Die Kündigung der 900
Ach.
Die letzten Tage ging schon einige Male durch die Social Media, dass irgendwo in Amerika ein Chef einer Firma namens better.com setzt in den Tagen vor Weihnachten 900 Leute gefeuert habe, 10% der Belegschaft. Anscheinend bieten die Hypothekenkredite für Immobilienkäufer an.
Und das auf eine ziemlich schroffe Art und Weise. Er habe die nämlich alle zu einem Zoom-Meeting eingeladen und dann einfach gesagt, dass jeder, der an diesem Meeting teilnimmt, gefeuert ist.
Das gab wohl ziemlichen Ärger. Der Vorstand hat wohl noch versucht, das kosmetisch etwas zu schmirgeln, und es heißt inzwischen, dass auch drei Führungskräfte gegangen sind, alledings von selbst, und weitere wohl folgen wollen.
Es heißt auch, dass es der Firma nicht gut gehe, die in Finanzschwierigkeiten seien.
Aber den Grund für dieses brachiale Vorgehen hatte ich da nicht ersehen können. Das hörte sich erst nach typischen amerikanischen Methoden an. Solche Massenentlassungen waren ja lange die Standartmethode von dubiosen Unternehmensberatern, der bekannste vor Jahrzehnten einer, meiner Erinnerung nach namens Al Dunlap, Spitzname Kettensägen-Al, bis mal irgendwer die Fälle untersuchte, und belegte, dass sich fast keine der Firmen davon jemals wieder erholt hatte. Die stehen als Berater erst mal gut da, weil durch die wegfallenden Gehälter erst mal ein Bilanzplus entsteht, dann aber der Geschäftsbetrieb zusammenfällt.
Der SPIEGEL hat aber nun ein paar amerikanische Quellen dazu übersetzt:
»Wenn Sie in diesem Call sind, gehören Sie zur unglücklichen Gruppe, die entlassen wird«, sagte Garg dem Sender CNN zufolge, dem ein Mitschnitt der Schalte vorlag. »Ihr Arbeitsverhältnis ist mit sofortiger Wirkung beendet«, sagte Garg demnach – und verwies auf die Personalabteilung, die sich dann wegen des Prozederes und etwaiger Abfindungen melden werde.
Anscheinend waren es vielleicht gar nicht Finanzprobleme, sondern umgekehrt das Ansinnen, mit Börsengängen mächtig viel Geld einzunmehmen und dazu möglichst attraktiv in den Bilanzen dazustehen.
Einer der Hauptgründe für den Rauswurf war dem US-Wirtschaftsmagazin »Fortune« zufolge jedenfalls die schlechte Leistung vieler Beschäftigter. Diese habe er mithilfe einer ausführlichen Datenanalyse eines Dienstleisters ausgewertet.
Mindestens 250 Beschäftigten hatte er laut dem Magazin vorgeworfen, nicht mehr als zwei Stunden pro Tag zu arbeiten. Das Medium zitiert aus einer internen E-Mail, in der Garg über diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschimpft habe: »Die haben von euch gestohlen und ebenso haben sie von den Kunden gestohlen, die die Rechnungen zahlen, mit denen ihr eure Rechnungen bezahlt.«
Interessante Frage, ob das dann auch so stimmt.
Vielleicht war das nur Gerede, vielleicht ist es aber auch echtes Symptom einer Quotengesellschaft, in der jeder den Anspruch hat, mit anderen, die ernsthaft arbeiten, leistungsunabhängig „gleich bezahlt“ zu werden.
Das wäre jetzt mal hochinteressant zu wissen, ob das mit der Minderleistung wirklich stimmt und ob da überporportional viele politisch geförderte und per Quotendruck reingedrückte Personen handelt, die dann Gehaltsansprüche geltend machen, um nicht „diskriminiert“ zu sein, und dann nur rumsitzen.
Andererseits wäre es natürlich das Problem der Firma selbst, wenn sie Leute anstellt, dann aber nichts zu arbeiten für sie hat. Sowas gibt es ja auch, dass Leute nicht arbeiten, weil sie schlicht nichts zu tun bekamen, und nicht, weil sie zu faul sind.
Es könnte aber gut sein, mal sehen, ob es auch passiert, dass durch die Corona-Pandemie einige Firmen unter Druck kommen, und keine Quotenbelegschaft mehr mitschleppen können. Das könnte irgendwann mal lawinenartig zusammenbrechen.