Kettenreaktion
Oha, die Infrastrukturapokalypse zeichnet sich ab.
Ich habe heute über den Tag Meldungen über zwei Vorgänge in Berlin gelesen, denen ich keine Bedeutung zugemessen hatte:
- Irgendwo in Berlin war aus irgendeinem Grund, irgendein Umspannfehler, der Strom für 3 Minuten weg.
- Irgendwo in Berlin war an der Fernwärme was kaputt, irgendwas im Kraftwerk kaputt gegangen, und deshalb in den Häusern, die dort dran hingen, Heizung und Warmwasser „bis in die späten Abendstunden“ weg.
Das fand ich jetzt nicht weiter erwähnenswert. Tagsüber kommt man drei Minuten ohne Strom aus, ist halt nur schlecht, wenn irgendwas ausfällt. Videorekorder, Beatmungsmaschine, IT. Und wir haben zwar um die 0 Grad draußen, aber Häuser kühlen jetzt auch nicht in wenigen Stunden aus.
Bis mir ein Leser einen Link auf diesen Artikel sandte.
Da wurde nicht nur das Ausmaß etwas größer beschrieben als ich ihn tagsüber noch gelesen hatte. Sondern auch, dass beides zusammenhängt und das eine die Folge des anderen ist:
Unterschiedliche Angaben gab es erst zur Zahl der betroffenen Haushalte. Zunächst war von 370.000 Haushalten die Rede, hierbei handelte es sich wohl aber um eine Verwechslung. Laut Bezirksamt Lichtenberg ist das die vom Stromnetz Berlin genannte Zahl der vom Stromausfall Betroffenen. Vom Ausfall des Heizkraftwerks seien 90.000 Haushalte und rund 180.000 Personen betroffen.
Betroffen ist laut Vattenfall das Stadtwärmenetz Friedrichsfelde. „Aufgrund einer Störung im externen Stromnetz kam es um 14.04 Uhr zu einem Ausfall des Heizkraftwerkes“, sagte ein Vattenfall-Sprecher.
Grund sei ein Defekt in einem Umspannwerk gewesen, von dem nur das Gas-Heizkraftwerk betroffen gewesen sei. „Das Kraftwerk musste herunter- und wieder hochgefahren werden.“ Um 15.15 Uhr sei die Stromversorgung wieder herstellt worden.
Verstehe ich nicht ganz. Einerseits ein Stromausfall, von dem 370.000 Haushalte betroffen sind. Und dann noch irgendwie ein Defekt in einem Umspannwerk, von dem „nur“ das Heizkraftwerk betroffen gewesen sei, das aber deshalb runter und wieder hochgefahren werden musste.
Aha.
Es ist also nicht einfach nur so, dass mal der Strom weg war und das Licht mal aus und wieder anging. Das zieht dann gleich mehrstündige Wiederanlaufphasen nach sich.
Was mich an den Stromausfall in Karlsruhe von 2008 erinnert. Der dauerte auch „nur“ so um die zwei Stunden, aber das reichte, um die Fernwärme kaputt zu machen. Da sind damals wegen des Stromausfalls irgendwelche Pumpen ausgefallen, und dann platzt da irgendwas nach gewisser Zeit. Die haben einige Tage gebraucht, bis das alles wieder repariert war und funktionierte. Und das im Winter.
Und ich habe damals für eine Firma gearbeitet, bei deren Kunden einiges an Schäden entstanden ist und es einige Tage gedauert hat, das alles wieder zum Laufen zu bringen. Kurioserweise war meist nicht mal bei den Kunden selbst der Strom ausgefallen, sondern bei bei Internet-Providern, Servern an der Gegegenseite und sowas.
Das heißt, dass die Folgeschäden eines Stromausfalls beträchtlich ist, und das nicht nur die unmittelbaren Schäden umfasst. Also nicht nur, dass man mal tagsüber drei Minuten mit Tageslicht auskommen und auf Fernsehen verzichten muss.
Und dann bauen die gerade die Kraftwerke ab.