Ansichten eines Informatikers

Die „Low-Code-Idee“ von der fachkräftefreien Softwareerstellung

Hadmut
27.1.2022 2:32

Wunderbar: Deutschlands Weg an die digitale Weltspitze.

Erinnert Ihr Euch noch, was ich in den letzten Jahren ab und zu mal über das Programmieren geschrieben habe?

Dass das eigentlich nichts mehr mit dem eigentlichen Programmieren zu tun hat, man eigentlich jegliche Kontrolle über das Programm verloren hat, weil man nicht mehr algorithmisch programmiert oder das lernt, sondern nur noch anhand von ergoogelten Beispielen irgendwelche fremden Bibliotheken und Module herunterlädt und zusammennagelt, die dann automatisch ihre dependencies runterladen und sich aktualisieren, uund man eigentlich nicht mehr weiß, was da im Programm überhaupt passiert?

Dass ich das schon erlebt habe, dass ich ein Framework heruntergeladen habe, um es exakt nach Beispiel auszuprobieren, es nicht funktionierte, und nicht mal die Autoren des Frameworks sagen konnten, warum es gerade nicht funktioniert (es aber bestätigten), weil das zum Laufenlassen erst mal 20 Minuten lang irgendwelchen Code irgendwoher aus dem Internet runterlädt, da müsse wohl irgendwo irgendwas verändert worden sein, man wisse aber noch nicht, was und wo.

Die WELT hat gerade eine Jubelartikel: Auch ohne IT-Studium – die Low-Code-Idee macht Sie fit für die Jobs der Zukunft

Wegen des IT-Fachkräftemangels setzen Unternehmen verstärkt auf Low Code. Dadurch fällt etwa das Schreiben komplizierter Quelltexte weg. WELT erklärt alle Vorteile und wie auch Sie ohne Informatikstudium zum Programmierer werden können.

What could possibly go wrong?

Bayern ist nicht Kalifornien und München auch nicht das Silicon Valley. Dennoch zieht es seit einigen Jahren erstaunlich namhafte Tech-Unternehmen an die Isar: Google, Oracle, IBM, Apple. Der ohnehin schon starke Mangel an Informatikern wird in München besonders spürbar.

Jo. Ich bin vor knapp 10 Jahren aus München weg, weil sie da in Bewerbungsgesprächen nicht so recht wussten: Wollen sie oder sollen sie?

Für Jörg Ochs von der Stadtwerke München GmbH ist das ein Graus: Der IT-Leiter sucht händeringend Entwickler. Ochs und die Stadtwerke München setzen deshalb verstärkt auf sogenannte Low-Code-Plattformen: Damit können Programmierer sowie Nutzer ohne spezielle Kenntnisse Software und Applikationen erstellen, indem sie vorgefertigte Software-Bausteine zusammenstellen. Der Code dazu wird automatisch im Hintergrund generiert.

What could possibly go wrong?

Das spart Zeit und Personal.

Und Geld.

Und: Endlich irgendwas, wofür man die ganzen Quotenfrauen vielleicht verwenden könnte.

Das Meinungsforschungsinstitut Gartner prognostiziert, dass in drei Jahren rund 70 Prozent aller Unternehmen Low Code als Alternative in der Software-Entwicklung einsetzen werden.

Ein „Meinungsforschungsinstitut“ erklärt uns das Programmieren…

WELT erklärt, wie der Trend die Branche verändert und wie man überhaupt Low Coder wird.

Ach: WELT erklärt, wie man etwas wird, wofür man fast nichts können muss?

Ob privat oder bei der Arbeit: Die meisten nutzen täglich unterschiedliche Apps, Software-Programme und IT-Systeme. Sie alle basieren auf einem jeweiligen Quellcode, der meist aufwendig von Entwicklern erstellt wurde. „Bei Low-Code-Applikationen entfällt diese Codierung auf Ebene des Quellcodes“, sagt Frank Termer, Bereichsleiter Software beim Digitalverband Bitkom.

Wow.

Applikationen und Programme beruhen auf Quellcode. Den zu erstellen ist aufwendig. Bei „Low-Code-Applikationen“ entfält der Code.

Na, dann…

„Vorstellen kann man sich das wie bei einem Baukasten“, veranschaulicht Termer: Es gibt vorgefertigte Module, die auf einer Benutzeroberfläche grafisch angezeigt werden. Der Low Coder platziert sie zum Beispiel per Mausklick oder verbindet sie mit Linien.

Früher: Malen nach Zahlen. Heute: Zahlen nach dem Malen.

Sowas ähnliches habe ich schon gesehen. Gibt es als Programmiersystem für Schulkinder unterer Klassen, oder auch für manche ESP32-Systeme. Allerdings programmieren die da schon Code, nur dass sie die Codestücke als bunte Puzzlestücke zusammenschieben, aber es sind eben Codestücke. Es ist programmieren, nur halt per Maus und nicht per Tastatur.

Wenn das jetzt aber nur Module mit Linien mit der Maus verbunden werden, ist das noch weit unter dem Schüler-System. Das müsste dann auch für Quotenfrauen taugen.

Das Codieren auf diesem Weg hat zwei entscheidende Vorteile: „Entwickler können schneller Lösungen umsetzen“, sagt Termer. Angesichts des Fachkräftemangels bringt das eine effiziente Beschleunigung der Prozesse. Durch die verhältnismäßig leichte Bedienbarkeit können aber auch andere Fachbereiche einfacher beim Erstellen mitarbeiten.

