Der neue linke Kontinentalkolonialismus
Einerseits wird ständig und unentwegt gegen Kolonialismus gewettert.
Und dann:
Wirtschaftswoche: Lehre aus Omikron: Die EU braucht dringend einen Afrika-Verantwortlichen
Die EU wendet immer noch nicht genug Mühe auf, um Afrika wirtschaftlich und medizinisch voran zu bringen. Aus ökonomischer Sicht ist das unklug, wie die neueste Entwicklung der Corona-Pandemie gerade zeigt. Ein designiertes Afrika-Ressort in Brüssel muss die Arbeit koordinieren. Ein Kommentar.
Schon die vergangenen Jahre haben gezeigt, was passiert, wenn wir Afrika ignorieren. Es beschert Europa gewaltige Probleme, die den europäischen Gedanken ins Wanken bringen, Wähler in die Arme von Populisten oder Extremisten treiben können. Nicht selten werden die Probleme Afrikas durch eine undurchdachte Politik Europas noch verstärkt.
In der Flüchtlingskrise 2015 etwa, als auch Menschen aus Somalia, Sudan, Burkina Faso, dem Kongo oder der Elfenbeinküste nach Europa strömten, waren diese nicht nur vor Bürgerkriegen geflohen. Auch die Wirtschafts- und Handelspolitik der EU sorgte dafür, dass Menschen fern der Heimat nach dem Glück suchten.
Auch die aktuelle Krise, die Corona-Variante Omikron, ist wohl zu einem guten Stück auf eine unzulängliche Politik reicher europäischer Länder in Afrika zurückzuführen. So halten es Wissenschaftler für ziemlich wahrscheinlich, dass Omikrons Mutationen in den vergangenen Monaten in einem der vielen Millionen unbehandelten HIV-Patienten Afrikas entstanden sind.
Diese Schlussfolgerung ist naheliegend: Wissenschaftler in Südafrika etwa haben eine 36-jährige unbehandelte Aids-Patientin, die sich mit Covid infiziert hatte, für eine von der Bill and Melinda Gates Foundation mitfinanzierten Studie über Monate begleitet und untersucht. Tests zeigten, dass das Virus 216 Tage in ihrem immungeschwächten Körper überlebte, immer wieder mutierte. Am Ende waren es 32 Mutationen. Immer wieder bildete die Frau neue Antikörper, die das Virus zwar angegriffen, aber nicht endgültig besiegen konnten. […]
All das zeigt, dass Europa dringend eine dezidierte Afrika-Politik braucht, die dem Kontinent hilft, sich selbst zu helfen – natürlich ohne in alte Kolonialgewohnheiten zu verfallen. Der im Februar bevorstehende EU-Afrika-Gipfel wäre eine gute Gelegenheit, ein solches Vorhaben einzuleiten.
Auf deutsch: Afrika komme ohne Kontintentaltotalkolonialisierung gar nicht aus – man darf es nur nicht so nennen. Eher so eine Art Vormund, Erziehungsberechtigter, oder sowas.