Ansichten eines Informatikers

Sabine, Renate, Ukraine und die phallischen Kanonenrohre

Hadmut
21.2.2022 15:11

Krieg aus der Genderperspektive.

Aktuelles vom Feminismus.

Ich hatte ja gerade erwähnt, dass das Bundesverteidigungsministerium in der Ukraine-Problematik dringend Frauensichtweisen angefordert, weil man die über deren Gewalterfahrungen ganz dringend bräuchte, um den Krieg verstehen zu können:

Das linke Intelligenzblatt TAZ wirft sich also in die Bresche, erfüllt der Ministerin den Wunsch und klärt uns darüber auf, wie der Angriff der Russen auf die Ukraine aus weiblicher Gendersicht zu bewerten ist: These zur toxischen Männlichkeit: Krieg ist das Ding mit Gemächt

Das Auffahren von Militärfahrzeugen mit phallischen Kanonenrohren an der als weiblich konnotierten Ukraine ist obszön.

Klar, die Ukraine ist weiblich konnotiert, sagt ja schon der Name. Ukraine. Wie Sabine oder Renate. (Der Kosovo und der Ural dagegen sind männlich. Logo.)

Im Tierreich rüsten die Männchen auf, um Weibchen zu erobern. Sie demonstrieren Stärke, Kraft, lautes Geschrei. Manche singen in hohen Tönen, manche sehen rot. Sie zeigen ihre Eier, ihre Kampfbereitschaft, ihr Gemächt. Das ist, was Russland tut. Seine Eier sind aus Stahl. Sein Sperma ist Schwarzpulver.

Das ist es, was Lambrecht noch fehlte, wonach sie fragte. Die weibliche Sicht.

Die demonstrierte Macht der Panzer mit ihren phallischen Kanonenrohren und der Kampfflugzeuge mit ihren geschürzten Schnauzen wirkt obszön. Sie richten sie auf die Ukraine; Ukrayina. In Sprachen mit grammatischem Geschlecht ist die Ukraine weiblich. Die Ukraine also – aber selbst wenn das Land die Frau ist, ist dies kein Freibrief, sie mit Gewalt zur Vereinigung zu zwingen: „Nein heißt Nein.“

Putin greift die Ukraine an, weil sie einen Namen mit „sie“ hat. Hätte sie einen männlichen oder geschlechtsneutralen Namen, würde er das nicht wagen oder nicht wollen. (Männerfrage: Warum benennt sich die Ukraine dann nicht mal schnell um? Geschlechterwechsel sind doch heute kein Problem mehr. Die können sich Igor oder Wladimir oder sowas nennen und das Problem wäre gelöst.)

Auch im Tierreich wird vergewaltigt. Also gilt der Vergleich vom Anfang des Textes. „Häufig attackieren die Männchen die Weibchen in Gruppen, was dramatische Folgen haben kann“ – für manche Weibchen gar tödliche. So ist es auf der Webseite der ARD-Sendung „Planet Wissen“ zu lesen. Delfine, Fledermäuse, Stockenten sind auf Gang-Bang aus.

Ja. Die Russen greifen die Ukraine an, weil sie endlich mal wieder ordentlich ficken wollen. Warum hat man das nicht gleich erkannt?

Bereits mehrfach wurde die Ukraine bezwungen. Befragen Sie die neuere deutsche Geschichte. Und die russische. Beide Länder haben sich die Ukraine zeitweise einverleibt. Unsere Urgroßväter, Großväter, Väter haben das Land erobert und vergewaltigt.

Die Ukraine, ein Land mit weiblichem Namen, geschaffen um vergewaltigt zu werden.

Vor Jahren habe ich meinen inzwischen verstorbenen Vater, der Wehrmachtssoldat war, auch im Osten, gefragt, ob er im Krieg vergewaltigt hat. „Nein. Aber einmal hätte ich gekonnt, nur war ich zu besoffen.“

Was muss man mehr über die Kriegsführung wissen?

Mich erinnert das an den Mann, der auf einem weitgehend leeren Bahnsteig einer Berliner U-Bahn steht. Nur er und ich. Er trägt einen Mantel; die Hände in den Taschen. Es ist sein unruhiger, nach allen Seiten gehender Blick, der irritiert; er checkt die Umgebung. Langsam kommt er näher. Plötzlich schiebt er mit den Händen, die er in den Taschen hält, als wolle er sogleich eine Waffe ziehen, und das tut er ja auch, den Mantel auseinander und richtet seinen stehenden Schwanz auf mich. Seine Jeans ausgeschnitten rund ums Gemächt. „Du Drecksau!“, brülle ich: „Ich will dein Kanonenrohr nicht sehen.“ Da kommt Gott sei Dank die U-Bahn. Krieg ist das Ding mit Schwanz.

Und weil sie einmal in der Berliner U-Bahn einem Exhibitionisten begegnet sein will, ist sie erkoren und berufen, den Überfall der Russen auf die Ukraine zu bewerten. Genau die Gewalterfahrungsperspektive der Frauen, die Lambrecht haben wollte.

Wundert mich eigentlich, dass sie Vulkane nicht für phallische Artefakte halten, die ejakulieren um Frauen zu töten. Heißt ja schließlich „der Vulkan“.

Etwa so:

Die Filme der auf gefrorenem, leicht schneebedecktem Boden auffahrenden Kriegsmaschinerie wirken durch das winterliche Schwarz-Weiß der Umgebung wie die Schwarz-Weiß-Filme der Wehrmacht. Die gleiche donnernde Martialität. Auf gleiche Weise wird Stahl und Metall, wird gepanzertes Gefährt und tonnenschweres Gerät, wird Manpower und Testosteron in Szene gesetzt.

Das verstehe ich jetzt nicht, weil man doch Frauenquoten in den Armeen fordert. Womit sind denn dann Soldatinnen im Krieg so unterwegs? Reiten die auf hellblauen Einhörnern?

Aus einem weiteren Grund ist die militärische Machtdemonstration von Russland wie aus der Zeit gefallen: Denn auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen hat sich verändert. Heute ist es möglich, die Gewaltstrukturen zwischen den Geschlechtern öffentlich zu diskutieren. Und: Männer hören zu, wenn Frauen sprechen. Nicht alle, aber immer mehr. Sein Gemächt auf eine Frau richten? Gesellschaftlich ist es kein Kavaliersdelikt mehr, sondern ein No-go.

Ja, da hören wir Männer zu. Auf solcherlei Erleuchtungen haben wir nämlich gerade noch gewartet.

Und da haben wir jetzt Glück, dass die Verteidigungsministerin noch rechtzeitig vor der Beschaffungsrunde die weibliche Sicht eingeholt hat. Denn nun können wir die ganzen Panzer mit ihren phallischen Rohren abbestellen und stattdessen das kaufen und an die Ukraine liefern, was sie wirklich braucht: Vergewaltigungsgeschützte Panzermösen mit klimaneutralem Elektroantrieb, die sie dann dort gegen den Einmarsch der Russen aufstellen können. Die werden sich freuen.

Frauen an die Macht!