nur an zwei Wohnungen in derselben Wohnanlage erinnern, wo es Massenbsichtigungen gab (und ich die Wohnung nicht bekam, weil es hieß, first come, first serve, und ich beim zweiten Termin für die zweite Wohnung wirklich der erste war und mich davon überzeugt hatte, dass meine Bewerbung die erste war, aber ich vielleicht versäumt habe, dem Hausmeister noch das Schmiergeld für die Sortierreihenfolge beizulegen.)
Etwa zwei Drittel der Wohnungen wollte ich nicht, weil oft in katastrophalem oder zumindest nicht preisangemessenem Zustand, ein paar zu teuer, oder eben Treppenhaus vollgekackt oder Geruch nach alter Pisse.
Einen Teil bekam ich nicht, weil ich keine Familie habe. Ein gleichalter Kollege, der gleichzeitig suchte, bekam sie nicht, weil er Familie hat. Mancher Vermieter sagte, er nimmt nur Leute mit kleinen Kindern, weil die sich nicht über das Geschrei anderer kleiner Kinder und die Kinderwägen im Treppenhaus aufregen können. Manche riefen mich an und fragten verständnislos, was ich denn als Single gleich mit 3 Zimmern einer 3-Zimmerwohnung will. Naja, so Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer. „Wozu brauchen Sie denn ein Arbeitszimmer?“ (Einmal: „Was glauben Sie, wovon ich Ihre Miete bezahlen würde und wie ich zu den Einkommensnachweisen komme, die Sie verlangt haben?“ „Sie arbeiten? Warum gehen Sie dann nicht zur Arbeit?“)
Irgendwann hatte ich dann innerhalb von 2 Tagen gleich 3 Wohnungen. Zwei davon habe ich genommen. Eine, die nicht schön und weit draußen, aber günstig war. Um dort ein Jahr zu bleiben. Weil die andere, die ich haben wollte, noch nicht existierte, das Haus war noch nicht gebaut.
Der Wohnungsmarkt ging noch, aber war schon kaputt. Wie gesagt, mir sagte ein Makler verwundert, dass ihm Leute ohne zu handeln Wohnungen blind abkauften, die sie nie gesehen hatten. In zwei anderen Fällen, überteuert, erzählten mir die Makler, dass die schon runter gegangen waren, und die Wohnungen schon seit einigen Zeiten rumstehen, weil sich die Eigentümer als Anleger verschuldete und einen Kredit aufgenommen haben, um die Wohnung kaufen zu können, und die so eine hohe Miete nehmen müssen, um die Zinsen zahlen zu können. Die Zinsen lägen höher als die (damals) erzielbare Miete. Eine der Wohnungen war neu (alte historische Brauerei, schön gemacht, aber Wohnung neu eingebaut), die andere aber schon in einem nur auf den Fotos akzeptablen Zustand, aus der Nähe betrachtet gammelig (dreckig, Boden verkratzt, Fugen verschimmelt und sowas).
Aber: 2013 gab es noch Wohnungen in Berlin.
Ich kann mich erinnern, dass ich zwischen 2003 und 2007, damals noch in Dresden, schon versucht hatte, nach Berlin zu kommen, aber keinen Job gefunden habe. Damals gab es in den Datenbanken noch tausende freie Mietwohnungen und man bekam die ersten 3 Monate mietfrei und noch einen großen Flachbildschirm dazugeschenkt, wenn man nur einzog. Ein Taxifahrer erzählte mir damals mal, dass man da irgendwo gerade Dreizimmerwohnungen für 70.000 Euro kaufen konnte. Die hatte ich nur gerade nicht, und es erschien als Wahnsinn, sich für Mietwohnungen zu verschulden. In Dresden haben sie damals Plattenbauten gesprengt, weil man der Meinung war, viel zu viele Wohnungen zu haben, die nie wieder bezogen würden und nur vor sich hingammelten. So rein bautechnisch gab es da keinen Abrissgrund, die waren nicht marode.
Ich finde das skandalös, ein richtiges Öffentlichkeitsversagen, dass der Einfluss der Migration auf Wohnungsnot und Wohnungspreise nie untersucht, keinesfalls angerührt wird.
Dazu kommt ja noch, dass die Städte für Migrantenwohnungen oft absurde Mondpreise zahlen und schon damit die Mietpreise kaputt machen.
Wird aber nie untersucht, nie betrachtet.
In einem demokratischen Staat wäre so etwas Thema eines Wahlkampfes gewesen.