What could possibly go wrong?

Könnte man auch für Piloten einsetzen: Keinen Pilotenschein mehr, einfach mit der Maus eine Linie zum gewünschten Ziel ziehen und auf Go klicken.

Obwohl: Als ich gerade von München nach Berlin umgezogen bin, bin ich mal mit der Bahn hin- und hergefahren, als der Zug bei Eiseskälte und Schneetreiben ohne ersichtlichen Grund mitten in der Pampa, weit und breit kein Licht zu sehen, hoher Schnee, stehen blieb. Es dauerte. Irgendwann die Durchsage in bedröppeltem Ton, dass man den Zug wohl evakuieren, das aber noch dauern werde. Das sein nicht ganz einfach, weil man eigentlich nur zwei Leitern dabei habe, um auf freier Strecke aussteigen zu können, man möge sich dann in Wagen x und y einfinden. Mit oder ohne Gepäck? Unklar.

Eine Viertelstunde später die Ansage: Evakuierung abgesagt. Wir können doch einfach wieder losfahren.

Neben mir saß ein Mann, der sich sowas wohl auskannte, denn er konnte mir die Vorgänge in der Lok so beschreiben, dass es auf mich als völligen Laien jedenfalls sehr kompetent wirkt. Und der sagte mir, dass die Lokführer heute nur noch eine Sparausbildung bekommen und nicht mehr in der Lage seien, einen Fehlerzustand zu beheben. Wenn da irgendein Rechner abstürzt oder eine Softwarestörung vorliegt, könne der nichts anderes mehr machen, als im Lokführer-Callcenter der Bahn anzurufen und drauf zu hoffen, dass die den Zug per Fernwartung wieder in Gang bekommen. Sowas in der Art sei wohl gerade passiert.

Jo.

Ich hatte neulich mal so etwas bei der Elektronikbastelei beschrieben.

So in meiner Jugend hat man da noch diskrete Schaltungen entworfen, Transistorschaltungen berechnet, sie ausgemessen, verlötet, alles so analog.

Heute kauft man eigentlich nur noch irgendwelche Module mit irgendeiner Schnittstelle, I2C, SPI, UART oder sowas, gibt ja einige, steckt den Stecker in die Buchse mit der richtigen Farbe, und klickt sich dann irgendwas zusammen.

Auch bei Bildbearbeitungssoftware ist mir das aufgefallen, dazu mal separat mehr.

Irgendwie haben wir den Peak Hirn überschritten, sind wir gerade auf dem Weg in die Piktogramm- und Anklick-Gesellschaft.

Erinnert mich an den Film Idiocracy. Notaufnahme im Krankenhaus:

„Früher war das ein Prozess mit vielen Korrekturschleifen zwischen Entwicklern und Fachbereich“, so Termer. Low Code ermögliche es den Fachabteilungen, ihre eigenen Wünsche zu skizzieren. Missverständnisse könnten dadurch besser vermieden werden.

Klar. Wo man nichts mehr versteht, kann man auch nichts mehr missverstehen.

Als Bereichsleiter Low Code beim IT-Dienstleister MT AG kennt Niels de Bruijn die Kommunikation zwischen Fachbereichen und Entwicklern gut. Der Betrieb mit Stammsitz in Ratingen versorgte schon Kunden wie Union Investment oder Vodafone mit Low-Code-Lösungen. „Der Bedarf für Low Code bei den Unternehmen wird zunehmend größer – und zwar branchenübergreifend“, beobachtet de Bruijn.

Ja, das erklärt dann vieles.

War wohl nichts mit den versprochenen Fachkräften

Wie kommt sowas?

Offenbar, weil die zwei, drei großen Versprechungen der letzten 10 Jahre ausgefallen sind. Es hieß doch

  • Irgendwann hieß es mal, die Spanier seien alle so nett, so gebildet, so fähig, und alle so arbeits- und perspektivenlos. Die wollten jetzt alle nach Deutschland kommen. Gebildet und fähig sind sie wohl schon, arbeitslos wohl auch, aber sie wollten halt nicht.
  • Frauen wären ein riesiges, brachliegendes Intelligenz- und Befähigungspotenzial, das es zu aktivieren gelte, weil Frauen doch einfach alles besser könnten als Männer, und Frauen – Ada Lovelace, Grace Hopper und die Hidden Figures – das Programmieren erfunden hätten, das Programmieren weiblich sei, die Männer es nur geklaut hätten.

    Obendrein hätten Frauen immer und überall die besseren Noten und die bessere Ausbildung, seien dem Mann in jeder Hinsicht überlegen.

    Man müsse die Firmen nur zu ihrem Glück zwingen, dann werde alles gut.

    Hat dann aber wohl nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hatte.

  • Nachdem das mit den Frauen wohl nicht funktioniert hat, hat man 2015 eine neue Quelle für Intelligenzbestien aufgetan, die Fachkräfte aus Syrien: Hirnchirurgen, Piloten, Nobelpreisträger, Informatiker.

    Hat jetzt aber wohl auch nicht ganz so funktioniert, wie versprochen.

Nachdem alle Versuche, an Fachkräfte zu kommen, fehlschlugen, muss es dann jetzt wohl die fachkräftefreie Erstellung von IT-Systemen sein.

Und ja, das von Merkel angekündigte und der aktuellen Regierung weiterverfolgte Ziel ist, Deutschland an die Spitze der weltweiten IT zu bringen.

Was ja relativ einfach ist. Man muss nur mit der Maus eine Linie an die Spitze ziehen.