Confirmation Bias: Krieg wegen Geheimdienst-Fake?
plausible Erklärung. Könnte was dran sein.
Es gab ja neulich schon so eine durchgestochene Erklärung eines angeblichen FSB-Mitarbeiters, wonach bei den russischen Geheimdiensten ziemliches Chaos herrschte und dort das große Schuldzuschieben losgeht.
Nun schrieben eine Reihe von Lesern, dass sei ein offensichtlicher Fake gewesen, weil der FSB der Inlandsgeheimdienst sei und die Urkraine Ausland, die also gar nicht zuständig sein könnten.
Was dreifach falsch ist. Denn erstens kann (und muss) auch ein Inlandsgeheimdienstler auch Ausland beurteilen können. Zweitens betrachtet Russand die Ukraine nicht als Ausland, sondern als einen Rus. Und drittens ging längst durch die Medien, dass der FSB durchaus eine Auslandsabteilung hat, und auch die Aufgabe hatte, die Situation für einen Ukraine-Krieg zu beurteilen.
Die Tiroler Tageszeitung schreibt nun Fehleinschätzung und taube Ohren: Zweifel an Russlands Geheimdienst
Der Kreml rechnete nach seiner Invasion am 24. Februar mit einem schnellen Sieg –darin sind sich Beobachter einig. Statt erbitterten Widerstands erwartete er offenbar eher einen freundlichen Empfang der russischen Soldaten in der Ukraine. “Man hat Putin die tatsächlichen Verhältnisse nicht klar gemacht”, sagt ein Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes. “Das System schottet sich ab, damit sie ihm nicht zu viele schlechte Nachrichten beibringen müssen.” […]
Vor wenigen Tagen berichteten russische Journalisten in der unabhängigen Onlinezeitung Medusa mit Sitz im lettischen Riga, dass der Leiter der Abteilung 5 des Inlandsgeheimdienstes FSB, General Sergej Besseda, und sein Stellvertreter Anatoli Boluch unter Hausarrest gestellt worden seien. Ein vom ehemaligen Oligarchen und heutigen Oppositionspolitiker Michail Chodorkowski finanziertes Portal behauptet hingegen, Besseda sei zwar verhört worden, aber noch im Dienst. Boluch wurde demnach entlassen.
In jedem Fall scheint die für die Ukraine zuständige Abteilung innerhalb des Geheimdienstes ins Visier des Kremls geraten zu sein. Der in Frankreich lebende russische Dissident Wladimir Osetschkin veröffentlichte auf seiner Website eine Reihe von Briefen eines angeblichen Whistleblowers mit dem Namen “Wind of Change”, der behauptet, im FSB herrsche ein Klima der Angst, weil der Geheimdienst es versäumt habe, vor dem Widerstand gegen die russische Invasion zu warnen.
“Putin führt wahrscheinlich interne Säuberungen unter seinen Generälen und Geheimdienstmitarbeitern durch”, urteilt das Institute for the Study of War aus den USA. […]
Es könne “sehr gut sein, dass es im Kreml eine verzerrte Wahrnehmung gab”, verlautet aus einem westlichen Geheimdienst. “Man habe nur sehen wollen, was die eigenen Vorurteile bestätigte. Und was sie wahrscheinlich nicht richtig gesehen haben, ist, dass die ukrainische Armee, die die Krim ohne Gegenwehr hat einnehmen lassen, heute nicht mehr dieselbe ist wie 2014.”
Auch mit ihrer Einschätzung der ukrainischen Gesellschaft lagen die russischen Dienste offenbar falsch. Wenn Putin behauptet, er wolle die Ukrainer von ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj “befreien”, ist es nach Ansicht vieler Beobachter nicht ausgeschlossen, dass er selbst davon überzeugt ist.
Das würde sehr gut passen.
Ein machtbesessener Präsident, der alles plattmacht, was ihm nicht genau das liefert, was er haben und hören will, und eine korrupte Organisation. Da wird natürlich über kurz oder lang jeder an dem Punkt ankommen, an dem man einfach das sagt, was man von einem hören will.
Und das könnte zu der Überzeugung geführt haben, dass man da einfach so reinführt, ein paar Nazis erschießt und von der Bevölkerung dafür mit Blumen begrüßt wird.
Es würde zumindest einiges plausibel erklären.