Podcast über Fritzbox
Einige Leser hatten darauf hingewiesen, den Podcast doch über die Fritzbox zu hören.
Jain. Im Prinzip kann die Fritzbox Podcasts verwalten.
Die Sache hat aber zwei Haken.
- Die Fritzbox ist nicht an ein Podcast-Verzeichnis angebunden. Man kann nicht suchen, was es an Podcasts so aus Dallas oder Melbourne gibt, sondern muss den Abfrage-URL eingeben. Und der ist bei vielen Podcasts nicht nur schwer oder fast gar nicht herauszufinden, weil viele das nicht auf eine Webseite schreiben, sondern nur an die Podcast-Kataloge melden, man müsste halt auch erst mal wissen, wonach man sucht. Gut, das könnte ich mit dem Tablet und der App erledigen, ist aber trotzdem nicht so trivial, immer den URL dazu zu finden.
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Das Problem liegt im Abspielen.
Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist das FritzFon, das zugehörige Telefon. Habe sogar eins neben dem Bett. Das kann dann die Podcasts abspielen. Aber der eingebaute Mini-Lautsprecher zum Freisprechen klingt da nicht schön, ziemlich quäkig, das kommt nicht gut rüber. Oder über den Kopfhörer-Ausgang. Ich habe aber keine Lust, mir abends im Bett zum Einschlagen noch einen Kopfhörer aufzusetzen oder gar das Kabel um den Hals zu wickeln. Ich könnte es allerdings an den AUX-Eingang des Radios anschließen, aber dann hätte ich das Problem, dass ich erst wieder das Telefon entkabeln muss, wenn ich telefonieren muss. Und das Problem lösen müsste, wie ich denn das Radio abschalte, wenn ich einschlafe, damit es dann als Wecker wieder Musik abspielen kann.
Die andere Möglichkeit wäre über ein UPnP-Gerät. Das kann mein Wecker-Radio aber auch nicht.
Ich müsste also wieder ein neues Gerät hinstellen. Das hatte ich aber schon mit Tablet und Bluetooth-Boxen.
Ein Informatik-Student fragte an, warum ich nicht mein Handy mit einem Raspi koppele, auf den ich die Open-Source-Software sowienoch draufspiele, und dann…
Um ehrlich zu sein:
Ja, ich bin in der Lage und entsprechend ausgestattet, einen Aufbau hinzukriegen um Podcasts abzuspielen. Ist nicht so, dass ich da gar nicht drankäme.
Aber: Ich habe keinen Bock mehr, ständig selbst irgendwelche Workarounds zu bauen, weil die Hersteller zu doof sind, ihre Geräte ordentlich zum Funktionieren zu bringen. Ich habe jetzt schon viel zu viel Mediengerümpel auf dem Nachtisch herumstehen und zwei Steckdosenleisten, um den Krempel zu versorgen. Eine Leiste für den Kram, der immer Strom braucht und eine, die ich nur bei Bedarf einschalte. Ich habe eine große Plastikschüssel auf dem Nachtisch, der längst kein Tisch, sondern eine Medienbank ist, um sämtliche Fernbedienungen halbwegs aufgeräumt beisammen zu halten.
Man kann doch nicht immer mehr Scheiß auftürmen und immer mehr Zeugs anschließen, immer mehr warten und software-updaten müssen, immer noch was oben drauf, um die Fehler des bisherigen Haufens Mist auszugleichen.
Es muss doch mal die Erwartungshaltung möglich sein, dass man erwartet, dass das Gerät, das man eben gekauft hat, einfach funktioniert, wie es soll, und man nicht noch drei weitere Geräte kauft, die die Funktion dieses Gerätes erfüllen, dass es selbst nicht kann. Das ist so die Denkweise wie Quotenfrau, und was die nicht kann, müssen dann externe Berater richten.
Es muss doch mal aufhören, dass man den Krempel, den man kauft, immer noch selbst umgehen und selbst zurechtbasteln muss.
Man muss doch mal von einem Radio, das mit der Menüfunktion „Podcast“ verkauft wird, erwarten können, dass es das auch tut und man nicht selbst noch den Küchenmixer mit der Waschmaschine an einen Raspi anschließt und mit dem Handy fernsteuert, um es auf der Klobürste hören zu können.
Ich finde das ja nett, dass Ihr Euch Gedanken macht und mir Tipps schickt, wie ich Podcasts hören kann.
Aber das ist nicht das Thema. Das geht am Problem vorbei.
