Heidi und die 54
Die neuen Toleranzen.
Die Berliner Zeitung beschreibt, wie Heidi Klum sich das jetzt mit ihren „Mädchen“ so vorstellt:
Das Wort „Mädchen“ treffe diesmal nicht ganz zu, sagte Heidi Klum kürzlich im Hinblick auf die nächste Staffel von „Germany’s Next Topmodel“. Die 17. Ausgabe der Modelsuche startet im Frühjahr 2022 auf ProSieben, und aus den „Meeechen“, wie Klum die Kandidatinnen gern nannte, werden nun also doch noch Frauen. […]
Die 48-Jährige kündigte in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Gala an, die nächste „GNTM“-Staffel werde komplett anders: „Unser kleinstes Model ist 1,54 Meter groß, unser größtes 1,93 Meter, die größte Kleidergröße ist eine 54 und unser ältestes Model 68.“ Damit wolle sie mehr Vielfalt in die Model-Branche bringen. „Also, ich bin bereit für Veränderung und ich hoffe, die Fashion-Welt ist es auch.“ Allerdings stoße die Idee nicht überall auf Begeisterung: „Dieses Jahr hatten wir schon Probleme, Designer für unsere Sendung zu gewinnen. Viele sind abgesprungen, als wir die Maße der Mädchen durchgegeben haben. Angeblich wollen alle Diversität, aber so wirklich dann auch nicht“, so Klum.
Die fragt einfach die falschen Designer. Ich würde mal bei einem Zelthersteller nachfragen. Pferdedecken. Zoobedarf. Oder Yeti-Moden.
Stellt sich die Frage: Wer schaut sowas?
Sagen wir es so: Die erste Staffel habe ich noch gesehen. Da fand ich das noch interessant, und da konnte man sogar noch was lernen. Da sahen die auch noch nach was aus.
Die zweite ging noch.
Ab der dritten Staffel wurde es langweilig und so dschungelcampig. Dann sind die immer weiter runtergetrasht.
Zumal die Show ganz eindeutig die Show von Bruce Darnell war, der hat Klum jedesmal die Show gestohlen und musste dann ja auch gehen, und das war eigentlich auch schon das Ende der Sehenswürdigkeit.
Überaus irritierend fand ich dann, als ich in Australien oder Neuseeland, weiß nicht mehr genau, so identische Sendungen unserer Shows gesehen habe, auch * dass ich erst überlegte, warum ich da auf einmal deutsches Fernsehen sehe, bis mir dann auffiel, nee, Moment, die sprechen ja englisch, und das war Australia’s Next Top Model, alles ein Abklatsch von Tyra Banks America’s Next Top Model. Enorm viele Sendungen hier (sogar Bares für Rares) sind nur 1:1 kopierte Formate aus dem Ausland. Nur „Wetten, dass…?“ ist wohl eine der wenigen genuin deutschen Formate, das haben sie dann in China übernommen.
In Australien hat man das Next Topmodel nach 10 Staffeln 2016 übrigens wieder abgesetzt.
Hier macht man nun etwas daraus, was man früher Geisterbahn nannte. Ein Panoptikum.
Kein Wunder, dass die Designer absagen, wenn sie die Maße durchgegeben bekommen. Selbst wenn sie technisch in der Lage wären, dafür was zu schneidern, und ihnen auch was einfiele: Welcher Designer will sich denn mit sowas den Ruf kaputt machen?
Und die wollen das ja auch ewig weitermachen. Es wird ja schon spekuliert, ob dann irgendwann Heidis Tochter Leni den Zirkusdirektorjob übernimmt.
Und Miss Germany ist ja auch zur absurden Lachnummer verkommen.
Irgendwie verkommt das alles zu Shows, die man nur noch schauen kann, wenn man entweder politisch völlig durchgeknallt und enthirnt ist, oder hard-core-Zyniker.
Ich habe nie verstanden, wie und womit Heidi Klum eigentlich so eine Karriere hinbekommen hat. So herausragend schön fand ich die nie, aber ich stand dann schon verblüfft in Australien im Zeitungsladen und habe sie auf den Titelseiten von mindestens einem halben Dutzend Zeitschriften gesehen – gleichzeitig, und unterschiedliche Fotos. Keine Ahnung, was die an der alle so fanden. Hat wohl genau die amerikanische Vorstellung vom deutschen Mädchen getroffen.
Womöglich die richtige Präsenz und der richtige Einsatz auf den örtlichen Branchenparties. MeToo? Oder MeFirst?