W-8BEN
Aufpassen, wer aus den USA dieses Formular per Mail mit der Aufforderung zum Ausfüllen bekommt.
In den USA gibt es für Ausländer ein Steuerformular W-8BEN, das man ausfüllen muss/soll, wenn man Ausländer ist und außerhalb der USA lebt, aber in den USA irgendwas verkauft. Ich habe das mal ausfüllen müssen, weil ich mal ein Buch über Amazon verkauft habe, das auch in den USA erhältlich war.
Vor einigen Tagen bekam ich eine Mail, so auf den ersten Blick von den US Steuerbehörden, das ich das Formular W-8BEN mal wieder ausfüllen müsse. Im Anhang beigefügt.
Auf den ersten Blick unverfänglich, weil plausibel, ich habe es sogar schon ausgedruckt.
Das nämlich war schon der Punkt, an dem ich mich gewundert habe, weil es kein PDF-Formular war, das man ausfüllen kann. Und drunter steht übermäßig groß, man solle es doch an “+1 806 230 0200” faxen. Oder schon der zweite. Denn es war darin eine Frist von 8 Tagen angeben, es zu beantworten, was für Steuersachen eine seltsam kurze Frist ist, und das Mail-Datum stimmte nicht. Erst vor wenigen Tagen bekommen, aber schon drei Wochen alt. Wie soll man das fristgemäß ausfüllen. Und schon eine zweite Mail zur Erinnerung, wohl weil Frist versäumt?
Seltsam. Dass man in Deutschland noch behördlich faxt, wissen wir. Aber in den USA? Die machen ihren Steuerkram doch auch nicht mehr von Hand. Oder? Und dann zu einen VoIP-Provider in Texas faxen?
Genauer geguckt. Irgendwas ist an diesem Formular faul. Teilweise solche Rasterwolken, als hätte man das einscannt und per JPEG in niedriger Qualität gespeichert, was bei Behörden ja noch nicht mal abwegig wäre, aber eben nur Teile des Formulars. Nicht alles,
Dann sind ein paar Teile schief, aber auch nicht alle. Wenn das jemand eingescannt hätte, wäre alles schief und alles gleich unscharf. Aber nicht eine Zeile gegen die andere schief. Und dann überlappen die auch noch etwas.
Irgendwas ist doch da richtig faul. Wenn man genau guckt, hat das jemand mit einem Bildbearbeitungsprogramm aus einzelnen Versatzstücken zusammengepappt. Teile aus irgendeinem anderen Formular reingebastelt.
geguckt: Tatsächlich. Die Steuerbehörden warnen sogar vor Fälschungen, und geben Erkennungsmerkmale an. Beispielsweise, wenn nach dem Mädchennamen der Mutter oder der Passnummer gefragt werde. Tatsächlich: Das Formular, das ich zugeschickt bekam, fragt nach Mother’s maiden name und der Passport number. Und zwar genau in dem Teil, der schief aussieht.
Das Originalformular ist kürzer, fragt viel weniger ab, ist außerdem gerade und ein PDF-Formular mit ausfüllbaren Feldern und kein mit dem Bildverarbeitungsprogramm zusammengestoppelter Mist. Und gefaxt wird es auch nicht.
Da versuchen Leute, persönliche Informationen einzusammeln, mit denen sie dann irgendeinen Schwindel treiben, Identitätsdiebstahl. Keine Ahnung, woher die anderen Formularteile stammen, aber irgendwohin werden die gehören. Konto eröffnen, Kredit beantragen, Einreise oder irgendsowas.
Wie ich diesen Blog-Artikel gerade so schreibe und drüber nachdenke, kommt mir das irgendwie bekannt vor. Die Nummer mit der Reisepass-Nummer auf dem Steuerformular hatte ich doch schon mal irgendwann.
Woher kommt mir das nur so bekannt vor?
Ach, ja, das war mir 2014 schon mal passiert. Hatte ich schon wieder vergessen. Damals wäre ich fast drauf reingefallen, weil es gut gemacht war, nur das Datum des Formulars viel zu alt war und sie ein Passfoto haben wollten, und das per Fax.
Auch diesmal wäre ich möglicherweise schon drauf reingefallen, weil es genau 10 Jahre her ist, dass ich damals das Buch erstellt hatte, und es insofern schon plausibel wäre, das mal neu ausfüllen zu müssen. Hätten sie es nicht so schlecht zusammengestoppelt und wäre es heute nicht so verdächtig, etwas noch faxen zu sollen, hätte man da durchaus drauf reinfallen können.
Der eigentliche Punkt ist, dass einen das IRS eigentlich gar nicht kontaktiert, um das auszufüllen, oder dazu auffordert, sondern man sich selbst drum kümmern muss, das einzureichen, weil dann auf Umsätze niedrigere Steuersätze entfallen, und man das auch nicht direkt einreicht, sondern über den „Arbeitgeber“ oder amerikanischen Vertragspartner. Aber sowas weiß man ja auch nicht os ohne weiteres.