Ansichten eines Informatikers

Das Pornographiegeschäft

Hadmut
15.11.2021 2:06

Ein interessanter Gedanke.

Das Fernsehprogramm wird immer schlechter.

Ich habe deshalb die letzten Tage mal abgegrast, was auf Amazon Prime kostenlos dabei ist und was ich wirklich nur laufen lassen würde, wenn es nichts (extra) kostet.

Ich habe mir diese deutsche Musical-Verfilmung „Ich war noch niemals in New York“ – angeguckt wäre zuviel gesagt, nebenbei mitlaufen lassen – angesehen, und fand die erste Hälfte gar nicht mal so schlecht, aber dann haben sie doch ziemliche Längen gehabt. Da gab die Substanz nicht genug für einen Film her.

Ich habe mir dieses komische Machwerk Cats mit den digital bepelzten Schauspielern angesehen, obwohl ich ja schon mit dem Bühnenmusical nichts anfangen konnte. Schrecklich. Einzig der Auftritt von Taylor Swift ist sehenswert, und das liegt daran, dass die nicht auf Katze macht, sondern so eine ganz klassische amerikanische Bühnenshownummer wie in den 50er Jahren abliefert. Beim Rest fragt man sich, was das alles soll. Was eigentlich schade ist, weil Francesca Hayward als Hauptrollenkatze nicht nur sehr hübsch ist, sondern sich auch wirklich Mühe gibt und was kann, was aber nichts hilft, wenn der Film bekloppt und das Musical einfach schlecht ist. Wie gut, dass dieser Unsinn gefloppt ist.

Und dann hatte ich noch eine Doku „Pornocracy: Die digitale Revolution der Pornobranche“ von 2017 über den Niedergang des Pornogewerbes laufen, in der man sich zuerst selbst bejammert, dass die Pornobranche nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, seit Pornhub, Youporn und so weiter, erstaunlicherweise unter der Leitung eines deutschen Programmierers, ihnen das Geschäft wegnahm und quasi zum Pornomonopolisten wurde. Man hatte ihnen zwar ursprünglich mal sowas angeboten, dass man die Gratis-Pornos als Appetizer verwendet und dann auf die kommerziellen Seiten weiterleitet, die Realität zeigt aber, dass die Leute kein Geld mehr für Pornos ausgeben, wenn sie doch so kostenlos wie endlos Pornos haben können. Soviel Pornos kann man gar nicht gucken, wie es kostenlos gibt.

Die Folgen sind natürlich auch dramatisch, weil es den klassischen und bei den Darstellerinnen beliebten und sentimental erinnerten Standardbums im Gewerbe nicht mehr gibt, sondern alles immer härter, extremer, brutaler werden muss. Vor dem Dreh Betäubungsmittel, nach dem Dreh ins Krankenhaus zum Zusammenflicken.

Bleibt die Frage: Worin liegt eigentlich das Geschäftsmodell, wenn doch alles kostenlos ist? Offenbar wird man da sehr, sehr, sehr reich, aber wovon eigentlich?

Sie äußerten dabei einen Verdacht, den sie hätten, aber nicht beweisen können. Sie meinten, das Geld werde nicht mit der Pornographie verdient. Die diene nur als Tarnung, um viel Traffic, Zugriffe, weltweit über mehrere Länder verteilte Geschäfte zu machen und Firmen zu betreiben. Sie äußerten die Überlegung, dass das alles nur die Geldwaschmaschine irgendeiner Mafia sei, wüssten aber nicht mal, welcher.

Der ganze Pornokram nur als Alibi für ein Firmengeflecht, das Geld wäscht, und in dem auf undurchsichtige Weise hinten richtig Geld verdient wird, obwohl vorne keiner einzahlt?

So ganz abwegig wäre das nicht.

Ich habe in einer Stadt schon mal mit Leuten darüber gesprochen, dass es dort Pizzerias gibt, von denen man nicht weiß, warum die nicht längst pleite sind, weil die eigentlich fast nie geöffnet habe, fast nie jemand drinsitzt und auch das Angebot und Ambiente eigentlich nicht einladend sind. Es hieß, dass die das nicht brauchen, weil die Geldwaschanlagen sind, und vorne gar keine Pizzas verkaufen müssten, um hinten Geld zu machen.

Ein interessanter Ansatz, weil das Gegenteil von Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung.

Normalerweise würde man ja vermuten, dass jemand mit einem Geschäft Umsatz macht, den aber nicht oder nur zum Teil meldet, um die Steuern zu hinterziehen.

Die dagegen haben Umsätze, die sie eigentlich nicht gemacht haben, um irgendein schmutziges Geld reinzuwaschen und in den offiziellen Einkommensfluss zurückzubringen.

Dann wären die Pornoseiten im Prinzip dasselbe, nur in viel größer und in Ländern, in denen sie darauf keine oder kaum Steuern zahlen müssen.