Der Anfang vom Kaltwerden
Uuuuh. Das könnte noch ein harter Winter werden.
Die BZ schreibt, dass Brandenburger Stadtwerke, genauer gesagt, die Stadtwerke Belzig, seien pleite, hätten sich verspekuliert.
Ende September hatten Wirtschaftsprüfer die Stadtwerke noch „ohne Beanstandungen“ geprüft. Dann gestand Geschäftsführer Hüseyin Evelek, er habe für 2022 noch nicht genug Gas und Strom gekauft. Trotz steigender Preise. Mitte November feuerte der Aufsichtsrat den Stadtwerke-Chef.
Seine Nachfolger stellen fest: Evelek hatte mit verbotenen Warentermin-Geschäften an der Strombörse spekuliert. Leisegang: „Er hatte Strom, den wir nicht besaßen, an Vattenfall weiterverkauft. In der Hoffnung auf sinkende Preise – aber sie steigen weiter.“ Verlust für die Stadtwerke: zunächst 10 Mio. Euro. […]
Mit dem Strompreis steigt der Verlust täglich an. Vor zwei Wochen war schon von 18 Mio. Euro die Rede. Leisegang: „Jetzt ist es noch mehr. Am 1. Januar wird das Geld fällig.“ Auf Beschluss der Stadtverordneten meldeten die Stadtwerke „Insolvenz in Eigenverwaltung“ an.
Das ist dann wohl der Grundversorger, der dann kein Gas und keinen Strom mehr einkaufen und folglich auch nicht an die Haushalte durchreichen kann.
Die einzige frohe Botschaft: „Niemand muss Angst haben“, verspricht der Bürgermeister, „dass ihm Strom, Gas oder Wärme abgedreht werden. Wir haben die Kunden aufgefordert, sich neue Anbieter zu suchen. Die Potsdamer Stadtwerke stehen bereit.“
Oh, tun sie das?
Denn normalerweise sind Stadtwerke gerade gar nicht begeistert davon, wenn in dieser Phase neue Kunden kommen und sie das nicht in den Kontingenten vorgesehen haben. Da bekommt man dann ganz üble Tarife.
Vorausgesetzt natürlich, die Stadtwerke Potsdam haben besser gewirtschaftet.
Blackout?
Ich hatte ja gerade schon die Frage gestellt, womit wir künftig eigentlich noch heizen wollen.
Viele Leute warnen ja vor einem Blackout im Stromnetz durch Überlastung. So auf einmal mit einem Schlag Strom weg, alles dunkel, weil sich die Umspannwerke abschalten.
Ich habe sowas mal so um 2007 oder 2008 in Karlsruhe erlebt, als ein Umspannwerk einen Kurzschluss hatte, sogar beim Einfahren auf einen Supermarktparkplatz genau in die richtige Richtung gesehen und am Horizont den Lichtbogen gesehen und für eine Explosion gehalten, weil im selben Augenblick alles um mich herum plötzlich schwarz war, der Supermarkt, die Straßenbeleuchtung, die Ampeln, alles auf einen Schlag aus und dunkel, nur die Autoschweinwerfer leuchteten noch. Obwohl ich nur ein paar Straßen von zuhause weg war, war es ziemlich schwierig, noch nach hause zu kommen, weil verblüffend viele Leute durch so einen Schockzustand völlig außer Stande waren, den Straßenverkehr nach Verkehrszeichen und mit nur den eigenen Scheinwerfern noch zu betreiben. Ohne Straßenbeleuchtung und Ampeln wissen sie nicht mehr, was sie tun sollen, können nicht nach Verkehrsschildern fahren, und bleiben ratlos mitten auf der Straße stehen oder können sich nicht über die Vorfahrt einigen.
Der Brüller: Eigentlich war Karlsruhe redundant über drei Umspannwerke angeschlossen, aber die anderen beiden hatten sich zum Selbstschutz sofort abgeschaltet. Damit man sie wieder einschalten kann und sie nicht kaputt gehen, das Einschalten ist aber nicht so einfach. Da muss man erst messen, ob man sie überhaupt wieder einschalten kann und so weiter. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange, aber so für zwei, drei Stunden war der Strom komplett weg und alles dunkel.
Schon nach relativ kurzer Zeit war das Handy-Netz dann runter (insofern dämlich, wenn NRW-Innenminister für den Katastrophenfall zu einer geladenen Powerbank für das Handy rät, die nutzt einem ohne Handy-Netz nämlich nichts; besser wäre es, die Autofahrer nachzuschulen, damit sie bei Dunkelheit noch autofahren können).
Im Radio kam noch was, wenn man eines mit Batterien oder Autoradio hatte – nutzte nur nichts, die wussten nämlich auch nichts und riefen die Zuhörer dazu auf, sie anzurufen und ihnen zu sagen, was eigentlich los sei. Einige meldeten sich, und erzählten, dasselbe gesehen zu haben, was ich gesehen hatte: Ein kurzes enormes gelbliches Leuchten am Horizont, und dann sofort alles dunkel. Sah nach Explosion aus, war aber ein Kurzschluss.
Man könnte also auf den Gedanken kommen, dass ganz Deutschland oder große Teile davon so auf einen Schlag finster sind, weil das Stromnetz runter ist.
Es könnte aber auch ganz anders laufen.
Wenn nämlich so bröckchenweise ein Anbieter nach dem anderen, ein Stadtwerk nach dem anderen, pleite geht und keinen Strom und kein Gas mehr ranschaffen kann, und das Stromnetz nicht an Überlastung, sondern Unterlastung krankt, weil sich kein Versorger mehr den Strom leisten kann.
Lustig wird es sicherlich.
Denn auch wenn sich alle über Lockdown aufregen, wird das erst so richtig 21.-jahrhundertrig, wenn Lockdown, Blackout und Inflation zusammenkommen, und dann die Russen angreifen.