Baerbocks Sprachpoltern II
Weil die Facebook-Quelle kurz nach meinem Blogartikel gelöscht wurde: [falsches Video korrigiert]
Jemand schrieb mir, dass das Original (oder jedenfalls eine Kopie) auf Youtube zu finden wäre:
Das ist natürlich schon ziemlich böse gemacht, mir fiel daran aber eben auf, dass die Schnitte immer ganz dicht bei den Verhasplern waren und man sowas im Tonstudio oder schlicht modernerer Tonschnittsoftware auch faken könnte. Deshalb hatte ich gewisse Zweifel an der Echtheit des Videos und die im vorangegangenen Artikel angesprochen, obwohl sie ja schon öfter durch solche Ausspracheverhaspler auffiel. Ich glaube ja auch nicht (mehr), dass sie in der bekannten Szene Kobalt mit Kobold inhaltlich verwechselt hat oder das Unwissen war, sondern dass sie das Wort Kobalt – zumindest in diesem Augenblick – schlicht nicht aussprechen konnte und am Vokalwechsel gescheitert ist, also ungewollt den ersten Vokal wiederholte, also Kobolt sagte und nicht Kobold.
Einige Leser schrieben mir nun, dass das Original der Rede hier zu finden sei:
Oder auch beim Bayerischen Rundfunk.
Ich habe mir das noch nicht angehört, nach meiner Interpretation der Wertung von Lesern bräuchte man dazu auch ziemliche Nervenstärke, innerliche Gesammeltheit und die Gelassenheit von Brunnenkresse, aber die, die sich da durchgekämpft haben, schrieben mir, die Verhaspler seien im Original auch drin, also kein Fake. Schon am Anfang tauchten die “Ostkokaine” (bei 0:14) und “zur Schule springt” (bei 0:25) auf. Nur eben auf 15 Minuten verteilt und nicht so komprimiert, deshalb nicht so auffällig. Nun kommen Verhaspler jedem mal vor. Man muss schon ein sehr geübter und begabter Sprecher sein, der sehr häufig spricht, wie etwa ein Nachrichtensprecher oder Bühnenschauspieler, um fehlerfrei zu sprechen. Ich hatte das ja auch schon häufig angesprochen – Stichwort Hitlerschnarr und Stand der Technik – dass das früher bei der schlechteren Tontechnik unerlässlich war, dass die Leute, eben auch Politiker, Sprechunterricht nahmen und lernten, das voll auszuartikulieren oder sogar überzuartikulieren. Hatten wir schon im Griechisch-Unterricht, nämlich zu Demosthenes, der das Sprechen mit Steinen im Mund übte:
eine schwächliche Stimme und Konstitution, die ihn zum Redner nicht prädestinierten und ihm den Spitznamen Βάταλος („Weichling, Schwächling“) einbrachten, überwand er durch ausdauerndes Training (etwa durch das Lesen langer Texte mit Kieselsteinen im Mund[5]) zumindest für vorbereitete Reden, in unvorbereiteten Reden behielt er seine rednerische Schwäche hingegen.
Uns haben sie damals im Unterricht auch noch erzählt, dass er sich ans Meer gestellt und gegen die Brandung angebrüllt habe, um die Stimme zu stärken.
Vor einigen Jahren hatte ich im Blog mal erwähnt, dass mir zu Studienzeiten ab und zu mal in der Fußgängerzone von Karlsruhe ein Mann aufgefallen sei, ein großer hagerer Mann, einerseits mit gegerbter Haut und abgerissenen Klamotten wie ein Obdachloser, andererseits von sehr charismatischem, professionellem Auftreten wie ein geübter Professor oder Fernsehmoderator, geübter Mimik und Gestik, ein Sympathiefänger par excellence, der dort in der Fußgängerzone stand und inhaltlich unsinnige, aber rednerisch sagenhaft gute Reden gehalten hat, also ob er seine Rednerfähigkeit erhalten wollte. Der war so gut, dass man stehen geblieben ist, um ihm zuzuhören, obwohl er – meiner Erinnerung nach – inhaltlich irgendwelchen belanglosen oder sinnlosen Käse oder Allgemeinplätze zur Weltlage überhaupt von sich gegeben hat. Nachdem ich das erwähnt hatte, meldeten sich sogar Leser bei mir, die ihn aufgrund meiner Beschreibung erkannten und schrieben, den hätten sie auch gesehen – auch in anderen Städten.
