Die Kette der Beschimpfungen
Wisst Ihr, was mir daran auffällt?
Selbst wenn ich zur Ukraine gar nichts sage oder mich nur formal und nicht inhaltlich äußere (etwa, dass ich gerne mal den russischen Botschafter in den Talkshows hätte), reißt die Kette der Beschimpfungen, die ich in verschiedener Tonart und Formulierungsintensität bekomme, nicht ab. Gerade wieder so etwas:
Guten Abend Herr Danisch ,
Ich habe gerade Ihren kurzen Beitrag zum 3.Weltkrieg gelesen.
Zum Verständnis des Ganzen lesen Sie einfach die Rassengesetze der Ukraine von 2015 nach und zählen die russischen Opfer im Donbas seit 2014 noch einmal durch.
Aber bitte nur die Frauen, Kinder und alten Menschen zählen.
Ich hoffe nur, dass Sie einfach zu wenig Zeit hatten sich ein eigenes Bild zu machen.
Anderenfalls wären Sie dumm oder bösartig.Vielleicht treffen wir uns bald am Reichstag,wenn die Flagge mal wieder eingeholt wird.
Was nicht nur eine Frechtheit ist, sondern, und das finde ich viel ärgerlicher, unlogisch. Denn einerseits fordert er mich auf, mir ein „eigenes“ Bild zu machen, andererseits verlangte er aber, dass es deckungsgleich mit seinem wäre – also gerade kein eigenes.
Viel mehr als der Tonfall und diese Umverschämtheit, dass man dumm oder bösartig sein müsse, wenn man nicht exakt seiner Meinung ist, stört mich, dass die Leute über das, was sie schreiben, nicht nachdenken. Dass die beim Schreiben nicht mal für 5 Cent nachdenken.
Irgendwer muss die zentral gegen mich aufstacheln, weil mir einige auch Aussagen und Textstücke vorgeworfen haben, die ich nie geschrieben habe. Irgendwo muss es da ein Forum geben, in dem irgendwer die Leute gegen mich desinformiert. Zu ähnlich sind die Formulierungen und Vorwürfe. Ich habe auch schon überlegt, ob es vielleicht viel weniger Leute sind, als es den Anschein hat, ob da eine Medienagentur dahintersteckt.
Mir ging schon in der Corona-Angelegenheit der Verdacht durch den Kopf, dass die Intensität der Beschipfungen und Vorwürfe, warum ich nicht Front gegen Staat, Medizin und Impfung mache, der Versuch unter falscher Flagge ist, mich da in einen Bereich zu schieben, damit man mich als „rechten Blogger“ abstempeln kann, was man ja schon länger von verschiedenen Seiten versucht. Und jetzt wieder sowas. Sieht aus, wie von denselben Leuten gemacht.
Ein Leser hatte mich vor einiger Zeit mal gewarnt. Es gäbe eine neue Angriffesmethode. das „social occupying“. Man versucht, den Gegner einzuspannen, indem man ihm ein soziales Umfeld vorgaukelt, das ihn voll in Beschlag nimmt. Deshalb bin ich in solchen Angelegenheiten auf der Hut.
Was mich wundert
An all diesen Vorwürfen wundert mich etwas. Wozu brauchen die mich eigentlich?
Warum sind Leute, die meinen, dass sie es soviel besser und moralischer wissen als ich, überhaupt so scharf darauf, dass ich ihnen folge? Mir kommt das manchmal vor, wie die Spam-Mails, in denen mir einer irgendeine Wundermethode anbietet, Geld ohne Risiko sagenhaft zu vermehren. Da ist dann immer die kanonische Frage: Wenn er es weiß, warum bietet er es dann mir an, statt es selbst zu nutzen?
Wenn die Leute mich für dumm halten oder erklären, was ihnen ja grundsätzlich unbenommen bleibt, Meinungsfreiheit und so, warum ist es ihnen dann so wichtig, dass ich, der Dumme, sich ihrer Meinung anschließt?
Wenn die das alle so genau wissen, warum schreiben sie dann nicht selbst Webseiten darüber?
Haben Sie je gefragt, was die Ukraine seit 2014 in den Gebieten anrichtet, die die Putschistenregierung abgelehnt haben? Haben Sie nicht. Haben Sie jemals gefragt, was die NATO anrichtete? In Syrien, in Libyen, im Irak, in Yugoslawien, in Afghanistan? Heuchler.
— Penny & Lane (@PennyLa44338382) March 19, 2022
Nein, habe ich nicht gefragt. Ich war, wie jeder hier im Blog sehen kann, seit 2012 sehr, sehr beschäftigt. Viele fragen an, wie ich das eigentlich alles schaffe. Und nicht selten schreibe ich ja bis drei oder vier Uhr morgens. Wenn die Leute dann trotzdem auch noch von mir verlangen, dass ich mich auch noch hätte um die Ukraine kommern sollen (was noch alles?), dann wäre die Frage, warum sie es dann nicht selbst getan haben. Wieso muss alles an einem einzelnen Blogger hängen bleiben? Wieso machen die Leute es nicht selbst, wenn sie doch ohnehin so felsenfest überzeugt sind, dass sie es besser können und besser machen?
