Ansichten eines Informatikers

Die Kernkraft und die Maßstäbe der Grünen

Hadmut
28.12.2021 13:52

Zur Wechselhaftigkeit grüner Emotionalitäten.

Irgendein Mittagsjournal im Fernsehen beklagt gerade, dass wir in Deutschland die Kernenergie für tot erklärt und eingestellt haben und die letzten Kernkraftwerke abschalten, und nun die EU oder zumindest einige EU-Staaten daran sind, die Kernenergie zur nachhaltigen und klimafreundlichen Energiequelle zu erklären, unsere Politik damit als Fehler dastehen könnte.

Dann kamen dazu alte Berichte über die Kernkraftproteste, Brokdorf und so weiter, große Randale.

Da ging mir so durch den Kopf, gerade weil ich mir ja auch immer Gedanken darüber mache, wie das Verhalten von Menschen im Gehirn gesteuert wird, dass mir der Widerstand gegen Kernkraft damals und der gegen die COVID-Impfung heute eigentlich sehr, sehr ähnlich vorkommen. Man möchte keine technischen Artefakte aufgezwungen bekommen, die man für gefährlich und überflüssig hält, die man nicht als Teil seines Lebens haben will, und dann schlägt das Rudelverhalten zu: Die Welt wird konfrontantiv in Gegner und Befürworter eingeteilt, die sich bekriegen.

Nur dass die Grünen von heute – von denen viele so jung sind, dass sie sich an die Kernkraftproteste nicht mehr selbst erinnern konnten, sondern eher von den Eltern als Kleinkind dorthin getragen wurden – die Sache nun genau andersherum betrachten: Unzulässiger Widerstand einer Minderheit, Rechte, muss mit Polizeigewalt, Strafen, Pfefferspray niedergeworfen werden.

Gerade diese Doppelmaßstäbigkeit scheint mir aber – wie oft beschrieben – ein sehr deutlicher Hinweis darauf zu sein, dass die Leute nicht rational, sondern amygdal denken, als in Rudeln und in Freund-Feind-Einteilungen.

Das würde erklären, warum Linke, Rote, Grüne so häufig andere dafür beschimpfen, dass die sich genauso verhalten wie sie selbst. Ich habe ja meinen Verdacht beschrieben, dass diese Dopppelmaßstäbe nicht die Folge reiner, blanker Dummheit oder völliger Willkür sind, sondern dem immer die Freund-Feind-Kennung vorausgeht, und rudelintern einfach grundsätzlich ein ganz anderes Maßstabsarsenal bereit liegt als für Feinde. Dass es zwar auf den eher rational draufschauenden Menschen unlogisch, selbstwidersprüchlich, willkürlich erscheint, da am Anfang aber ein großer Freund-Feind-Schalter dirigiert, der den weiteren Verlauf des Denkens und Bewertens in völlig unterschiedliche Bahnen, womöglich sogar unterschiedliche Hirnregionen leitet, und deshalb Freund und Feind in unterschiedlichen Teilen des Gehirns bewertet werden.

Und es würde erklären, warum die Grünen, die ja bisher immer gegen Gentechnik waren, jetzt nun mit Polizei, Pfefferspray und Prügel auf Impfgegner losgehen wollen. So weit, über Parallelen und Gemeinsamkeiten nachzudenken, kommen die erst gar nicht. Am Anfang steht „Rechte“ (auch wenn die Impfgegnerszene zu einem großen Teil aus Grünen und Ex-Grünen besteht), und dann ist das Gehirn schon auf „Draufhauen“ eingestellt, kommet es gar nicht mehr darauf an, wofür oder wogegen die demonstrieren.