Das ist mir auch klar, dass ordentlich und deutlich zu sprechen eine Kunst ist. Also ich an der Uni noch Übungen und Vorlesungen gehalten habe, war ich da wesentlich besser, und ich merke, dass ich da nachgelassen habe, seit ich vornehmlich schreibe statt zu sprechen. Ich rede auch in meinem Videos zu undeutlich, das merke ich schon. Vielleicht auch altersbedingt.
Gleich mehrere Leser meinten, Baerbock könnte vielleicht eine „Wernicke-Aphasie“ haben. Das glaube ich nach der Beschreibung nicht, weil Baerbock ja nicht grundsätzlich außer Stand ist, ordentlich zu sprechen, sondern nur ab und zu mal so einen Knoten in der Zunge hat, als ob sie so leichte Ticks hätte wie so ein Tourette-Light. Ich kenne mich mit sowas zwar gar nicht aus, habe aber mal einen Fall erlebt, in dem jemand nach Schlaganfällen nicht mehr verständlich sprechen konnte, weil er die falschen Worte gebrauchte, sie durch welche mit ganz entfernt oder völlig anderer Bedeutung ersetzte. Der konnte noch ganz normal E-Mail lesen, war aber nicht mehr imstande, sie zu beantworten, obwohl er sie beantworten wollte. Der konnte die Gedanken nicht mehr oder kaum noch verständlich in Worte fassen, was die Neurologen dann als „Aphasie“ diagnostizierten. Ich glaube deshalb, dass Aphasie etwas anderes ist, nämlich die Unfähigkeit, die zum Inhalt passenden Worte überhaupt zu finden, nicht etwa sie richtig auszusprechen. Denn in besagtem Fall konnte der Betroffene deutlich und sprachlich normal reden – es ergab nur eben keinen oder nur einen sehr, sehr entfernten Sinn. Als ob das Gewebe abgestorben war, in dem Worte gespeichert waren und da nur noch ab und zu mit großen Abstand eines gefunden werden konnte. Für eine Aphasie halte ich das bei Baerbock also nicht, obwohl ich mich damit nun gar nicht auskenne.
Mir kommt das eher wie so ein Zwischenform zwischen Stottern und sowas entfernt ähnlichem wie Tourette vor, als ob da ab und zu mal so leichte Rhythmusstörungen in den Synapsen entstehen, die zu so einem leichten Millisekunden-Kontrollverlust führen. Man müsste mal jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt, Logopäden, Neurologen oder sowas.
Für schlimm halte ich das nicht, aber eben für ein Hindernis in bestimmten Berufen. Nachrichtensprecher. Oder eben Außenminister. Gerade weil da die Kameras auf einen gerichtet sind, es gerade in diplomatisch heiklen Angelegenheiten wirklich auf jedes Wort ankommt, solche Verwechsler leicht ein gegenteiliges Wort erzeugen können, und das dann in der Simultanübersetzung zur Katastrophe werden kann. Und nicht wenige würden „Ostkokaine“ als Beleidigung oder vermessenen Scherz auffassen. Sowas kann fürchterlich schief gehen – oder sogar Weltkriege auslösen.
Wie gesagt: Ich halte es für eine der elementaren und unverzichtbaren Befähigungen für einen Außenminister, klar, deutlich, unmissverständlich, fernsehstauglich, und vor allem auch für Fremdsprachler und Simultandolmetscher klar verständlichen Weise zu sprechen.
Und diese Befähigung hat Baerbock nicht.
Baerbocks Schwerpunkte liegen auf dem Optischen, die inszeniert Bilder. Das ist aber nur Nebensache.
Auch deshalb könnte man mal überlegen, ob Geschlechter wirklich egal sind. Denn Männer ziehen sich einfach einen grauen, schwarzen oder dunkelblauen Anzug an und sind damit völlig informationslos und neutral gekleidet. Frauen laufen rum wie Blumenstrauß. Gemerkt haben sowas noch Leute wie die Queen oder Angela Merkel, die sich ja quasi eigenuniformiert haben und nur die Farben wechseln lassen. Aber schon die Farben werden ständig politisch interpretiert, und kommentiert „Was hat sie heute an“. Keine Sau interessiert sich dafür, was Lawrow an hat. Bei dem zählt ausschließlich, was er sagt.
Und genau das könnte eine elementare Eigenschaft von Außenministern sein.