Warum werfen sie mir vor, unterlassen zu haben, was sie selbst nicht getan haben?
Was mir auffällt
Mir fällt etwas auf. Und gerade das finde ich überaus verdächtig. Da ist was faul.
Ich habe ganz viele solcher Zuschriften bekommen. Aber nur ganz, ganz selten, andeutungsweise und dünn („Wenn ich Putin wäre, hätte ich es genauso gemacht…“) wird darin ein Standpunkt bezogen. Es läuft aber immer auf dasselbe Muster hinaus (weshalb ich glaube, dass viel weniger Personen als formal E-Mail-Absender dahinterstecken), nämlich mir üble Vorwürfe zu machen, dass ich mich nicht informiert hätte, zu dumm zu lesen wäre, das und das versäumt hätte, und so weiter, und mein Standpunkt (habe ich denn einen, außer dass ich die Vorgehensmethode für unvertretbar halte?) als falsch hingestellt wird, und man so wie mit der Brechstange versucht, mich in Richtung Pro-Putin zu bewegen, aber selbst nie etwas dazu sagt.
Es wird immer gesagt, meine Meinung sei falsch (obwohl ich ja eigentlich im wesentlichen nur gesagt habe, dass ich diesen Krieg für unvertretbar halte, und ich es seltsam finde, dass die Begründungen zwischen Böse-NATO und Böse-NAZIs hin- und heroszillieren, und so schnelle Begründungsoszillationen für Leute meines Alters nichts mehr sind), und mit aller Macht versucht wird, mich zum Putin-Befürworter zu kneten, aber nie explizit drin steht, dass dieser Krieg richtig, notwendig oder so etwas wäre.
Das wird mir immer suggeriert, man versucht mich in diese Richtung zu stoßen, scheint aber selbst genau diese Aussage vermeiden zu wollen.
Weshalb das bei mir die False-Flag-Warnlampe angehen lässt.
Irgendjemand im Hintergrund will da partout, dass ich schreibe, dass der Krieg richtig und notwendig sei, und Putin recht habe und gar nicht anders könne. Sagt es aber selbst weder öffentlich, noch explizit mir gegenüber, als ginge es darum, Beweise zu vermeiden. Als ob man wollte, dass ich die Verantwortung für Aussagen übernähme, die man selbst nicht übernehmen will.
Irgendwas ist da faul.
Dazu nämlich kommt, dass mir auch Leute schreiben, die das, nämlich sich damit zu beschäftigen, versucht haben, und das nicht erst aktuell, sondern schon länger. Und die sagen, dass man sich gar nicht belastbar über die Vorgänge im Donbass informieren kann, weil es dazu keine greifbaren Informationen gibt. Wenn das so gelaufen wäre, wie unterstellt wird, hätten die ukrainischen Mörder beim Schlachten sicherlich kaum Zeugen und Journalisten daneben gestellt.
Und gerade solche Gesetze wie das von 2015 kann man auch andersherum lesen: Das Verbot sowjetischer Symbole kann man als naziartig lesen, aber auch im Gegenteil. Denn nicht wenige Leute, stufen das Z, das die da erst auf ihren Panzern hatten und inzwischen auch generell als Symbol verwenden, in seiner Verwendung als dem Hakenkreuz ähnlich ein.
Ich halte es deshalb für verfehlt, sich ein Gesetz – zumal ich kein Ukrainisch kann – ohne Kontext einfach durchzulesen und daraus zu folgern, dass man sie bombardieren muss. Ich würde als Deutscher auch nicht nach der Gesetzgebung unseres Bundestags oder solchen Unfällen wie DSGVO oder „Gute-Kita-Gesetz“ beurteilt werden wollen.
Die Absurdität des Vorgehens
Ich finde das ganze Vorgehen absurd.
Man deckt mich mit Vorwürfen zu, ich solle das und das lesen, mich da und dort informieren, um dann … ja, was eigentlich? Genau ihrer Meinung zu sein, obwohl sie genau die eigentlich gar nicht sagen?
Warum tun sich diese Leute, die alle meinen, dass sie es so viel besser wissen als ich und die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben, nicht einfach zusammen und schreiben das mal nachvollziehbar zusammen? So mit Zeitachse, Zusammenhängen, Quellenangabe, und nicht solche dämlichen Warum-liest-Du-nicht-Vorwürfe?
Warum meinen sie, dass etwas geschrieben werden müsste, verlangen aber von anderen, es für sie zu schreiben, statt es selbst zu tun?
Warum machen sie keine Webseite, auf die sie schreiben, dass es richtig sei, dass der Krieg stattfindet, weil … ab 2014 und so weiter und so fort.
Warum bildet man stattdessen so eine Art Untergrundmeinungsarmee, die mich da so abseits der Öffentlichkeit mit Vorwürfen und Beschimpfungen zudonnert, statt es einfach selbst zu machen?
Irgendwas ist doch da richtig faul. So würde sich doch kein seriöser Mensch, der überzeugt ist, etwas Wichtiges besser zu wissen als andere, wirklich aufführen.