Das Thema ist, dass Firmen heute nicht mehr in der Lage sind, das, was sie einem verkaufen, auch in einem funktionsfähigen Zustand zu liefern. Die Aussage ist nicht, dass ich es nicht schaffe, Podcasts abzuspielen, sondern dass die Firmen, die Podcast-Radios verkaufen, es nicht schaffen.
Insofern müsste man die Ratschläge diesen Firmen und nicht mir schicken.
Als ich noch Student war, so vor ungefähr 30 Jahren, als ich noch news im usenet gelesen habe, ging mal so eine wunderbare Zusammenstellung rum, die ich leider nicht mehr habe (damals konnte man das noch nicht auf Speichermedien speichern, weil nur an einem VT220-Terminal an der VAX zu lesen, aber alles auf 132-Zeichen breites Endlospapier gedruckt, und als das Endlospapier in meinem Zimmer 1,50 Meter hoch stand und begann, so von unten her so ein ganz leichtes Schimmelaroma zu entwickeln, habe ich das mal alles weggeworfen), eine Zusammenstellung, wie Informatiker und IT-Gurus so in Zehnerschritten über ihren Erfahrungsstand mit Bugs und den ganzen IT-Problemen umgehen.
Das war dann so gestaffelt, in welchem Alter man den Bug überhaupt bemerkt, ihn als Bug erkennt, in der Lage ist, ihn als Bug Report zu formulieren, Hilfe zu suchen, Hilfe zu finden, in zu debuggen, ihn zu fixen, an der Verzweiflung anderer den Bug zu erkennen, den Workaround anzuwenden, gar zu entwickeln, ihn zu kennen.
Die zweithöchste Stufe der Erleuchtung war der, der alle Bugs sofort erkennt, richtig beschreibt, zu jedem sofort den Workaround kennt und alles schon darauf eingestellt hat, Ersatzprodukte kennt und zu jedem Bug weiß, wie man damit umgeht.
Für die höchste Stufe der Erleuchtung, den Guru in Vollendung voller Alterweisheit, gab es nur noch eine einzige, kurze Beschreibung:
Ist genervt von Bugs und erwartet einfach, dass die Leute ihren Scheiß ordentlich programmieren, testen und in Ordnung halten, und das Zeug läuft, und man sowas wie Bugreports und Workarounds gar nicht braucht.
Leute, überlegt Euch mal, was hier vor sich geht.
Ich beschreibe, dass Firmen – wir wollen uns ja als Land groß digitalisieren – nicht in der Lage sind, ihr Produkt funktionstauglich herzustellen. Sie sind nicht mal in der Lage, das Problem zu verstehen.
Und die Leser haben sich schon so daran gewöhnt, dass der Kram nicht funktioniert, dass sie wie selbstverständlich nach workarounds und Ideen suchen, was man noch zusätzlich kaufen und noch nebendran stellen könnte, um die Funktion zu ersetzen, anstatt zu überlegen, was wir anders machen müssen, damit das Zeug funktioniert, wie es soll. Was wir tun müssen, damit Hersteller wieder in der Lage sind, ihre eigenen Produkte zu verstehen, zu testen, zum Funktionieren zu bringen.
Ich finde es in hohem Maße erschreckend, wie sehr wir uns schon daran gewöhnt haben, dass wir Produkte kaufen, die nicht richtig funktionieren.
Ich finde es erschreckend, dass nicht mal die Hersteller noch Kontrolle über die Geräte haben, die sie verkaufen, weil sie gar nicht mehr die Hersteller sind, sondern nur noch die Händler mit der Handelsmarke, und das Zeug irgenwoher aus China kommt und wir die Software gar nicht mehr unter Kontrolle haben.
Stellt Euch mal vor, alle diese Radios, die aus einer Fabrik kommen, aber in Deutschland von mindestens ein bis zwei Dutzend Marken und Firmen unter ihrem Label verkauft werden, hätten Abhörsoftware eingebaut. (Ein Mikrofon ist ein Pfennigartikel, und bei richtiger Beschaltung funktionieren auch die Lautsprecher als Mikrofone.) Oder sie würden auf Kommondo alle statt des normalen Radioprogramms irgendeine Fake-News-Nachrichtensendung abspielen, die Panik auslöst.
Vor 80, 90, 100 Jahren war Deutschland noch weltweit führend in der Rundfunktechnik. Heute schaffen wir es nicht mehr, voll funktionsfähige Radios auf dem Stand der Technik selbst zu bauen.
Trotzdem vielen Dank für die Hinweise.