Die seltsame postmortale Halbläuterung des Claus Kleber
Warum mussten wir dann jahrelang das Geschwätz ertragen?
Eigentlich hat er der ZEIT ein Interview gegeben. Das aber ist hinter der Paywall. Was wiederum nichts macht, weil die WELT daraus abschreibt:
Vor seiner letzten Sendung als ZDF-Moderator des „heute journals“ hat Claus Kleber Sorge über den Zustand von Teilen des deutschen Journalismus geäußert. „Was ich oft höre von Moderatoren, insbesondere im Hörfunk, lässt mir die Hutschnur hoch gehen, mit welcher Selbstverständlichkeit da Urteile abgegeben werden, von Leuten, die sich erkennbar mit der Sache nie vertieft beschäftigt haben“, sagte Kleber im Interview der „Zeit“.
Kleber regt sich darüber auf, dass Journalisten von Dingen schwätzen, gar Urteile abgeben, mit denen sie sich nie vertieft beschäftigt haben?
Ist das nicht seit Jahren Prinzip unseres „Haltungsjournalismus“ und des Frauenquotenjournalismus, dass man keine Ahnung mehr haben muss, von nichts, dass Gesinnung und „Haltung“ völlig reichen?
Wie oft hat denn Kleber selbst von Dingen geschwätzt, sie abgeurteilt, ohne sie auch nur annähernd verstanden zu haben?
Womit hätte sich denn die heutige Generation von Quereinsteigen-durch-Quote-Generation von Journalisten überhaupt noch vertieft beschäftigt?
Und warum fällt ihm das erst zu seiner letzten Sendung ein?
Ideologie sei für einen Journalisten immer der faulste Weg. „Ideologie vergiftet den Journalismus“, sagte Kleber.
Sagt ausgerechnet der Kleber? Der uns jahrelang mit seinem linken und feministischen Gefasel bombardiert hat?
Kleber kritisierte auch die Programmgestaltung des ZDF und der Öffentlich-Rechtlichen. „Vielleicht sollten wir uns im ZDF wieder konfrontative Formate trauen“, sagte er. Die Absetzung des Formats „Frontal“, in dem ein linker und ein rechter Journalist sich stritten, sei zwar nachvollziehbar gewesen, aber damit sei auch etwas verloren gegangen.
Sowas in der Art hatte ich dem Landtag Sachsen gesagt und bin dafür dann bei den Rundfunkjournalisten gleich auf die ganz schwarze Liste gesetzt worden. Es ist nämlich eigentlich der Rundfunkauftrag und Grundlage der Beitragspflicht, dass alle, jedenfalls verschiedene Meinungen präsentiert werden, und nicht nur eine einzige zum Mainstream erklärt und alleinig präsentiert wird.
„Selbst die Kommentare im Öffentlich-Rechtlichen sind oft eher Besinnungsaufsätze“, sagte Kleber weiter. Dort habe „der journalistische Konsens die Oberhand gewonnen“.
Nein, denn dann ist es eben kein Journalismus mehr. Dann ist es nur noch Konsens. Und zwar der Konsens derer, die sich nie mit etwas vertieft beschäftigt haben, aber von Ideologie vergiftet werden.
Und weil Kleber nicht so weit denkt, wie die Nase lang ist, widerspricht er sich dann auch gleich selbst:
Nach fast 19 Jahren „heute journal“ wollte Kleber sich trotz seiner nahenden Rente in die Debatte um geschlechterneutrale Sprache einbringen. „Ich habe in privaten Diskussionen gelernt, dass es valide Argumente dafür gibt, es in meine Moderationen einfließen zu lassen“, sagte Kleber dem „Spiegel“. „Ich mache es meistens dann, wenn ich damit etwas transportieren kann. Wer immer nur von Truckern spricht und nie von Truckerinnen, vergisst eher mal die Gefahren, denen Fernfahrerinnen nachts auf überfüllten Parkplätzen ausgesetzt sind.“
Für Kritiker, die das Gefühl hätten, man würde ihnen eine Art zu sprechen vorschreiben, habe er wenig Verständnis. Es sei in aller Regel umgekehrt, sagte der Journalist. „Diese Menschen wollen mir eine Sprache vorschreiben und mir verbieten, genderneutrale Formulierungen zu benutzen. Ich habe noch nie jemanden dafür kritisiert, dass er nicht gendern wollte.“
Der Mann ist ein Dummkopf.
Denn ausweislich dieses Geredes hat er den Unterschied zwischen einem privaten Gespräch udn öffentlich-rechtlichem Rundfunkauftrag nicht verstanden. 19 Jahre lang höchstbezahlt, und kennt nicht mal die zentralen Aufgaben und Pflichten seines Jobs. Es ist ein erheblicher Unterschied, was er in privaten Diskussionen sagt und was er vom Beitragszahler bezahlt in die öffentlich-rechtliche Sendemaschine sagt. Anscheinend hat er sich nicht mal mit seinem eigenen Job „vertieft“ beschäftigt.
Und „private Diskussionen“ für eine Art vertiefter Beschäftigung zu halten, ist auch nur dann möglich, wenn man nicht mehr vertiefte Beschäftigung kennt als sich Kaffee aus dem Automaten zu ziehen. Die Rundfunkordnung verlangt nämlich, alle öffentlich ernstlich vertretenen Meinungen zu berücksichtigen, und nicht nur die aus seinen „privaten Diskussionen“. Und das Argument mit den Fernfahrerinnen auf nächtlichen Parkplätzen ist schon enorm dämlich. Da muss man intellektuell schon den Limbo tanzen, um bei den Journalisten reinzukommen. Es ist vor allem dann sehr dämlich, wenn man die Kritiker auf welche reduziert, die sich keine Sprache vorschreiben lassen wollen, wofür er kein Verständnis habe. So borniert muss man erst mal sein.
Kleber sprach mit dem Magazin auch über die Frage, ob Minderheitenmeinungen in der Coronakrise medial eine Rolle spielen sollten. „False Balance“, sagte Kleber, sei eine ständige Gefahr. „Es ist aber genauso gefährlich, wenn man, um der Balance aus dem Wege zu gehen, gewisse Interpretationen von Fakten nicht mehr zulässt.“ Deswegen sei es beispielsweise wichtig, Virologen wie Hendrik Streeck zu Wort kommen zu lassen.
Das mit der „False Balance“ ist gerade das aktuelle gemeinsame dümmste Geschwätz der Journalisten. Die glauben, dass ihre Meinung die richtige Balance vorgäbe, das widerspricht aber nicht nur der Rundfunkordnung, sondern Kleber widerspricht sich auch hier selbst. Bei Gendersprache nämlich folgt er einer kleinen aggressiven Minderheit und tut die Mehrheitsmeinung einfach ab, weil sie ihm nicht passt, und gleich drauf redet er von „False Balance“.
Das hellste Licht ist der nicht. Der merkt nicht mal, wie er sich selbst widerspricht. Drei Absätze hintereinander ohne sich zu widersprechen sind schon zuviel. Und den mussten wir nicht nur 19 Jahre aushalten, sondern auch noch mit extra fettem Gehalt bezahlen? Es hieß ja mal in der Presse, dass er vom Angestellten zum Freiberufler wurde, weil selbst in der öffentlich-rechtlichen Höchstgehaltkultur nicht genug für ihn drin war.
Immerhin wissen wir jetzt, was die Quellen seiner Weisheit und seines Feminismus waren. Private Diskussionen über das Schicksal von Truckerinnen auf nächtlichen Parkplätzen.